Fitis
Vorkommen:
Im Wald an meinem Haus, bisher nur 1 x im Mai 2017 entdeckt, aber dann doch öfter
Merkmale:
Kleiner, unscheinbarer Vogel, gräulichgrün, Bauch etwas heller, Brust hellgelb, deutlichter Überaugenstreif
Begegnung:
Es war erst ein paar Wochen her, dass ich den „Zwillingsbruder“ des Fitis, den Zilpzalp entdeckt hatte. Und wer meinen Text über den Zilpzalp gelesen hat, weiß, dass ich diese beiden Vögel bisher gar nicht auf dem Plan hatte. Inzwischen höre ich den Zilpzalp JEDEN Tag in meinem Garten, weil ich endlich den Unterschied zu den Rufen der Kohlmeise realisiert habe. Irgendwie scheint mein uraltes Vogelbuch Recht zu haben: über den Gesang entdeckt und bestimmt man die Vögel.
Doch es gab noch einen Vogel in meinem Garten und im angrenzenden Wald, den ich schon hundert Mal gehört habe. Und seinen Ruf konnte ich bisher keinem mir bekannten Vogel zuordnen. Es ist nämlich nur ein kurzes und ziemlich leises „pfüt-tüt“. Der dazugehörige Vogel war bisher nie zu sehen, bis zu einem Tag im Mai. Da turnte ein kleiner, unauffälliger Vogel mit diesen Lauten in den jungen Bäumen am Waldrand herum. Wie schon zig Mal erwähnt, ist es schwierig, im Mai Vögel in den Bäumen zu fotografieren, weil das Laub schon so weit ausgetrieben ist. Aber dieser Vogel machte es mir leicht und besuchte netterweise zwischendurch auch mal ein paar abgestorbene Zweige. So wurden wirklich einige der Bilder scharf. Am PC half mir das aber nicht weiter, denn der Vogel hätte rein optisch sowohl ein Seidensänger, ein Zilpzalp und sogar ein Waldlaubsänger sein können, obwohl Letzterer einen gelben Überaugenstreif hat. Aber das war in dem Licht nicht sicher zu bestimmen.
Also: ganz grundsätzlich freue ich mich über jeden neuen Vogel, aber ich habe schon so viele Vögel nachgewiesen, dass ich nicht mit „Brachialgewalt“ meine Anzahl der heimischen Vögel erhöhen muss. Wenn ich mir anhand des Gesangs nicht sicher gewesen wäre, dass dieser Vogel keiner aus meiner bisherigen Sammlung ist, hätte ich gar nicht weiter nachgeforscht. Was mich letztendlich überzeugte, einen Fitis erwischt zu haben, war nicht der hellere und deutlichere Überaugenstreif (NABU Definition) sondern der gelbliche Schnabel, der auf einigen Bildern ganz deutlich zu sehen war. Und die Beine waren zwar nicht wirklich gelblich-orange, aber definitiv auch nicht so dunkelgrau wie die des Zilpzalp auf meinen Fotos. Zudem wippte mein Exemplar nicht mit dem Bürzel, wie es ja die Angewohnheit des Zilpzalp sein soll. Alternativen gab es nicht. Ein herzliches Willkommen an den Fitis und eine strenge Ermahnung an mich, mich mal etwas mehr mit den Vogelstimmen zu beschäftigen.
Wenn das Vögelchen nicht „Zilpzalp“ ruft, muss es ein Fitis sein! Optisch sind sie kaum zu unterscheiden. Und der Überaugenstreif ist bei beiden fast gleichlang. Darum muss man sich bei diesen beiden Vögeln wirklich auf den Gesang verlassen. Die ersten neuen Bilder sind aus meinem Garten.
Dann ist mir ein wunderbarer Sänger im April 2018 an der großen Wiese vor die Linse gekommen. Die Bilder wurden wirklich super, aber die Zuordnung fiel mir schwer. Der Vogel sah aus wie ein Waldlaubsänger, aber denen bin ich bisher wirklich nur im Wald begegnet. Dass die Brust gelb war und beim Balzgesang schwarze Unterfedern sichtbar wurden, war bei der Bestimmung nicht hilfreich.
Erst im Herbst habe ich dann in meinem Urlaub das Internet mal richtig durchwühlt. Mein „unbekannter Vogel“ war ein Fitis. Na, das beruhigt mich ja! Wenn er „Zilpzalp“ gerufen hätte, wäre es einfacher gewesen! So hat es etwas länger gedauert.