Raubwürger

Vorkommen:

Seit 2016 angetroffen an der großen Wiese und am Seediner See, abgelichtet im Januar, August und November, zuletzt im November 2018, auch am Fließ

Merkmale:

Etwas kleiner als eine Amsel, weißer Vogel mit einer grauen Kappe und einer kontrastreich abgesetzten, breiten, schwarzen Augenbinde (wie eine Zorro-Maske), kräftiger, schwarzer Schnabel mit einem kleinen Haken am Ende, dunkle Füße, langer, schwarzer Schwanz (Oberseite, Unterseite ist weiß), sitzt gerne auf oberen Zweigen kleiner Bäume, verschmäht aber auch die hohen Bäume nicht

Begegnungen:

Wieder ein neuer Vogel in meiner Sammlung, und er ist ein echter Zufallsfund. Denn die Fotos besitze ich schon einige Monate. Jetzt im Januar schneit es oft, was mich persönlich sehr freut. Leider wird das Fotografieren damit etwas erschwert, denn bei zu viel Schnee stellt sich meine Kamera nicht unbedingt auf das gewünschte Objekt scharf (sondern versucht stattdessen, die Flocken zu treffen, was natürlich nicht gelingt). Außerdem löst sie bei zu viel Feuchtigkeit gerne auch mal gar nicht aus. Als ich also einen Vogel auf einem kahlen Baum anvisierte, den ich als Neuntöter identifizierte, gelang mir nur ein Bild, und das war auch noch unscharf. Da ich genug Neuntöterbilder habe, war ich nicht zu frustriert. Ich hatte den Neuntöter zwar kleiner in Erinnerung gehabt, doch irgendwie fand ich das nicht suspekt genug, um mal nachzuhaken.

Ich habe mich daran gemacht, Texte über die Jahreszeiten zu schreiben. Um keinen Vogel zu vergessen, der zurzeit nicht auffindbar ist, blätterte ich mein Vogelbuch durch und stieß auf den Raubwürger. Er sieht dem Neuntöter sehr ähnlich, was die Gesichtszeichung angeht, allerdings hat er keinen rostroten Rücken, und er ist vor allem –deutlich größer! Panisch sah ich nach, ob ich das unscharfe Bild nicht vielleicht doch irgendwo gespeichert hatte. Das war natürlich nicht der Fall, aber bei der Durchsicht meiner Fotos im Neuntöter-Album stellte ich fest, dass ich schon 3 x den Raubwürger falsch eingeordnet hatte. Und von jetzt ab passe ich besser auf!

Übrigens haben beide Würger durchaus ähnliche Verhaltensmuster. Sie sitzen gerne ganz oben in den kleineren Bäumen (Lieblingsbaum: Mehlbeere), drehen dabei der Kopf in alle Himmelsrichtungen und sind wenig scheu. Leider habe ich ihn bisher immer nur einzeln erwischt.

Obwohl der Raubwürger ganzjährig bei uns leben soll, habe ich ihn bisher nur selten gesehen. Darum bin ich schon ein bisschen stolz, als mir Anfang November 2018 ein Vogel am Feld auffiel, der hoch oben in einem der (noch recht kleinen) Ahornbäume saß. Ich wusste sofort, wer er war, obwohl das Licht eine Identifizierung nicht grade erleichterte. Er flog auf, bevor ich die Kamera zücken konnte, landete aber wenige Minuten später in einem anderen Baum am Feldrand.

Dann flog er auf und ich knipste auf „gut Glück“ drauf los. Eigentlich hatte ich keine besonderen Bilder erwartet, denn es war bedeckt. Aber tatsächlich bekam ich ganz anständige Ergebnisse (sogar mit beute im Schnabel) und eine neue Erkenntnis über das Flugverhalten des Raubwürgers. Mit einem kräftigen Flügelschlag, durch den sich der Vogel um 45° nach oben aufrichtet, schwingt er sich in die Höhe, um dann die Flügel anzulegen und wieder etwas hinab zu gleiten. Er hat darum eine wellenförmige Flugbahn (wie der Specht).

 

Er schlägt wenig mit den Flügeln, aber auf meinen Bildern kann man die weiße Binde am vorderen Flügelansatz gut erkennen. Gut zu sehen auch die lange, schwarze Schwanzoberseite.

 

Dieser Vogel war hungrig, und erbeutete in den 10 Minuten, die ich ihn beobachten konnte, zwei Mal ein Insekt. Hier sehen wir ihn beim Anflug an die Beute, die er Sekunden später an seinen Ausgangspunkt zurück brachte, um sie zu verspeisen.

 

Satt und zufrieden blieb er noch lange an seinem Platz sitzen und zeigte sich von allen Seiten. Ich ließ ihn dann in Ruhe und ging, denn es wäre schön, wenn er sich nicht gestört fühlt und wieder kommt.

Nur wenige Tage später entdeckte ich den Raubwürger dann auch am Fließ. Die Bilder waren zwar nicht brillanter als meine bisherigen, aber der Vogel saß malerisch in der Sonne auf einem ziemlich hohen Baum. Und von unten wirkte er fast komplett weiß. Zwei Bilder muss ich einfach zeigen.