Hunde
Bis vor 5 Jahren konnte ich Hunde nicht leiden. Dafür konnten die Hunde eigentlich nichts, außer dass sie sich zu sehr von Menschen dressieren und kommandieren lassen. Und dass sie immer auf alle Menschen zu rennen, sie anspringen und ab schlabbern, obwohl man das nicht will. Oder stundenlang bellen. Na, ich war jedenfalls mehr der Katzen-Typ. Das änderte sich, als wir für meinen Mann einen „Therapie-Hund“ anschafften. Bitte nicht falsch verstehen, das war kein ausgebildetes Spezial-Tier, sondern ein Mischling unbekannter Herkunft aus dem Tierheim, der meinen Mann dazu bringen sollte, täglich zwei bis drei Mal spazieren zu gehen, damit er nach überstandener Krankheit wieder zu Kräften kam. Das war nicht meine Idee, aber der einzige Grund, weshalb ich zustimmte, einen Kläffer in den Haushalt aufzunehmen. Ich befürchtete immer, dass die ganze Arbeit an mir hängen bleiben würde. Leider behielt ich mit dieser Annahme Recht. Die „Therapie“ wurde vom Rekonvaleszenten nicht so umgesetzt wie geplant, und so war ich schon bald für unseren Hund der Rudelführer (und bin es bis heute). Aber ich habe Hunde jetzt besser kennen (und meinen Hund lieben) gelernt und mag die meisten anderen Hunde jetzt auch. Aber meine anfangs erwähnten Vorurteile habe ich immer noch und ärgere mich über Hundehalter, die ihre Tölen nicht im Griff haben.
Die Maßnahme, die in Berlin am Schlachtensee ergriffen wurde, finde ich trotzdem ziemlich tierfeindlich. Hunde dürfen auf dem Rundweg nicht mehr ausgeführt werden, auch nicht an der Leine. Ja, wo sollen sie denn sonst mal ein bisschen die frische Luft genießen? Dann müsste man konsequenterweise Hunde in der Großstadt ganz verbieten, wenn sie noch nicht einmal mehr in den gut erreichbaren Wald- und Wassergebieten auftauchen dürfen. Zum Glück ist das bei uns in der Region kein Thema. Dafür aber der Leinenzwang, der in Brandenburg obligatorisch ist.
Grundsätzlich finde ich es gut, dass das Miteinander von Menschen und Hunden geregelt ist. Hunde sollten artgerecht gehalten werden, und Menschen sollten vor Belästigungen (und Schäden und Verletzungen – auch das gibt es) geschützt werden. Da, wo viele Menschen unterwegs sind, gehören Hunde an die Leine. Das ist blöd für die Hunde, aber notwendig. Da, wo keine Menschen unterwegs sind, sollte der Hund sich ohne Leine austoben dürfen. Das ist gut für den Hund und somit auch notwendig. Hunden das Jagen abzugewöhnen funktioniert nur mit massivem Drill, darum sollte man darüber nachdenken. Man könnte einem Menschen auch das Lachen abtrainieren, aber ist das erstrebenswert? Was jagt der kleine Durchschnittsköter in der Natur denn so? Vögel, die er niemals kriegt, weil er nicht fliegen kann. Rehe, die so scheu und schnell sind, dass sie meist das Weite gesucht haben, bevor der Hund sie überhaupt gewittert hat. Mäuse und Eidechsen, die sehr flink sind und gut auf sich aufpassen können. Und wenn jagende Hunde nicht erwünscht sind, warum gibt es dann soviele Jagdhunde?
Die meisten Hundebesitzer, die in unseren Wäldern und auf den Wiesen mit ihren Vierbeinern unterwegs sind, haben das System begriffen. Hund an die Leine, wenn Jogger, Radfahrer oder Spaziergänger mit oder ohne Kinderwagen auftauchen, ansonsten: laufen lassen! Fremde Hunde trifft mein kleiner Kläffer hier kaum noch, aber bei manchen muss ich ihn trotzdem anleinen, weil sie z.B. am Fahrrad nebenher laufen oder besonders zickig sind. Da kann man sich locker drauf einstellen, und mein Hund akzeptiert diese Maßnahme gelassen. Dafür gibt es genug „Freunde“, mit denen er nach Herzenslust rumtollen kann, oder sich manchmal auch nur ein bisschen gegenseitig „beschnuppern“. Es ist alles eine Frage der Toleranz und Rücksichtnahme, wie immer, wenn irgendwas klappen soll!
Was mich jedoch wirklich erschüttert, und was nach meiner Ansicht weder etwas mit artgerechter Haltung noch mit Tierliebe zu tun hat, sind die Autofahrer (immer mit auswärtigem Kennzeichen, B oder P, in jedem Fall Großstadt), die ihren übergroßen Hund aus dem Auto schmeißen und ihn dann kilometerweit neben oder hinter dem Auto herlaufen lassen, damit er genug Auslauf bekommt. Da bekomme ich Magengeschwüre! Solche Hundehalter (übrigens sind es fast immer Frauen!) verdienen es nicht, dass sich ein Hundeherz für sie erwärmt. Sie sind zu faul, um ihrem Tier den erforderlichen Auslauf zu verschaffen, verpesten dafür lieber die Umwelt mit ihren Abgasen, und gefährden obendrein noch die Gesundheit ihres Schützlings, wenn er beim Versuch, zum Besitzer zu gelangen, unter die Autoreifen gerät. Und darüber, dass der Hund vielleicht ausbüxt, wenn er ein Reh wittert, oder einen harmlosen Jogger belästigt, machen sie sich offenbar auch keine Gedanken. Ich wünschte, für solche Verbrechen würde es empfindliche Strafen geben, die bei diesen Hundequälern nicht nur am Geldbeutel kratzen. Aber im Werbefernsehen lief sogar mal ein Spot, mit dem ein Auto beworben wurde, in dem ein Hund hinter dem Kraftfahrzeug herjagte. Wer denkt sich sowas aus?