Stockente

Vorkommen:

Gefühlt: überall, wo es Wasser gibt, und zwar schon immer und ganzjährig

Merkmale:

Größenbeschreibung erübrigt sich, weil diese Ente als Maßstab für andere Enten gilt. Männchen sind so groß wie die Weibchen, aber viel bunter. Der Kopf und Hals ist von dunkelblau bis smaragdgrün in allen Varianten ausgeprägt und glänzt metallisch, gelber Schnabel, weißes schmales Halsband, dunkle Brust, Bauch weiß bzw. hellbraun, Restgefieder weiß, braun und schwarz, beim Schwimmen sieht man über dem Bürzel 2 lustige, nach oben gebogene schwarze Locken (das sieht man besonders gut im Gegenlicht). Gemeinsam haben Männchen und Weibchen einen türkisblauen bis kräftig blauen Querstreifen über der hinteren Flügelmitte, an beiden Seiten gesäumt von einem weißen Band, sowie eine zarte schwarze Schnabelspitze und einen schwarzen Bürzel mit weißen Seiten und orange Füße Das Weibchen, das irgendwie immer aussieht, als ob es lächelt, hat einen orangenen Schnabel mit einem schwarzen Längsstreifen auf der Oberseite. Der Kopf ist braun mit einem zarten dunklen Augenstreifen, der Restkörper ist dunkelbraun mit hellbrauner Maserung (optimale Tarnung). Küken sollten eigentlich alle gleich aussehen, gelb-braun, brauner Augenstreif und brauner Scheitel. Tun sie aber nicht, weil sich Stockenten mit Hausenten vermischen. Eine sehr helle Stockentenmami hatte darum einige rein gelbe Küken (siehe spätere Fotos).

Nahrungsverhalten:

Suchen unter Wasser nach Pflanzen und Schnecken, tauchen aber nicht ganz unter (das machen sie nur zum Baden), haben manchmal kleine schwarze Kugeln im Schnabel (Schnecken?). Nehmen gerne Brot an, auch wenn das inzwischen als giftig für die Tiere gilt.

Fortpflanzung:

1-2 Bruten im Jahr, 6-10 Jungtiere (oder noch mehr, ich habe nicht alle Trupps durchgezählt), Nester gut im Uferbereich verborgen, Jungtiere werden von der Mutter aufgezogen (habe noch nie einen Erpel bei den Horden gesehen)

Begegnungen:

Stockenten sind der Inbegriff für Enten in Deutschland, so dass viele den „Stock“ einfach weglassen. Als ich noch ein Kind war, wurde altes, hartes Brot aufgehoben und an die Enten im Stadtpark, auf dem Kanal oder auf dem Weiher verfüttert. Die Enten waren glücklich (auch wenn es manchmal herbe Schlägereien gab, bei denen auch die Schwäne gerne mitmischten), und die Kinder oder alten Leute freuten sich, dass sie den Tieren im Winter was Gutes taten. Heutzutage gilt diese Form der Tierliebe als gefährlich, weil die Enten das Brot nicht vertragen würden. Entweder hat sich in der Zusammensetzung des Brotes etwas gravierend verändert, oder die Enten von heute sind empfindlicher als früher. Ich habe jedenfalls niemals eine im Winter verendete Ente gesehen, und ich glaube außerdem, dass die Vögel besonders in der Stadt viel giftigere Dinge verschnabulieren, wenn sie hungrig sind, weil sie kein Brot mehr bekommen (z.B. Zigarettenkippen oder Essensverpackungen von Mc Donalds mit Käseresten und was sonst noch so neben den Mülleimern entsorgt wird).

Jedes Kind in Deutschland wächst mit Enten auf. Selbst wenn es sie nicht live erlebt, so tauchen sie doch in einem beliebten Kinderlied auf und natürlich in jeder Fibel, weil die Buchstaben zu den ersten gehören, die Schulkinder lernen. Wenn etwas wie selbstverständlich immer da ist, gewöhnt man sich daran und interessiert sich nicht besonders dafür. Aber Enten sind hervorragende Schwimmer und manche auch Taucher und machen auch in der Luft eine elegante Figur. Zudem sind sie widerstandsfähig, trotzen den niedrigsten Temperaturen und haben einfach unwiderstehlich niedliche Küken! Dazu später mehr.

Bei diesen Enten trifft die Regel, dass männliche Vögel schöner sind als weibliche, voll auf die 12. Die Weibchen sind sowas von langweilig braunmeliert (da tröstet auch die kleine blaue Federstelle auf den Flügeln nicht), während die Männchen grün oder auch blau schillern, als wären ihre Kopffedern aus Metall. Und sie machen sich auch ganz schön zum Horst, wenn sie um ein Weibchen buhlen. Das sieht man nicht so oft, denn da die Tiere auch im Winter immer paarweise zu sehen sind, vermute ich, dass die Liebe bei diesen Vögeln länger hält als eine Brutsaison.

 

Allerdings sieht man Stockenten sowieso fast nie einzeln. In der Regel leben sie in Gruppen unterschiedlicher Größe und vertragen sich gut. Und sie paaren sich mit Hausenten! Das weiß ich, seit ich vor einigen Wochen auf unserem See einen Erpel fotografierte, der einen weißen Hals hatte. Ich hielt ihn zunächst für einen Gänsesäger, der sich an ein Stockentenweibchen heran machen wollte. Der dazugehörige Stockentenerpel paddelte ziemlich abgeschlagen hinterdrein, während der „Mutant“ einen langen Hals machte. Aber beim Auswerten der Fotos stellte ich fest, dass außer der Farbe alles für eine Stockente sprach. So las ich im Internet nach und fand die (oben schon erwähnte) Erklärung. Nun, ein bisschen Blut von anderen Rassen kann niemals schaden, aber ich weiß nicht, ob Stockentenweibchen auf diese Sonderlinge abfahren. Hoffentlich findet mein kleiner „Mischling“ ein nettes Weibchen.

Kommen wir zum Nachwuchs. Die größeren Jungvögel ähneln farblich zunächst alle dem Weibchen, aber bei den Männchen setzt sich langsam die metallische Kopffarbe durch. Lustig finde ich, dass ihre Flügel noch ziemlich klein sind, auch wenn der Restkörper schon fast die Größe der Eltern hat.

Ich habe noch nie ein Entennest gesehen, aber spätestens, wenn die Temperaturen dazu einladen, im See zu schwimmen, sind die kleinen Familien unterwegs. Die Kleinen fiepsen irgendwie die ganze Zeit vor sich hin, und Wehe, eines verliert den Anschluss zur Gruppe. Dann steigert sich das Fiepsen zu einem schrillen Dauer-Fiep, bis es hektisch paddelnd die Geschwister wieder eingeholt hat.

Die „normalen“ Entenküken sind alle einheitlich gefärbt und schwimmen in engen Formationen. Wenn man ein einzelnes Entenküken sieht, hat man es wahrscheinlich mit einem kleinen Rebellen zu tun. Dieser kleine Schlingel hier paddelte keine 2 Meter von mir entfernt hektisch durchs Wasser, von der Familie keine Spur.

Wegen der Farbe mutmaßte ich fast, es wäre kein Stockentennachwuchs. Aber dann kam die Mama (heller als die „reinrassige“ Stockentendame, das erklärte alles), um den kleinen Ausbüchser einzufangen. Und sofort trauten sich auch die Geschwister aus der Deckung. Bei den 10 kleinen Rackern fehlte wohl noch etwas Erziehung, denn es dauerte eine Weile, bis sie die „Formation“ einnahmen. Eins musste sich auch unbedingt noch kratzen, als gäbe es nichts Wichtigeres!

Eine andere Gruppe Küken war etwas nervöser und versuchte, vor meiner Kamera auszureißen. Dabei durchpflügten sie das Wasser. Die kleinen Entenfüße arbeiteten wie die Räder eines Schaufeldampfers.

Dieser kleine Zwerg rührt bestimmt jedes Herz, so einsam und gestrandet! Aber nicht weinen! Er war Teil einer Familie, die sich sicher fühlte und an Land gegangen war, um sich mal ausgiebig zu putzen und auszuruhen. Und Mama hält natürlich Wacht!

Liebe Stockente, danke, dass Du so oft vorkommst und Dich so zahlreich vermehrst. Darum verdanke ich Dir so viele tolle Fotos, dass ich in meiner Rubrik „Starfotos“ eine Bildergalerie für Dich eröffnet habe. Die scheuen Vögel sind vielleicht auch so abwechslungsreich, aber das werde ich wohl nicht dokumentieren können. Ist auch nicht wichtig, denn DU BIST DIE ENTE!

Im Juni 2018 habe ich ein paar neue ungewöhnliche Bilder der Stockenten aufgenommen. Hier flog eine kleine Gruppe über den (noch vorhandenen) See und spiegelte sich im ruhigen Wasser. Es ist eine optische Täuschung, dass 5 Enten fliegen, aber nur 3 ein Spiegelbild haben. Ich bin darauf reingefallen!

Das nächste Bild zeigt auch Spiegelungen. Ich mag es, auch wenn es nicht top scharf geworden ist.

Jetzt kommen noch ein paar Starfotos.

Die einzigen Wasservögel, die dem Pfefferfließ auch bei Dürre die Treue halten, sind Schwäne, Graureiher, Kormorane und natürlich – Stockenten. Diese haben auch 2018 wieder erfolgreich gebrütet, und den Nachwuchs konnte ich regelmäßig beobachten. Anfangs sehen die Tiere alle gleich aus: braun und mit einem dunklen Augen-Streif. Im Herbst wurde langsam sichtbar, ob es ein männliches oder weibliches Entenküken war. Im Oktober konnte man nur noch mit sehr scharfen Augen erkennen, welche männlichen Enten noch keinen komplett grünmetallischen Kopf hatten. Bei den Weibchen war noch hier und da ein Augenstreif zu sehen. Allerdings verhielten sich die Jungvögel ziemlich seltsam. Die Weibchen schwammen oft langgestreckt durch das Wasser, während die Erpel den Bürzel aufstellten.

Die Männchen stießen außerdem seltsame Pfeiftöne aus, die ich bisher von Stockenten nicht kannte. Dabei bäumten sie sich auf, um dann den Kopf ins Wasser zu tauchen. Sie machten lange Hälse, wie ich es von den Haubentauchern kenne. Sorry, welche Enten balzen denn im Oktober?

Und dass es da Konkurrenz gibt, war offensichtlich. Ich habe eine Fotostrecke, auf der ein Erpel einen anderen vertreibt. Das Foto mit dem „Entenbiss“ stelle ich hier vor.

Irgendwann bedrängte ein Jungenten-Männchen ein Weibchen. Leider wurden fast alle Bilder unscharf, aber das Weibchen wehrte sich energisch. Ein Bild stelle ich trotzdem vor.

Die Halbstarken machten wohl ziemlich viel Stress. Als dieses Weibchen sich zum „Federschütteln“ erhob, machte ihr Gatte sofort mit. Ich denke, da wurden einfach mal die Verhältnisse geklärt.

Die nächsten Bilder habe ich im Januar 2019 am Pfefferfließ gemacht (wo sonst), und sie zeigen einen Graureiher, der vor mir die Flucht ergreift und dabei über dümpelnde Enten fliegt. So what? Sollte man denken. Aber sie zeigen eine optische Täuschung, und die muss ich einfach auf meiner Seite bringen. Ich war am Überlegen, ob ich sie beim Reiher oder bei den Enten präsentiere, denn von beiden habe ich schon ziemlich viel Material hochgestellt. Nun, die Wahl ist gefallen, ich hoffe, den Besuchern dieser Seite gefallen die Bilder (oups, ein Wortspiel!).  Hier sehen wir also „Super-Duck“, die ihre Schwingen beschützend über ihren „Kindern“ ausbreitet.

Nur eine Ente scheint „Super-Duck“ bemerkt zu haben und erwacht aus ihrer Lethargie (ich liebe Nonsens).