Wintergoldhähnchen

Vorkommen:

Im Wald und an der großen Wiese seit 2016 wirklich nur im Winter anzutreffen (ausnahmsweise mal im November und März gesichtet), in größeren Gruppen (auch mit Sommergoldhähnchen und Zeisigen gemischt), meistens in Nadelbäumen, seltener auf jungen Laubbäumen

Merkmale:

Winziger, pummeliger, sehr hektischer Vogel, der pausenlos leise vor sich hin piepst, überwiegend gräulich, gelber, schwarz gesäumter Scheitelstrich (sicherstes Merkmal), beim Männchen ist der Scheitel in der Mitte sogar orange, was man aber nicht immer sehen kann, Rücken und Flügel olivgrün, Flügel auch mit gelben, schwarzen und weißen Anteilen, kurzer Gabelschwanz, kurzer, spitzer, schwarzer Schnabel, „Schnabelverlängerung“ am Hals durch einen nach unten gezogenen schwarzen Strich (Vogel sieht darum immer „beleidigt“ und missgelaunt aus), Aufhellung um die schwarzen Knopfaugen, hellbraune Beine und orange Füße

Nahrungsverhalten:

Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, er sucht zwischen den Nadeln nach kleinen Insekten. Für Samen jeder Art wäre der Schnabel unterdimensioniert

Begegnungen:

Die Namen der häufig vorkommenden heimischen Vögel sind in Regel ziemlich schlicht und haben wenige Silben. Drossel, Meise, Fink, Möwe, Reiher, Star, Krähe – alles kurze Bezeichnungen. Um sie zu unterscheiden, werden Attribute hinzugefügt, die sich auf Farbe, Vorkommen oder Freßgewohnheiten beziehen, wie BLAU-Meise, FELD-Sperling oder DISTEL-Fink. Was die Namensgeber beim Wintergoldhähnchen geraucht haben, würde ich gerne wissen. Nachvollziehen kann ich (mit viel gutem Willen) das „Gold“, denn die Vögel haben einen gelben Streifen auf dem Kopf. Und „-chen“ ist eine Verniedlichungsform, die zutrifft, weil der Vogel winzig klein ist. Aber warum „Winter“? Die Vögel leben auch im Sommer und sehen dann genauso bunt aus wie bei Frost. Und warum „Hahn“? Dieser Vogel kräht nicht, er piepst nur kurz und leise, dafür aber eigentlich immer. Und richtige Hähne sind außerdem ziemlich groß.

Meine erste Begegnung mit diesem putzigen Piepmatz hatte ich an einem tristen Frühwintertag im Wald. Zu dieser Jahreszeit sind die meisten Vögel eher leise und unauffällig. An einigen jungen Bäumchen, kaum höher als 2 Meter, mit Ästchen, kaum dicker als Zahnstocher, hüpften kleine Vögel herum und piepsten zart, aber ausdauernd vor sich hin. Ohne das Piepsen im sonst lautlosen Wald hätte ich sie wahrscheinlich nicht bemerkt. Sie waren unglaublich schnell und hektisch, aber sie blieben lange am gleichen Bäumchen und turnten durch die Zweiglein, aufrecht und kopfüber, auch an den Unterseiten der Äste. Das Licht war zu schlecht, um gute Fotos zu machen, und ein Teleobjektiv hatte ich noch nicht. Die meisten Bilder waren unscharf, aber auf einem war eindeutig der gelbe Kopfstreifen zu erkennen. So konnte ich meinen winzigen, neuen Freund identifizieren. Es gibt übrigens auch ein Sommergoldhähnchen, das eine andere Kopfzeichnung hat. Aber warum man zwei ziemlich identische Vögel unterscheidet, weil einige Streifen anderes sind, werde ich nie verstehen.

In den weiten Wochen und Monaten lauschte ich gezielt auf das charakteristische Piepsen. Es war immer mal wieder zu hören, auch auf unserem zugewucherten Nachbargrundstück, aber ich konnte das Wintergoldhähnchen nicht mehr entdecken oder fotografieren.

 

 

An einem sonnigen, warmen Tag Ende März musste ich mit meinem Hund den zahlreichen Spaziergängern, Radfahrern und Joggern ausweichen und überquerte die große Wiese, um mich dann auf einen Baumstamm am Waldrand zu setzen und meinen Rüssel in die Sonne zu halten. Da hörte ich wieder das Piepsen. Das Licht war optimal, ich hatte mein Teleobjektiv und ZEIT (der Hund beschäftigt sich auf der großen Wiese alleine). Ziemlich schnell konnte ich die kleinen Vögel ausmachen. Ich machte 350 Fotos! Das bedeutet nicht, dass ich 350 Starfotos hatte, im Gegenteil.

 

Das Hähnchen ist, wie schon oben erwähnt, ein unglaublich hektischer Geselle. Selbst mit dem „Sportmodus“, mit dem man 3 Bilder pro Sekunde schießen kann, hatte ich nicht ein einziges Mal zwei identische Bilder. Gerne flatterte der Winzling aus dem Fokus, versteckte sich hinter Zweigen oder drehte mir den Hintern zu. Aber er blieb in der Regel im Bildausschnitt. Darum bekam ich auch viele Flugfotos, denn das Wintergoldhähnchen benimmt sich gerne mal wie ein Kolibri.

Welche Nahrung er zwischen den Kieferästen zu sich genommen hat, konnte ich jedoch beim besten Willen nicht erkennen. Ich bin mir auch sicher, dass ich nicht die ganzen 15 Minuten den gleichen Vogel im Visier hatte, denn ich hörte mehrere Piepser, und wenn sie dann doch mal ganz aus meinem Blick verschwanden, war es schwer zu sagen, ob mein nächstes Sichtobjekt das Gleiche war wie vorher. Jedenfalls hat es viel Spaß gemacht – das Fotografieren und das Auswerten der Bilder. Dieser Vogel  ist noch 1000 x akrobatischer als die Meisen und einfach unwiderstehlich!

 

Dann machte Vogel seinem Namen alle Ehre und wurde unsichtbar bis zum Januar 2017.

Jetzt sah ich das Wintergoldhähnchen wieder regelmäßig, sowohl im Wald (da wurden Bilder eher mies) als auch an der großen Wiese. Ich stelle jetzt nur die ungewöhnlichen Bilder vor. Und da fiel mir die Auswahl schon schwer.

Im Februar 2017 befand sich der Schwarm am Feld, das an der südlichen Seite an den „Heimat“-Wald grenzt. Die Sonne schien auf den Waldrand, und die kleinen Gesellen hatten sich in die bodennahen Gefilde herab begeben.  So hatte ich erstmalig zwei Goldhähnchen dicht nebeneinander auf einem Bild, so dass beide (fast) scharf getroffen waren.  Auf einem anderen Foto fiel mir auf, dass sich in dem typischen gelben Kopfscheitel  ein oranger Streifen abzeichnete. In meinem schlauen Vogelbuch war dann auch wirklich erwähnt, dass der Streifen bei den Männchen vorkommt, aber nicht immer sichtbar ist. Nun, das kann ich jetzt bestätigen.

Anfangs habe ich schon erwähnt, dass das Wintergoldhähnchen sich auch gelegentlich in meinem Garten sehen lässt. Da die Fotos aber nicht schärfer oder sensationeller waren als die bisherigen, habe ich bisher darauf verzichtet, meine Seite damit zu schmücken. Im Januar 2018 aber gelangen mir ein paar wirklich sehr schöne Bilder, darum füge ich sie jetzt noch dazu. Ich möchte aber nochmal ausdrücklich erwähnen, dass ich geschätzt noch 500 Fotos habe, die auch sehenswert wären, weil der Vogel einfach auf jedem Bild eine andere Haltung hat oder auf besondere Weise an einem Ast hängt oder lustig und originell aussieht. Er gehört definitiv zu meinen Top-Ten-Lieblingen. Aber es gibt ja nicht nur das Goldhähnchen!