Silberreiher
Vorkommen:
Seit Dezember 2015 regelmäßig ganzjährig in Schwärmen oder solo am Seddiner See, Pfefferfließ und Blankensee
Merkmale:
Etwa so groß wie ein Graureiher, fliegt auch um angewinkeltem Hals, komplett weiß, kleine graue Augenmaske zum Schnabel ziehend, gelber Schnabel, schwarze Beine
Nahrungsverhalten:
Wartet am Ufer oder im flachen Wasser stehend auf kleine Fische
Begegnungen:
Meine Nachbarin fragte mich, warum der Silberreiher denn Silberreiher heiße, wenn er doch schneeweiß sei. Eine berechtigte Frage, auf die ich keine Antwort wusste. Ich wusste auch nicht, was ein riesiger Schwarm Silberreiher Ende Dezember 2015 bei uns am See zu suchen hatte. Bislang hatte ich nicht mal gewusst, dass es Silberreiher in Deutschland gibt. Und dann das!
Schon einige Tage war mir beim Spazierengehen eine große Gruppe weißer Vögel aufgefallen, die sich am gegenüberliegenden Seeufer aufhielt. Größen sind über die Entfernung schwer auszumachen. Ich tippte auf Möwen oder Schwäne (wunderte mich aber über die Anzahl). Ab und zu näherten sich einige Vögel dem diesseitigen Ufer, doch ich war nicht nah genug dran, um verwertbare Fotos zu machen. Eines Tages kam jedoch der ganze Schwarm genau in dem Moment auf meine Uferseite, als ich nah am Wasser war. Ich machte viele Fotos, aber mit dem bloßen Auge konnte ich immer noch nicht erkennen, um welche Vögel es sich handelte. Zwar konnte ich den zum „Z“ gebogenen Hals sehen, den nur Reiher haben, wenn sie fliegen, aber bei uns gab es nur Graureiher. Und die traten am See nur vereinzelt auf.
Zu Hause blätterte ich in meinem Vogelbestimmungsbuch, denn ich überlegte, ob Graureiher vielleicht im Winter ein weißes Gefieder annehmen. Aber zu meiner Überraschung handelte es sich um Silberreiher. Es hätten auch Seidenreiher sein können, die sind auch weiß. Aber sie sollen kleiner sein. Und die Tiere, die ich gesehen hatte, waren so groß wie Graureiher. Ich war begeistert. Silberreiher sammeln sich zwar (laut Buch) im Winter typischerweise in Gruppen, aber sie ziehen gegen Süden, um in wärmeren Gefilden zu überwintern. Gut, der Dezember war eher mild gewesen, Hasel und Erle blühten bereits, aber trotzdem war es eine Sensation. Ich hatte noch nie Silberreiher gesehen – zu keiner Jahreszeit. Ende Januar sah ich sie wirklich wieder (es war schon frostfrei). Im Naturschutzgebiet um einen See in der Nähe fotografierte ich einen Einzelgänger an einem Fließ. Seine Gruppe war etwa 3 km weiter westlich auf einem Winterroggenfeld. Mitte Februar waren sie wieder an meinem See. Also konnte man in zukünftigen Wintern mit ihnen rechnen!
Von da an begegnete mir der Silberreiher immer wieder, und zwar überall, wo ich auf Fotosafari ging. Am Blankensee bekam ich im Januar 2016 mein erstes „Standbild“, als ein Vogel nach Beute Ausschau hielt. Auf dem Foto ist er zwar alleine, aber im Umkreis gab es einige weitere Silber- und Graureiher.
Auch an den Elbauen war der Silberreiher präsent. Da ich dort jedoch nicht im Winter war, hatte ich nur Einzelgänger vor der Linse.
Langsam lernte ich meinen neuen Liebling immer besser kennen. Inzwischen habe ich viele 1000 Bilder von diesem eleganten Vogel, 90% davon in der Luft. Und auch da gibt es immer wieder Überraschungen. Wenn der Silberreiher sich gestört fühlt, schreit er. Dabei streckt er nicht nur den Hals beim Fliegen lang aus, sondern spreizt meistens auch die Beine.
Manchmal fliegt er direkt über mir, dann werden die Fotos natürlich besonders schön. Hier eine Auswahl meiner Starfotos.
Selten fliegen die Silberreiher paarweise, und dann meistens so weit auseinander, dass sie entweder nicht auf ein Bild passen oder einer von beiden unscharf wird. Hier habe ich mal Glück gehabt. Das zweite Foto ist nur von einem der Beiden, aber der Schatten des Schnabels bildet sich deutlich auf dem Flügel ab. Kunstfoto!
Manchmal leuchtet der Silberreiher auch golden. Ich zeige ein Flugfoto und eines im Sitzen.
Silberreiher stehen gerne in flachen Gewässern (darum meistens am Ufer, aber nicht immer), und warten auf Beute. Sie bewegen sich dabei langsam und schreiten durchs Wasser, ohne wesentliche Wellen zu schlagen.
Wenn dann ein Fischlein vor ihren Füßen schwimmt, stoßen sie blitzartig zu. Ich habe mehrere Serien vom Fischfang. Auf den beiden ersten Bildern war der Vogel nicht erfolgreich und ärgert sich offensichtlich. Die beiden anderen Bilder zeigen einen erfolgreichen Beutezug.
Ist der Vogel satt, ruht er sich gerne auf Bäumen aus. Dabei wählt er eigentlich immer einen erhöhten Aussichtsplatz. Schön finde ich auch mein Foto vom „Silberreiher-Busch“.
Im Gegensatz zu den Graureihern sind die Silberreiher nicht wirklich zänkisch. Streitigkeiten unter Brüdern sind bei ihnen eher selten, darum zeige ich mal zwei Fotos von diesem seltenen Ereignis.
In der Regel haben sie eine gute Gruppendynamik. Im November 2016 herrschte am Pfefferfließ ein ganz bezauberndes Licht. Das Wasser funkelte in der Sonne. Ein mittelgroßer Schwarm hatte sich gut sichtbar am Flusslauf versammelt und flüchtete leider, als ich näher kam. Fotografisch sind mir da Traum-Aufnahmen gelungen.
Eines meiner Lieblingsfotos vom Silberreiher zeigt ihn im Schnee. Es war schon sehr dämmerig, darum hatte ich die Befürchtung, keine scharfen Aufnahmen mehr hin zu kriegen. Aber ich hatte Glück!
Vom Silberreiher werde ich wohl nie genug Fotos bekommen. Zwei Bilder liefere ich nach, die schon im November 2017 entstanden sind. In der Herbstsonne sind die Flügel fast durchsichtig.
Dann hat mir mein weißer Freund im Januar 2018 mein Talent bestätigt, Vögel beim Koten abzulichten. Sonnenuntergang am Blankensee. Das war an dem Tag nicht mein einziges Highlight.
Lange habe ich nicht mehr auf jeden weißen Langbeiner „geschossen“, weil meine Bilder-Bank dieses Vogels aus allen Nähten platzt. Aber im Juni 2018 habe ich ihn dann doch mal wieder abgelichtet. Am Fließ war ziemlich wenig los. Alle Vögel waren wohl mit der Aufzucht des Nachwuchses beschäftigt. Ziemlich versteckt in einem Seitenarm des Fließ´ stand er zusammen mit einem Graureiher. Irgendetwas störte mich. Nicht nur, dass in der Brutzeit Tiere oft sehr empfindlich gegen Störenfriede sind, aber die beiden verschiedenen Reiher scheinbar friedlich das Revier teilten. Sondern auch das Aussehen des Silberreihers war ungewöhnlich. Er hatte keinen orangen Schnabel! Google hilft da schnell: während der Brutzeit ist der Schnabel des Silberreihers schwarz. Sicher aus Gründen der Tarnung, was aber bei einem schneeweißen Vogel ziemlich albern ist.
Im Oktober tritt der Silberreiher wieder in gehäufter Zahl auf. Mir gelingen immer wieder tolle Bilder, aber keine neue Sensation. Weil am Fließ nicht viel los war, ich aber an der Nieplitz auf dem Rückweg einen ziemlich großen Schwarm gesehen hatte, fuhr ich zum Weh. Das ist meine neue Fundgrube. Ich schätze, dass sich da einige Hundert Vögel aufhielten. Leider scheuchte ich sie auf. Eine Gruppe befand sich hinter Bäumen auf einer anliegenden Weide, so dass ich ziemlich nah heran kam, ohne gesehen zu werden. Zu Hause am PC gab es dann doch mal wieder eine Überraschung. Mitten in der Gruppe stand ein Vogel mit schwarzem Schnabel und hellen Beinen. Ich hoffte natürlich, dieses Mal einen Seidenreiher entdeckt zu haben, denn es war definitiv keine Brutzeit. Ich googelte fleißig. Aber es gab zu wenig Beweise. Dieser Vogel, auch wenn er im Vordergrund steht, war nicht DEUTLICH kleiner als die Silberreiher. Das gab den Ausschlag, mich gegen eine neue Art zu entscheiden. Ich tippte auf eine weitere Mutation („trick of the light“ konnte ich ausschließen). Vielleicht fehlten diesem Vogel Gene für die Farbbildung. Seltsamerweise war er auf späteren Bildern nicht mehr zu sehen.