Spechte
Egal, in welches Naturschutzgebiet man kommt, in dem es Spechte gibt, man findet eine Schautafel mit den Arten. Gut, mit dem Weißrücken- oder Dreizehenspecht prahlt keine Region, aber zuverlässig wird mit Mittel- und Kleinspecht geworben. Diese sollen allerdings selten sein und sich überwiegend in den Baumkronen tummeln. Kann man leicht behaupten, denn diese Gefilde sind in der Regel schwer einzusehen, auch mit einem Fernglas. Denn die bei uns vorrangig vorkommenden Kiefern sind gerne 15 hoch, und die Kronen sind dicht. Und dann sind diese Spechte auch noch winzig. Darum glaubte ich lange nicht, dass wir sie hier bei uns haben, bis ich nicht selbst einen vor die Linse bekommen hätte.
Das mit den Größenangaben bei Spechten ist auch so eine Sache. Da wird zum Beispiel gesagt, der Grünspecht wäre groß. Na, ja, das ist relativ. Ich habe zwar auch schon Exemplare gesehen, die wirkten größer als der Schwarzspecht, aber die meisten sind kaum größer als eine Amsel. Und Buntspechte gibt es bei uns auch von der Größe eines Stares bis zu der eines Eichelhähers. Jedes Mal, wenn ich in der Vergangenheit einen kleinen Specht knipste, war ich voll Vorfreude, denn irgendwann musste mir doch mal ein Mittelspecht begegnen. Aber die Attribute entsprachen leider immer nur der Sorte, die ich schon kannte.
Am Pfefferfließ, der unerschöpflichen Wundertüte, habe ich dann im Februar wirklich einen Kleinspecht gesichtet. Und er tat mir den einzigartigen Gefallen und blieb ewig in einem unbelaubten Baum beschäftigt. 400 Fotos habe ich gemacht, und die meisten lohnten eine Vergrößerung. Dass auch noch die Sonne schien war wohl die Entschädigung dafür, dass ich so viele Jahre nach diesem Vogel gesucht habe.
Die seltenen Spechte machen es mir in der Regel nicht so einfach. Dafür ist der Buntspecht aber ein aktiver Geselle, der mir immer wieder neue Motive beschert. Leider habe ich bei keinem meiner Spechtarten bisher eine Bruthöhle entdeckt. Es gibt diverse, ziemlich zerlöcherte, alte Birken, die ich im Frühjahr immer im Auge behalte. Aber diese Bruthöhlen sind scheinbar schon seit Jahren verlassen. Kann ich gut verstehen. Wer möchte seinen Nachwuchs schon in einer Ruine großziehen?