Maus

Ich mag Mäuse. Sie sind flauschig und haben schwarze Knopfaugen. Sie sind schnell und akrobatisch und unglaublich anpassungsfähig. Und sie gehören in die freie Wildbahn. Denn Mäuse im Haus mag ich nicht! Da fressen sie Löcher in Lebensmittelverpackungen und klauen Nudeln und Reis, Mehl und Zucker. Besonders ärgerlich war es früher, wenn ich eine Tüte Nudeln aus dem Regal in der Speisekammer nahm und sich der (übriggebliebene) Inhalt durch das (natürlich unten!) rein gefressene Loch spontan über den Fußboden ergoss. Mit Reis und Mehl war die Schweinerei noch größer. Die Mäuse kletterten in den Hohlräumen unserer Gips-Wände herum. Dort legten sie scheinbar auch Lager an. Als vor 2 Jahren meine Schwager zu Besuch kamen, um meinen Toilettenraum umzugestalten, mussten sie für die neue Klospülung ein großes Loch in die Wand zur Vorratskammer bohren. Wir staunten nicht schlecht, als uns aus dem Loch Nudeln entgegen fielen. Keine Ahnung, wie lange die dort schon versteckt waren, denn auch in meinem Haus gibt es wegen der Katzen seit Jahren keine Mäuse mehr.

Früher aber hatten sie auch eine „Steigleitung“ außerhalb des Hauses im Regenrohr (ich weiß bis heute nicht, wie sie das machen). Meistens lebten sie auf dem Dachboden, tippelten dort so laut herum, dass man davon nachts wach wurde, und kamen nur zur Nahrungsaufnahme nach unten. Nicht selten huschten sie auch an den Scheuerleisten im Wohnzimmer entlang. Auf dem Dachboden hatten die Mäuse die Angewohnheit, sich in die eingelagerten Kleidungsstücke oder Schlafsäcke zu knuspern, um entweder Polstermaterial für ihr Nest zu sammeln, oder gleich ihr Nest in den Stoffteilen einzurichten. Neben den Schäden entstand natürlich auch noch ein Haufen Mausedreck, wobei man die kleinen Kötel noch ganz gut zusammenfegen konnte. Die Mause-Pipi hat mir jedoch auch schon manches Kleidungsstück verdorben, das bisstechnisch unbeschädigt geblieben war. Ein paar Mäuse lebten auch in den Meerschweinchenställen, die wir geschützt im Außenbereich aufgestellt hatten. Dort war es immer kuschelig warm, man konnte sich als Maus im Stroh verstecken und immer einfach an Futter kommen. Denn Meerschweinchen sind gesellig und nicht aggressiv.

Natürlich kann man gegen die kleinen Plagegeister was unternehmen. Zunächst nahmen wir handelsübliche Mausefallen und stellten sie auf dem Dachboden auf. Das war eine sehr erfolgreiche Maßnahme, auch wenn mein Mann die Fallen ständig leeren und wieder „scharf machen“ musste. Eines Tages, als ich mit meinem (noch sehr kleinen) Sohn auf dem Dachboden ein wenig Ordnung machte, fragte er mich, ob er mit der Maus spielen dürfte. Ich war verwundert und wusste zunächst nicht, was er meinte. Er zeigte mir ein ziemlich großes, totes Exemplar, dem die Mausefalle das Genick durchtrennt hatte. Aber die Maus sah so lieb und unschuldig aus, dass ich von da ab darauf bestand, dass wir Lebendfallen aufstellten. Auch die waren sehr erfolgreich, allerdings gestaltete sich das „Entsorgen“ in den Wald schwierig. Die Kinder wollten die lebendigen, possierlichen Tierchen so gerne behalten, dass es immer Tränen gab, wenn wir sie aussetzen mussten.

Als zweite wirksame Maßnahme lagerte ich alle „köstlichen“ Lebensmittel nur noch in dicken Plastikboxen, welche die Mäuse nicht durch knabbern konnten. Und mein Mann dichtete alle Ritzen, die breiter als 1 mm waren, mit Bauschaum ab. Mäuse können sich nämlich sehr dünn machen. Wir haben es öfter gesehen, wenn wir eine Maus im Wohnzimmer einfangen wollten, dass sie sich unter den Türspalten durchquetschte und so entkam.

Es gibt verschiedene Mäusearten in unserer Region. Am einfachsten ist die Spitzmaus zu identifizieren. Sie ist maximal so groß wie eine Streichholzschachtel lang ist, und sie ist eigentlich unsichtbar. Ich kenne sie auch nur, weil meine Katzen sie so gerne fangen und mir dann als Geschenk auf die Terrasse legen. Sie sind fast schwarz und haben eine kleine, spitze Schnauze (passender Name). Dann gibt es Wühlmäuse, die fast so groß sind wie Ratten und im Garten viel Schaden anrichten können. Im Gegensatz zu Maulwürfen fressen sie nämlich nicht nur Insekten und Regenwürmer, sondern auch Wurzeln (Rosen sind besonders lecker) und Blumenzwiebeln (ich weine jetzt noch meinem Puschkinienbusch nach). Sie verursachen keine Haufen, sondern kleine „Gebirgszüge“ aus Erde, die sich durch den ganzen Garten erstrecken. Man kann die leicht platt treten, aber der Rasen ist ruiniert. Zum Glück vermehren sich diese Mäuse nicht so zahlreich, wie die kleineren Arten. Meine Katzen haben diese Spezies jedenfalls nachhaltig aus unserem Garten vertrieben.

Dann gibt es (laut meinem Naturkundebuch) noch die Waldmaus, die Hausmaus und die Feldmaus. Die kann ich nicht unterscheiden, obwohl ich mir sicher bin, dass meine Katzen alle drei Arten regelmäßig erlegen. Ich bräuchte nur die Kadaver (oder was davon übrig ist) zu vergleichen oder nach typischen Kennzeichen abzusuchen, aber ich bin kein Pathologe. Wir leben in einem Haus im Wald in der Nähe eines Feldes, also haben wir ganz sicher alle drei Sorten bei uns. Ich habe gelesen, dass die Feldmaus im Winter oberirdische Gänge unterm Schnee gräbt. Das habe ich auf unserer Wiese am See im Frühjahr schon oft gesehen (aber leider nie fotografiert). Natürlich nicht die Gänge unterm Schnee, aber es zogen sich Gänge durch die abgestorbenen Grashalme vom Vorjahr. Das war wirklich ungewöhnlich.

Irgendwann gelangen mir die ersten Fotos von lebenden Mäusen. Zu meiner Überraschung hatten diese einen schwarzen Strich auf dem Rücken, womit sie sich von den Mäusearten in meinem Naturkundebuch unterschieden. Das Internet half: es handelte sich um eine Brandmaus. Ich halte weiter die Augen offen, aber auch die Mäuse auf meinem Grundstück werden weniger. Inzwischen haben mehrere Nachbarn Katzen. Da würde ich als Maus auch auswandern.

Brandmaus

Feldmaus

Hausmaus