Abfallentsorgung

Als ich vor fast zwanzig Jahren aufs Land zog, hatte ich ein Baby, mit dem ich ausgedehnte Spaziergänge durch die Wälder machte. Zum einen wegen der frischen Luft, ist ja klar, zum anderen aber auch, um meine neue Heimat und Umgebung kennen zu lernen. Dabei fiel mir auf, dass sich im Wald ganz sonderbare Dinge befanden. Es gab Sofas, Waschmaschinen, Autoteile, Bauschutt, kaputte Regentonnen, Einkaufswagen, Asbest-Dachplatten und eigentlich jeder erdenkliche Sondermüll, der nicht in die normalen Mülltonnen passt oder gehört. Dagegen waren die unzähligen Haufen mit Gartenabfällen noch harmlos (es sei denn, es mischte sich ein Plastiktannenbäumchen darunter. Das „lebt“ immer noch, die Gartenabfälle sind längst zur Unkenntlichkeit verrottet).

Einige Jahre später fand ich den Weg zum Sport zurück und walkte und joggte durch die Wälder. Dabei habe das eine und andere Mal Autos mit Anhängern auf den breiteren Sandstraßen gesehen, die hurtig das Weite suchten, wenn sie mich sahen. Ich machte mir keine Illusionen: die entsorgten ihren Kram dann eben an einer anderen Ecke. In flagranti habe ich nie jemanden erwischt, aber ich war auch vorsichtig. Man weiß ja nie, wie solche Menschen sonst noch ticken. Vielleicht werden sie gewalttätig, wenn man sie bei einer Ordnungswidrigkeit erwischt. Zuzutrauen ist es ihnen.

Nach all den Jahren war ich einiges gewöhnt, aber vor etwa zwei Jahren war ich wirklich empört. Da war (gleich an der Straße, bloß nicht so weit laufen) ein riesiger Haufen, der sich locker über 10 qm erstreckte. Offensichtlich hatte jemand eine alte Wochenendbude abgerissen, den Müll aufgeladen und in den Wald gekippt. Es gab neben Farbeimern und Lackdosen Fensterahmen mit zersplittertem Glas, Gipskartonplatten, Plastikfolien, kaputte Ziegel, Plastikrohre und vieles mehr. Was auffällig fehlte war Metall (bringt Geld beim Schrotthändler) und Holz (kann man verheizen). Mir wurde schlecht. Gab es einen neuen Mitbürger in unserer Gemeinde, der ein Wochenendgrundstück zur Erholung gekauft und modernisiert hatte und uns als Willkommensgeschenk seinen giftigen Sperrmüll in die Natur kippte, um die Abfallgebühren zu sparen. So einen Nachbarn wollte ich nicht hier haben, aber es war (wie immer) unmöglich, den Täter zu finden. Die Polizei interessiert nur, dass die Gemeinde schnell dafür sorgt, dass der Dreck verschwindet. Aber eigentlich hätte auch das Erdreich abgetragen werden müssen.

Dabei ist Abfallentsorgung wirklich preiswert. Man zahlt im Jahr für 4 Personen etwa 120,- €, dafür wird Papier und Verpackung kostenlos entsorgt, Hausmüll bis zu einer bestimmten Menge auch. Dann kann man 2 x im Jahr den Sperrmüll und den Elektroschrott kostenfrei abholen lassen. 2 x im Jahr kommt ein Truck in den Ort, bei dem man alte Farben, Lacke, Chemikalien und Batterien abgeben kann, ohne sich als ortsansässig oder Gebührenzahler ausweisen zu müssen. Gut, der Transport von Sondermüll zur Deponie ist lästig, aber wo ist der Unterschied, ob ich Bauschutt zur legalen Entsorgung in die Stadt oder zur illegalen Entledigung in den Wald kutschiere? Die Arbeit ist die Gleiche, der Zeitaufwand und Benzinverbrauch auch. Und die Abnahme des Sondermülls kostet kein Vermögen. Der Schutz der Umwelt sollte einem schon 50,- € wert sein (mehr habe ich noch nie bezahlt für einen Anhänger Deckenpaneel, Klobecken und was sonst noch so ausgetauscht werden muss).

Manchmal habe ich jedoch das Gefühl, dass es für diese egoistischen Schmutzfinken ein Sport ist, Geld zu sparen, wenn man kann. Sie sind auch noch stolz auf jeden Cent, den sie nicht der Müllabfuhr in den Hals stecken mussten. Ganz sicher sind sie nie mit ihren Kindern, mit dem Fahrrad oder mit dem Hund in diesen Wäldern unterwegs. Und sie haben keinen Trinkwasserbrunnen in der Gegend, der ihnen das Wasser aus der Tiefe für ihren Morgenkaffee liefert. Sonst würden sie sich diese Vergiftung der Natur sicherlich sparen. Ich wünsche mir, dass solche Menschen für eine Woche auf einer Mülldeponie ausgesetzt werden. Vielleicht öffnet es ihnen die Augen dafür, wie gut es ihnen geht in einem Land, indem Müll mit Verstand entsorgt werden kann!