Kernbeißer

Vorkommen:   

in meinem Garten, also im Wald, Sommer und Winter

Merkmale:        

mächtiger, schwarzer Schnabel, der im Sommer grau ist und im Winter hellbraun, Vogel mindestens so groß wie ein Buchfink (fast größer), rostbrauner Kopf mit kleiner schwarzer Augenmaske zum Schnabel hin, die unter dem Schnabel zu einem dreieckigen Kinnbart ausläuft , Hinterkopf grau, Brust und Bauch rostrot, Flügel schwarz mit einer weißen Binde, Schwanzende weiß, Männchen sind kontrastreicher gefärbt, Jungvogel mit rostbraunem Kopf, aber weißem Körper, der braun getüpfelt ist

Nahrungsverhalten:     

mag die Beeren der Traubenkirsche und ist beim Pflücken sehr akrobatisch

Begegnung:

Es ist schon bestimmt 15 Jahre her, dass ich zu Weihnachten ein kleines Fernglas geschenkt bekam. Meine Augen funktionierten zu der Zeit zwar noch deutlich besser, aber wenn im Garten Vogelstimmen zu hören waren, die ich noch nicht kannte, oder Vögel auftauchten, die sich hoch in den Wipfeln versteckten, war ein Fernglas wirklich hilfreich. So identifizierte ich eines Tages einen Kernbeißer. Es war ein Männchen, das ziemlich kräftig gefärbt war, sich aber komplett unauffällig verhielt. Ich hätte ihn nicht bemerkt, wenn nicht ständig irgendwelche Teilchen aus dem Baum gerieselt wären. Offensichtlich machte er beim futtern eine ziemliche Sauerei. Was er sich da einverleibte, weiß ich nicht. Er knuspert wohl gerne Samen von Laubbäumen, und von denen gibt es hier genug, auch wenn die Nadelbäume überwiegen.

Nach zwei Urlaubstagen mit regelrechten Vogel-Foto-Safaris verbrachte ich im März 2016 einen sonnigen Tag in meinem Garten auf der Liege, genoss die Wärme und hatte nur aus Gewohnheit den Fotoapparat neben mir zu liegen. Ich wartete auf den Grünspecht, den ich schon Tage zuvor gehört hatte, und der eigentlich jedes Frühjahr bei uns „durchfliegt“. Oder auf andere Sonderlinge. Aber die Vögel waren jetzt entwöhnt vom Futterhaus und trieben sich lieber im Gebüsch auf dem verwilderten Nachbargrundstück herum, um zu balzen. Durch das Zweigengewirr waren scharfe Fotos unmöglich. Dafür bekam ich eine nette Studie von zwei Eichhörnchen hin.

Irgendwann landete ein Vogel in meinem Gesichtsfeld, den ich nicht sofort zuordnen konnte. Er war größer als die Meisen, kleiner als die Drosseln und ziemlich hell. Auf „gut Glück“ knipste ich darauf los. Es war ein Kernbeißerweibchen. Wie schon das Männchen vor Jahren verhielt es sich so unauffällig, dass man es leicht übersehen konnte. Es war etwas blasser als die männlichen Exemplare, aber es hatte den unverwechselbaren dicken Schnabel.

Inzwischen habe ich den Kernbeißer in den Bäumen meines Gartens schon mehrmals ablichten können. Er ist sehr akrobatisch, wenn er an die begehrten Früchte kommen will.

Irgendwann im Juli hatte ich einen wirklich unbekannten Vogel in meiner Foto-Ausbeute, aber das Internet half mir bei der Bestimmung. Die Kernbeißer vermehrten sich hier also erfolgreich, denn ich hatte einen Jungvogel geknipst.

Und wieder mal ein Jungvogel in meinem Garten. Ich hätte ihn sicher übersehen, wenn nicht der Pirol gleichzeitig sein Unwesen getrieben hätte. So knipste ich alles, was sich in seiner Nähe aufhielt, denn auf die Entfernung war die Größe schwierig zu schätzen. Und der Kernbeißer gehört zu den größeren Finken. Hier also ein „sonniger Beifang“:

 

Im September 2019 ging ich mit meinem Hund im Findlingsgarten spazieren, als Vogel hektisch vor mir davon hopste. Das ist ungewöhnlich, weil Vögel ja bekanntlich fliegen können und sich in der Regel auf diese Weise vor Feinden in Sicherheit bringen. Mein Hund wollte sich dann auch auf ihn stürzen, aber die Leine war zu kurz. Doch selbst da flog der Vogel nicht weg.

Ich tippte auf einen Jungvogel, und weil ich an den Flügeln blaue Federn erkannte, hoffte ich auf einen kleinen Eichelhäher. Leider irrte ich mich gewaltig. Es war ein Kernbeißer, und er war offensichtlich krank. Das linke Auge war nicht mehr als solches zu erkennen. Armes Tier!