Bläßgans

Vorkommen:

Januar und Februar bei uns am Seddiner See, seit 2017 gesehen, 2018 auch schon ab Oktober am Fließ

Merkmale:

So groß wie die Graugans (gefühlt, denn in der Luft sind Vergleiche schwer), Bauch weiß mit schwarzen Querstreifen, die jedoch bei den Jungvögeln fehlen oder nur zart ausgebildet sind,  oranger Schnabel, Kopf am Schnabelansatz bei „Erwachsenen“ weiß, orange Füße, machen leisere, gleichmäßigere Schrei-Geräusche als die Graugans

Begegnungen:

Eigentlich bin ich manchmal ein bisschen in Versuchung, von meinem Prinzip abzuweichen, jeden Vogel zu fotografieren, wenn ich meine Kamera dabei habe. Doch das wäre ein Fehler. Obwohl ich inzwischen viele Vögel an den Rufen, dem Flugverhalten oder sonstigen Merkmalen erkennen kann, erlebe ich immer wieder Überraschungen. So hatte ich ja mal ein Sommergoldhähnchen in einer Wintergoldhähnchengruppe abgelichtet. Und an einem wunderbar kalten, sonnigen Tag im Januar knipste ich zufällig einen „neuen“ Vogel in unserer Region. Genau genommen war es nicht „ein“ neuer Vogel, sondern ein ganzer Schwarm, am Anfang sogar zwei Schwärme, etwas getrennt in der Luft, aber beide ca. 60 Tiere umfassend.

Ich war mit meiner Mutter und ihrem Partner auf dem zugefrorenen See unterwegs, als sich die Gänse lautstark in der Luft bemerkbar machten. Trotz des frostigen Winters waren bei uns bisweilen Graugänse anzutreffen, besonders am Fließ. Ich fotografierte die Vögel an diesem Tag auch nur, weil sie malerisch in die Nachmittagssonne glänzten, und später, weil sie direkt über uns flogen. Meine Mutter bemerkte, dass sie nicht wie Graugänse aussähen – sie hätten so einen weißen Bauch. Doch was hätte es denn sonst sein sollen? Andere Gänse hatte ich in unserer Region noch nie gesehen. Die einzige andere Gänseart, die Nilgans, hatte ich damals in den Elbauen vor die Linse bekommen, und das ist eine Stunde Autobahnfahrt entfernt.

Am Abend wertete ich meine  Fotos am PC aus, wobei mein Hauptaugenmerk auf den bizarren Eisbildern lag und den lustigen Schattenfotos von uns und dem Hund. Doch schon beim ersten Gänsebild fiel mir auf, dass die Vögel ein weißes Gesicht hatten. Auch die Flugsilhouette war mir unbekannt, von der Formation ganz zu schweigen (das hätte mich schon auf dem Eis stutzig machen sollen).

 

Mein uraltes Vogelbuch bestätigte: Die Bläßgans ist ein Zugvogel, der nur im Winter und Frühjahr anzutreffen ist. Die Regionen sind nicht zahlreich und auf Küsten begrenzt. Unser Landstrich liegt nicht mal ansatzweise in den genannten Vorkommensgebieten. Wow! Wer rechnet denn damit? Chapeau, Mutti!

Im Oktober und November ist am Fließ die Hölle los! Tausende Gänse kommen und gehen, abends ist manchmal der ganze Horizont „schwarz“. Ich weiß schon länger, dass es nicht nur Graugänse sind. Als ich eine kleine „Abteilung“ am Himmel ausmachte, die nicht so typische Schnatterlaute von sich gab, sondern ein leiseres, helleres „quitt, quitt, quitt“, machte ich Fotos. Und so bekam ich ein paar neue Bilder von der Bläßgans.

In der Mitte scheint ein Jungvogel zu fliegen!

Ein Einzelgänger kam etwas später vorbei, und einige Bilder wären geeignet, meinen Header auszutauschen. Aber da mein ursprüngliches Foto alle Attribute deutlich zeigt, darf es den Anfang der Bläßgans-Seite weiter zieren.

Aber diese Zugvögel waren nicht alleine.

Bei meinem letzten Besuch am Fließ Ende November 2018 herrschte Totenstille! Die Gänse und Kraniche waren offensichtlich weg, und ich hatte sie bis vor kurzem zahlreich gesehen und gehört. Umso erstaunter war ich, als ich an Anfang Dezember zum Fließ fuhr und wieder die typischen Gänse-Geräusche hörte. Das war definitiv keine kleine Gruppe, die sich an einem Gewässer hinter den sichtbaren Seen am Pfefferfließ lautstark bemerkbar machte.

Einige Gänse dümpelten weit entfernt auf dem See, der noch vor einem Monat ausgetrocknet gewesen war. Ab und zu kamen kleine Grüppchen und gesellten sich dazu. War ein tolles Licht, aber nur wenige Bilder wurden scharf (wegen der Entfernung).

Irgendetwas scheuchte die unsichtbaren, aber hörbaren Tiere auf, und sie erhoben sich lautstark in die Lüfte. Das Spektakel stand dem der Graugänse in nichts nach, doch es waren Bläßgänse. Tausende! Sie flogen über mich hinweg, und mir gelangen viele schöne Bilder. Aber manchmal stand ich auch einfach nur da und genoss das Ereignis. Ich weiß, dass Vögel oft im Flug koten, aber bei den Gänsen habe ich das noch nicht gesehen, und vor allem noch nie etwas abbekommen, wenn ich direkt unter den Schwärmen stand.

Das Flugverhalten der Bläßgänse unterscheidet sich von dem der Graugänse und ist für „Kenner“ ein sicheres Unterscheidungsmerkmal. Sie fliegen nämlich auch gerne mal im Pulk!

Und sie trudeln in der Luft, besonders kurz vor der Landung.

Sie machen auch beim Fliegen „Verrenkungen“.

Leider waren die schwimmenden Gänse sehr weit weg, so dass meine „Ruhe-Fotos“ immer noch nicht so toll sind. Aber ein paar „Lande-Bilder“  (siehe oben) sind ganz annehmbar. Und es ist zu sehen, dass sich auch noch Graugänse im Dezember bei uns rumtreiben.