Heuschrecken
„Hör´ mal, wie schön die Grillen zirpen!“ sagt so mancher Spaziergänger an einer wilden Sommerwiese. Aber was zirpt denn da wirklich? Ist es ein Grashüpfer, ein Heupferd oder eine Zikade? Mich muss man da nicht fragen, ich habe keine Ahnung. Ich weiß, dass auch Heimchen zirpen. Wir hatten mal eine in der Umkleidekabine der Schwimmhalle, die sich hinter den Heizungsrohren verbarg. Weil ich die heimischen Insekten jetzt mal genauer unter die Lupe nehme, muss ich mich mit der Einteilung der Schrecken ein bisschen befassen. Ich möchte meinem Motto treu bleiben, dass ich hauptsächlich von meinen Beobachtungen berichte. Aber ganz ohne Bestimmungsbuch geht es nicht. So habe ich herausgefunden, dass „Heuschrecke“ der Überbegriff für die Zirper ist. Zikaden sind eine eigene Sorte, die wohl nicht zirpen, und die ich eher bei den Käfern vorstellen würde, wenn ich mal eine ablichte.
Neben den Geräuschen haben die verschiedenen Heuschrecken zwei Dinge gemeinsam: sie können springen und fliegen, denn sie haben sehr lange Beine und Flügel. Ich bin, wie gesagt, kein Experte, aber der Grashüpfer ist bei uns wohl am verbreitetsten. Er ist nicht sehr groß. Männchen sind nochmal kleiner als Weibchen. Das habe ich nicht aus den Büchern, denn ich habe einen Paarungsakt abgelichtet (auch wenn es sich dabei nicht um einen gewöhnlichen Grashüpfer handelte). Bei der Farbe und Zeichnung gibt es gewaltige Unterschiede, so dass man nie sicher sein kann, welche Sorte Heuschrecke man grade erwischt hat.
Nachgewiesen habe ich das grüne Heupferd, das deutlich längere Flügel hat als der Grashüpfer und irgendwie filigraner aussieht, und den Warzenbeißer, der ein ziemlich großer und kompakter Vertreter der Heuschrecken ist. Dass ich bisher nur ein Mal eine Grille ablichten konnte, mag daran liegen, dass diese überwiegend nachtaktiv sind, genau wie die Eichenschrecke. Und das sind nur die Heuschrecken aus meinem Naturkundebuch. Es gibt es noch sehr viel mehr, und langsam kommen sie mir auch vor die Linse.
Grünes Heupferd
Dieses Insekt ist mit dem Grashüpfer wirklich nicht zu verwechseln. Es ist größer und quietsch-grün! Und es ist aufdringlich! In meinem Garten scheint es mehrere davon zu geben oder einen besonders dreisten Gesellen. Das gezeigte Exemplar kletterte im Mai dieses Jahres am Skateboard meines Sohnes auf meiner Terrasse herum. Und erst vor wenigen Tag hat mich eine dieser Heuschrecken an meinem Arbeitsplatz in meinem Haus „attackiert“. Wo sie her kam, weiß ich nicht, aber sie sprang mir auf die Schulter! Ich habe sie ziemlich panisch „weggewischt“, so dass sie sich verkrochen hat. Am nächsten Tag entdeckte mein Sohn das Insekt auf der Gardinenstange, pflückte es sanft und setzte es in die Freiheit. Da ist es besser aufgehoben. Und mein Sohn war nicht nachtragend, weil es ja schon sein Skateboard ungefragt benutzt hatte.
Warzenbeißer
Warzen sind eine ziemlich lästige, schmerzhafte und hässliche Hautkrankheit, die wohl einen viralen Ursprung hat. Es gibt schulmedizinisch Mittel dagegen. Aber schon in früheren Jahrhunderten wurden Menschen dadurch geplagt, und die Heilkundigen suchten nach Lösungen. Beliebt und erfolgreich war das „Besprechen“ von Warzen. Da ich zu den Menschen gehöre, die trotz Realitätssinn 7 völlig unmögliche Sachen schon vor dem Frühstück glauben können, bin ich ganz sicher, dass es Leute gab, die durch „Besprechen“ Hautkrankheiten heilen konnten. Diese Fähigkeit ist sicher nicht ausgestorben, aber sie passt nicht mehr in unsere Zeit, darum wird sie wohl nicht mehr weiter gegeben. Schade! Eine weitere Methode gegen Warzen war früher wohl das Aufsetzen von besonderen Heuschrecken an die lästigen Pusteln, welche durch ihre Bisse und der Absonderung ihres Speichels angeblich die Warzen veräzten. Ob das stimmt, weiß ich nicht, aber ich kann es mir vorstellen. Jedenfalls hat der Warzenbeißer daher seinen Namen.
Ich habe bisher nur zwei Mal einen Warzenbeißer gesehen: im Juli und September 2017. Er ist eine imposante Erscheinung, kräftig grün und braun gefärbt und ziemlich träge. Auffällig ist sein ausgeprägtes „Nackenschild“, das an eine Ritter-Rüstung erinnert. Bei meinen besten Fotos habe ich noch nicht auf Details geachtet, weil ich von Grillen keine Ahnung hatte. Aber wenn mich nicht alles täuscht, habe ich eine Eiablage fotografiert. Das würde auch erklären, warum das Insekt nicht geflüchtet ist, als ich Fotos machte.
Schön, dass es diese Heuschrecke noch gibt. Im September 2018 sind diese Bilder an der Wiese am See entstanden.
Der Warzenbeißer ist bei weitem nicht so schreckhaft wie seine kleineren Verwandten auf der Wiese. Und er bevorzugt Sandwege! Ein Mal wäre ich fast versehentlich auf einen drauf getreten. Dieses Exemplar vom September 2019 fiel mir wegen der Größe ins Auge, und ich tippte sofort auf den Warzenbeißer. Nur die Farbe stimmte nicht.
Im Internet konnte ich dann nachlesen, dass die Weibchen bei dieser Sorte braun sind. Schön! So habe ich jetzt ein komplettes Paar! Und die Bilder sind ziemlich originell .
Grüner Grashüpfer
Mit dem Grashüpfer hatte ich schon regelmäßig Begegnungen, denn er ist auf der großen Wiese und der Wiese am See zahlreich vertreten. Darum habe ich ihn auch im Verdacht, für die Zirp-Geräusche verantwortlich zu sein. Die meisten Exemplare sind im trockenen Gras gut getarnt, auch wenn sie grün sind (ist ja nicht immer so trocken wie in diesem Jahr). Die grüne Heuschrecken ist ziemlich klein, hat kurze Fühler und außerdem hellbraune Augen.
Langfühler Heuschrecke unbekannt
Keine Ahnung, wie dieses Individuum heißt, denn es ist kein Grashüpfer. Dazu sind die Fühler zu lang. Aber das Bild ist scharf, das Motiv sehenswert, und es ist definitiv eine Heuschrecke!
Italienische Schönschrecke
Ich hielt sie anfangs für einen ganz normalen Grashüpfer, aber bei der Recherche nach dem Grashüpfer mit blauen Flügeln bot mir Google auch „Grashüpfer mit roten Beinen“ an. Da habe ich dann doch mal nachgesehen, und bin auf diese Art gestoßen. Dieses Exemplar war ziemlich groß und fiel mir auf, weil es nicht nur hin und her sprang, sondern auch kurze Stecken flog. Das sieht man selten. Es landete auf dem Weg, und ich ging für ein Foto in die Hocke, als mein Hund mich überholte und dabei auf den Hüpfer trat. Nun, mein Hund ist nur mittelgroß, aber das Insekt wurde nicht beschädigt. Es musste nur seine (schönen roten) Hinterbeine neu sortieren. Sehr robust, diese Spezies!
Die Namensherkunft bleibt mir ein Rätsel, denn ich lebe nicht in Italien, und die Schrecke ist auch nicht wesentlich schöner als andere (dafür größer). Stellt sich die Frage, ob Italiener rote Beine haben oder gerne rote Strümpfe tragen, aber das halte ich auch nicht für wahrscheinlich.
Im September traf ich diese Spezies wieder. Sie ist durch ihre Größe aber leicht zu entdecken, und die Bilder werden schön scharf. An dieser Stelle möchte ich mal auf den Nackenschild hinweisen, der einen Kiel hat, zart weiß berandet ist und an eine Ritterrüstung erinnert. An diesem Merkmal erkenne ich diese Heuschrecke jetzt ziemlich sicher, denn die roten Beine sind selten zu sehen.
Auf dem zweiten Bild sind die Fühler schön von der Sonne angestrahlt und wirken auch rötlich.
Nachtrag 2019: Diese Sorte kennen ich schon vom letzten Jahr, aber weil sie sich vom Sandboden besser abhebt als vom trockenen Gras, liefere ich mal ein Bild nach.
Blauflügelige Ödlandschrecke
Schon letztes Jahr im August habe ich zwei Heuschrecken bei der Paarung fotografiert. Ich bearbeite meine Fotos nicht bei den Farben und nur selten bei der Helligkeit. Also kann ich beschwören, dass der Hinterleib des Männchens wirklich blau war. Und die Beine irgendwie auch. Es kletterte etwas umständlich auf das deutlich größere Weibchen und blieb eine Weile sitzen. Das Weibchen war ziemlich unbeeindruckt und krabbelte mit dem Partner etwas ziellos durch die Gegend. Leider werden mit dem Teleobjektiv die Bilder zwar größer, aber ich habe selten alle Zielobjekte im Fokus scharf. Ich finde sie trotzdem sehr anschaulich und gelungen. Und hielt sie zunächst für normale Grashüpfer.
Und bei der Sichtung meiner Heuschreckenfotos habe ich dann noch diesen Schnappschuss entdeckt. Hier bohrt ein Hüpfer so demonstrativ seinen Hinterleib in den Boden, dass es sich nur um eine Eiablage handeln kann. Anhand der Färbung und Größe tippe ich auch auf den "Blauflügler".
Seit ich mich in die Bläulinge verliebt habe, halte ich auch nach kleinen Insekten Ausschau und habe schon so manchen sonderbaren Fund gemacht. Ende August 2018 bemerkte ich erstmalig ein fliegendes Insekt, das sehr scheu war und definitiv nicht an Blüten naschte. Es war etwas kleiner als ein Kohlweißling und hatte große blaue Flügel. Das Blau war nicht knallig und fast türkis. Aber der Flug erinnerte nicht an einen Schmetterling. Trotzdem tippte ich zunächst auf einen Nachtfalter. Im September verfolgte ich den Unbekannten, denn im Flug war er nicht zu übersehen. Aber egal, wo er landete: in Ruhe war er unsichtbar. Meine Hartnäckigkeit wurde belohnt. Irgendwann wusste ich die Stelle, auf der er saß und machte Fotos. Zu Hause am PC war ich sehr überrascht, dass ich eine graue Heuschrecke abgelichtet hatte.
Aber wozu gibt es das Internet? „Heuschrecke mit blauen Flügeln“ ergab gleich 2 Treffer. Die blauflügelige Ödlandschrecke und die blauflügelige Sandschrecke. Bei Wikipedia war dann das sichere Unterscheidungsmerkmal beschrieben: das Nackenschild der Sandschrecke hat keinen „Längshügel“ oder Kiel. Nun, was das anging, waren meine Fotos aussagekräftig! Darum sorry, dass ich keinen farbenfrohen Wiesenbewohner vorstelle, sondern nur eine graue Heuschrecke. Aber ich schwöre, dass dieses Fotoobjekt blaugrün leuchtet, wenn es kurze Strecken fliegt.
Steppengrashüpfer
Ich war schon ein bisschen enttäuscht, dass mir die Bestimmung dieses Insektes so schwer fiel. Schließlich hatte ich am Vortag spielend die blauflügeligen Ödlandschrecke identifiziert. Aber auch bei den Heuschrecken-Arten handelt es sich um eine diffizile Wissenschaft, bei der man als Laie nicht mal so eben einsteigen kann. Trotzdem bin ich ziemlich sicher, mein Fotoobjekt richtig zu benennen.
Dieser Hüpfer ist ziemlich klein, vielleicht so 4 cm lang, und träge. Weil er sich im Gras vor mir verstecken wollte, musste ich ihn mehrfach aufschrecken, bis er sich endlich für ein paar Fotos „frei machte“. Denn ohne scharfe Bilder kann ich Neulinge gar nicht zuordnen.
Unbekannter Grashüpfer
Dieses kleine, vielleicht 4 cm lange Exemplar habe an der großen Wiese abgelichtet und dachte, die Merkmale wären ausreichend für eine Bestimmung. Waren sie aber leider nicht! Also habe ich entweder einen gewöhnlichen Grashüpfer entdeckt oder einen andersfarbigen Freund der Gattung Steppengrashüfer, oder ich bin einfach in Sachen Recherche noch nicht fit genug. Jedenfalls hat er kurze Fühler, ein Erkennungsmerkmal, dass mir jetzt schon geläufig ist. Wird Zeit für einen Ausflug ins Naturkundemuseum!
Unbekannter Grashüpfer 2
Dieses Exemplar ist eher mittelgroß und hat eigentlich eine ganz markante Zeichnung und Färbung, aber mit den gängigen Suchkriterien habe ich keinen Treffer gelandet. Aber weil die Bilder schön geworden sind, stelle ich meinen Neuling von der Wiese am See vor. Schön für die Heuschrecken, dass es im September noch so viele trockene, sonnige Tage gibt.
Brauner Grashüpfer
Mein Naturkundebuch hat mich informiert, dass es Grashüpfer in allen möglichen Färbungen gibt. Damit hat es sicher Recht, aber die Arten haben alle verschiedene Namen. Bei diesem Exemplar waren die Heuschreckenkundler aber wenig einfallsreich. Vorausgesetzt, dass meine Bestimmungen richtig sind, heißt es wirklich einfach „brauner Grashüpfer“. Gesichtet im September 2018 an der Wiese am See (Heuschreckenparadies).
Heidegrashüpfer
Ich behaupte jetzt mal, den Heidegrashüpfer entdeckt zu haben, denn der leuchtend orange Po war ein gutes Suchkriterium, und die Bilder im Net ähnelten meinen. Das Insekt ist eher klein, vielleicht so 2 cm lang. Und es zirpte leidenschaftlich im September 2018 am See. In einem anderen Zusammenhang habe ich nochmal den Steppengrashüpfer gegoogelt, und dem sieht mein Neuling irgendwie auch ein bisschen ähnlich. Allerdings habe ich ihn wenige Tage vorher komplett ohne Orangefärbung gesichtet. Nun, ich muss mich irgendwie festlegen und fände es einfach schön, wenn ich einen weiteren Kandidaten im Sortiment hätte.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich ziemlich froh bin, dass wir in unseren Breitengraden keine Wanderheuschrecken haben, die invasionsartig einfallen, den Himmel verdunkeln, alles abgrasen, was die Natur an Pflanzen anbietet und ein totes Feld der Verwüstung hinterlassen. Möchte wissen, warum sich das im Laufe der Evolution als günstig erwiesen hat. Aber zum Glück nicht bei uns. Unsere Heuschrecken mögen mit ihrem „Sägen“ vielleicht manchen Camper wach halten, doch ich mag diese Geräusche, denn sie sind der Inbegriff des Sommers. Und diese Insekten sind optisch und motorisch wirklich originell. Vielleicht entdecke ich ja noch ein paar neue Arten!
Gemeiner Grashüpfer
Als ich diesen kleinen, pinkfarbenen Hüpfer Anfang August 2019 auf der Straße am Feld entdeckte, war ich echt begeistert. Es schien ein Exot zu sein, den ich im Internet sicher leicht bestimmen konnte. Und tatsächlich hatte ich einige Treffer, aber die Zuordnung war dann doch nicht so einfach. Es gibt einfach zu viele (Pseudo-) Experten. Dass es sich wirklich um einen „gemeinen“ Grashüpfer handeln sollte, bezweifelte ich zunächst, aber es wurde angenommen, dass es sich bei dieser Farbvariante um eine ähnliches Phänomen handelte wie bei Albinos. Das klang logisch. Also lege ich mich fest: Kein Exot, nur eine Normvariante!
Unbekannter Grashüpfer 3
Die folgende Heuschrecke hat mein Hund verscheucht, bevor ich ein besseres Bild machen konnte. Sie war ziemlich klein und ähnelte keiner der Arten, die ich bisher bestimmen konnte. Darum stelle ich sie als „unbekannten Neuling“ vor.
Keulenschrecke
Dieses Exemplar habe ich an der Wiese am See im Juni 2019 fotografiert. Es war größer als die anderen und sehr kontrastreich gezeichnet. Auch hier war die Bestimmung nicht ganz so einfach. Ich vermute (unter Ausschluss anderer Kriterien), dass es sich um eine Keulenschrecke handelt. Von denen gibt es auch mehrere Arten, aber da möchte ich mich jetzt nicht festlegen.
Blauflügelige Sandschrecke
Vielleicht handelt es sich bei dieser Heuschrecke auch um die mir schön bekannte „Ödlandschrecke“, aber ich sehe da einige Unterschiede. Und da ich ja immer noch nicht den Anspruch auf wissenschaftliche Genauigkeit erhebe, zeige ich diese Bilder unter einer neuen Überschrift. Die Bilder sind von Juni und August 2019 von der Wiese am See.
Feldgrille
Auch wenn die Menge der Insekten in diesem Jahr (2019) immer weiter abnimmt, so sind wenigstens die Heuschrecken zahlreich vertreten. Sowohl an der großen Wiese als auch an der Wiese am See springen und fliegen sie wie verrückt, wenn mein Hund und ich des Wegs kommen. Ich erkenne viele Arten vom letzten Jahr wieder. Die Feldgrille hat mein Sohn für mich entdeckt. Sie scheint nicht häufig vorzukommen, denn im Gegensatz zu den anderen, gut getarnten Schrecken ist sie auffällig schwarz und darum eigentlich schwer zu übersehen. Die Bilder sind vom Juli.