Zilpzalp
Vorkommen:
In meinem Garten, im Wald an meinem Haus von März bis Oktober, gehört aber auch am Pfefferfließ, dort 2016 im März für einen Seidensänger gehalten
Merkmale:
Kleiner, gräulich brauner Vogel mit hellem Bauch und zartem Überaugenstreif, unruhig, wippt viel im Sitzen
Begegnungen:
Was für ein lustiger Name für einen Vogel! Da hat jemand einfach mal den typischen Gesang zum Namen gemacht – wie beim Kuckuck. Wenn das Methode hätte, hieße die Kohlmeise „Zizipee“ und die Amsel „Mecker-Vogel“. Aber ganz ehrlich: mir ist noch nie ein Vogel aufgefallen, der „zilpzalp“ ruft.
Dass ich ihn nun doch entdeckt habe, verdankt er seinem Gesamtverhalten. Auch wenn im Frühling alle Vögel ein bisschen hektisch und abgedreht sind, bemerkte ich im April am Fließ ein Vogelpaar, das sich rasend schnell durch frei stehende Bäume jagte und dabei wirklich nicht sang, sondern eben nur „meckmeck“-Laute von sich gab. Möglicherweise ein Liebespaar, ich tippe aber eher auf zwei männliche Rivalen. Irgendwann setzte sich einer der „Luft-Rowdies“ dann zum Atemholen mal auf einen Ast, so dass ich ihn fotografieren konnte. Lange hielt er nicht still, darum war meine Auswahl auch begrenzt. Und für Flugfotos war er einfach zu unberechenbar.
Zu Hause stand ich dann vor einer echten Herausforderung bei der Identifizierung. Es war definitiv ein Kandidat, den ich noch nicht hatte, aber welcher? Überaugenstreifen haben wirklich viele Vögel, und einen gräulichen Rücken und eine schmutzig weiße oder gelbliche Brust erst recht. Die Bilder im Internet sind manchmal verwirrend, was nicht nur daran liegt, dass die Vogelarten bisweilen falsch angegeben werden oder unter einem anderen Suchbegriff auftauchen (so gibt es Bussarde bei den Lerchenbildern – seht nach!). Nein, viel schlimmer sind die mannigfaltigen Farbvarianten, die von Jahres- und Tages- und Belichtungszeit abhängen. Außerdem sind eben nicht alle Vögel einer Sorte gleich zart oder massiv gesprenkelt. Der Fachmann verweist zur Unterscheidung auf den Gesang, aber damit ist mir nicht geholfen, wenn ich mir meine unvertonten Fotos ansehe.
Nach Ausgrenzung aller Unwahrscheinlichen Vögel blieben nur der Fitis und der Zilpzalp. Von der Ausprägung des Augenstreifs tippte ich auf den Fitis, aber der soll nicht so hektisch sein. Und hektisch war mein neuer Freund allemal. Außerdem soll der Fitis schlank wirken. Mein Fotoobjekt wirkte aber eher rundlich. Also stand meine Entscheidung fest: dies war ein Zilpzalp.
Danach begegnete mir der Vogel öfter, und irgendwann erkannte ich ihn schon am Ruf. Er ruft wirklich „Zilp-Zalp-Zilp-Zilp-Zalp“. Darum war ich bisher nicht drauf gekommen: Der typische Laut bestand aus 5 Tönen, nicht aus 2. Jedenfalls weiß ich jetzt sicher, dass der Zilpzalp bei uns lebt, und sogar ziemlich zahlreich vertreten ist. Laut zu hören, aber selten zu sehen.
Bei der Überarbeitung meiner Vogelseiten habe ich den Seidensänger nochmal überprüft. 2016 hielt ich am Pfefferfließ einen kleinen, kompakten Sänger fälschlicherweise für einen Exoten, den es bei und gar nicht gibt. Zwei Bilder von damals stelle ich hier vor, inzwischen denke ich, es war auch ein Zilpzalp.
Neue Bilder von „alten Bekannten“ liefere ich nur noch, wenn sie etwas Besonderes sind. Diese Zilpzalp kämpft im April gegen Kälte und vor allem – den Wind! Und sie sind wunderbar scharf geworden.