Wild-Camping

Dieses Thema brennt mir seit Jahren auf der Seele, und ich muss mich sehr beherrschen, um es sachlich zu reflektieren und nicht einfach los zu meckern bzw. die Wildcamper zu beschimpfen. Also versuche ich mal, diese Menschen zur Einsicht zu bringen.

In Schweden gibt es das „Jedermanns-Recht“, was besagt, dass man überall für eine Nacht sein Zelt aufstellen darf. Es ist natürlich nicht so, dass jeder Schwede entzückt ist, wenn er morgens aufwacht und in seinem Vorgarten ein Zelt stehen sieht. So ist das Recht ja auch nicht gemeint, und gut erzogene Wanderer fragen den Bauern, wo ihr Zelt stehen darf, wenn es denn unbedingt auf seinem Grundstück stehen muss.

In Deutschland gibt es dieses Recht nicht. Niemand darf einfach ein Zelt aufstellen, außer in seinem eigenen Garten. Wer zelten will, muss einen Campingplatz aufsuchen und für den Stellplatz bezahlen. Dafür kann er sanitäre Einrichtungen nutzen, und das ist gut für die Umwelt. Es gibt aber außer dem „Campen“ noch den Tatbestand des „Lagerns“. Das ist eigentlich das Gleiche, außer dass das Zelt keinen Boden hat. Ein Lager schützt vor Wind und Wetter, und das darf man überall aufbauen.

Als ich mein Haus gekauft habe, gab es einen Steg am See, der zu unserem Grundstück gehörte (obwohl der zum Steg gehörige Uferabschnitt anderen Privatleuten gehörte). Der Steg war bereits etwas in die Jahre gekommen, aber eine Nachbarin, die schon in Rente ist, pflegte ihn und markierte ihn mit Farbe als Privat-Steg. Das interessierte aber leider keine Sau. Im Sommer wurde er regelmäßig von auswärtigen Badegästen belagert, die gerne auch mal ihren Hund auf uns losließen, mit dem Hinweis, dieser verteidige nur „sein“ Territorium. Das hätte man sicher dulden können, denn es war noch genug Platz, um neben dem Steg zu baden. Aber leider übernachteten gerne mal einige Leute auf dem Steg und machten auf dem Steg nachts ein Feuer. Es war ein Holzsteg! Sehr schlau! Irgendwann war meine Nachbarin es leid, jedes Jahr mehrfach den Steg mit neuen Holzdielen zu versorgen, so dass er immer mehr verfiel und die Gemeinde ihn abreißen ließ. Die wilde Badestelle, die nur zu Fuß oder mit dem Rad zugänglich war, wurde aber weiter genutzt.

Vor einigen Jahren wurde die Dorfstraße saniert. Damit die Dorfbewohner keine großen Umwege fahren mussten, wurde der Sandweg am Ufer für Autos passierbar gemacht. Ich glaube nicht, dass diese Maßnahme einer Prüfung durch das Umweltbundesamt standgehalten hätte, aber die Betroffenen machten es einfach. Sie zerstörten sogar Anpflanzungen, die unübersehbar zu privaten Grundstücken gehörten, und warfen die gerodeten Äste und Stämme gnadenlos den Anliegern zur Entsorgung über den Zaun. Ich hätte mir das nicht gefallen lassen. Leider versäumten sie es auch, den Sandweg wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurück zu versetzen (also unbefahrbar für Autos), als die Dorfstraßensanierung abgeschlossen war. Als Dankeschön haben wir jetzt regelmäßig von April bis Oktober auf den Wiesen und im Unterholz parkende Autos am Seeufer. Und Wildcamper!

Ja, es sind Wildcamper und keine „Lagerer“, die ihre Zeltstädte tagelang bewohnen, auch wenn die Zelte keinen Boden haben. Sie schlafen ja auch nicht auf dem Boden, sondern auf Feldbetten. Und sie machen abends Lagerfeuer, obwohl manchmal Waldbrandstufe 5 besteht. Sie rücken an mit mehreren Autos mit großem Kofferraum und sogar mit Anhängern, die tagelang die Vegetation der Wiese oder des Uferbereichs plattdrücken und vielleicht sogar Öl verlieren. Sie breiten sich am ganzen zugänglichen Ufer aus, und wenn der Platz nicht reicht, zerstören sie kleine Bäume und Büsche und Bereiche vom Schilfgürtel. Und sie lassen niemanden an den See. Da fallen schon mal derbe Worte und Drohungen, wenn harmlose Spaziergänger oder Badegäste sich nähern. Als ob ihnen des Areal gehören würde! Dabei sind sie es, die sich widerrechtlich auf privatem Boden aufhalten und die Natur schädigen. Sie haben natürlich keine Chemie-Klos dabei, denn wenn sie weg sind, findet man im unzugänglicheren Teil des Ufers flächendeckend verschmierte Taschentücher. Und es stinkt nach Fäkalien. Außerdem werden Abfälle zurück gelassen, viele Zigarettenkippen und natürlich die Reste vom Holzkohlengrill. Im vorletzten Jahr hatten die letzten Dauercamper wirklich die Dreistigkeit, 3 große blaue Müllsäcke am Ufer zurückzulassen! Als ob die irgendjemand dort abholen würde! Nach einer Woche waren die Säcke von Wildtieren komplett zerfetzt worden, weil deren Inhalt wahrscheinlich verlockend nach Essensresten roch. Die „erbeuteten“ Plastikfolien findet man bis heute immer wieder an irgendeiner Stelle in der Natur. Danke an die auswärtigen „Naturfreunde“, die ihren Müll so umweltfreundlich und intelligent in dünne Säcke verpackt und dagelassen haben! Sollen sich doch andere Idioten um die Entsorgung kümmern. Bis zum nächsten Frühjahr, wenn sie wieder kommen werden, wird sich schon ein Trottel dazu erbarmt haben!

Es handelt sich bei diesen ungewöhnlich egoistischen und umweltzerstörenden Mitmenschen NICHT um Jugendliche, die mal ein bisschen „Party machen“ wollen. Das könnte man vielleicht noch tolerieren, denn es wäre ja immer nur mal für eine  Nacht, und wir waren ja auch mal alle jung und unbekümmert. Nein, das sind erwachsene Menschen, die reichlich Geld haben, denn die Protzautos und natürlich die Qualität des Equipments sprechen da eine unmissverständliche Sprache. Sie könnten sich die Gebühr für einen Campingplatz leisten. Aber das ist es ja nicht, was sie suchen! Sie wollen ja nicht campen. Sie wollen in der „ursprünglichen Natur“ mit ihrer Hightec-Ausrüstung den Hauch von Freiheit und Abenteuer spüren, natürlich ohne nass zu werden, zu frieren oder zu hungern. Sie bringen die Zivilisation mit all ihren Vorteilen an einen naturbelassenen Ort, biegen sich diesen nach ihren Bedürfnissen zurecht und lassen ihren Dreck zurück. Da muss die Rohrdommel eben mal ein paar Meter weiter ziehen mit ihrem Nest! Kann doch nicht so schwer sein.

Frage: „Was passiert danach mit dem Ort?“

Antwort des Wildcampers: „ Mir doch egal! Ist ja nicht meine Schuld, dass morgen die nächsten `Nachtangler´ kommen und eine Woche bleiben.“

 Und nächste Woche wieder andere. So lange, bis der Ort nichts Naturbelassenes mehr hat. Fische gibt es in dem flachen Wasser sowieso fast gar nicht. Mir kommen die Tränen bei soviel Ignoranz zulasten der Natur!

Im Frühjahr war ich zu einer privaten Fotoexkursion an einem See etwa 15 km entfernt, an dem ich vor vielen  Jahren mit den Kindern mal zum Baden war. Ich parkte (wie damals) am Straßenrand und machte mich auf den ziemlich langen Weg zum See. Es gab an drei Stellen rund um den See die mir so vertrauten „Lager“. Es stand immer mindestens ein Auto dabei, obwohl es an allen Zugängen zum See Schilder gibt, die das Befahren der Wege und das Parken am See verbieten, und überhaupt das gesamte Areal als Privatbesitz kennzeichnen. Es gab immer mindestens ein Zelt. Und mindestens eine Person aus den Gruppen stand rauchend im Morgenlicht. Das Problem ist wohl verbreiteter, als ich dachte!

Liebe „Naturfreunde“! Das, was ihr da macht, ist nicht okay! Nur, weil kein Polizist Euer Treiben stört, heißt es nicht, dass Ihr das dürft. Die Polizei muss Verbrecher fangen, keine Idioten. Benutzt bitte mal Euer Gehirn zum vernünftigen Denken, dann wird Euch vielleicht klar, dass es seine Gründe hat, warum ursprüngliche Natur so schön ist und gut riecht. Nämlich einfach, weil keine ignoranten Menschen sie kaputt gemacht und zugemüllt haben. Und das solltet Ihr auch nicht tun! Ihr seid niemals die Einzigen, die sich einen kleinen „Vorteil“ verschaffen. Es kommen immer noch andere danach, und dann seid Ihr Teil einer Summe! Das müsst Ihr dann mit Eurem Gewissen ausmachen. Sagt mir nicht, dass Euch Umweltschutz egal ist, und Ihr dann eben woanders hinfahrt mit Euren teuren Automobilen und dort die Natur zerstört. Es wird Euch keinen Spaß mehr machen!