Schwarzspecht
Vorkommen: in „meinem“ Wald, am Pfefferfließ, ganzjährig, seit 2012 gesichtet
Merkmale:
großer Specht, komplett schwarz, langer, dünner Hals und breiter, roter Scheitel, grauer Schnabel und graue Füße, weißes Auge mit schwarzer Iris, Jungvögel sind gleich gefärbt, haben aber ein schwarzes Auge
Nahrungsverhalten:
hämmert spechttypisch teilweise dicke Brocken aus der Rinde und futtert die Insekten, die er darunter findet
Fortpflanzung:
balzt im April, dabei tanzen die Partner dicht über dem Boden an einem Baum herum und schmeißen dabei den Kopf weit in den Nacken
Begegnungen:
Einen Schwarzspecht zu erkennen ist einfach. Er ist groß und schwarz, hat einen roten Fleck auf dem Kopf und setzt sich an Baumstämme, um daran zu hämmern, so wie es alle Spechte machen. Einen Schwarzspecht zu sehen ist ein Glücksfall, denn er ist selten. Das dachte ich zumindest, weil ich noch nie einen gesehen hatte, bis er mir vor etwa 6 Jahren bei einem Spaziergang mit dem Hund über den Weg flog. Die Literatur hat mich eines Besseren belehrt. Der Schwarzspecht ist gar nicht so selten, aber er wird von Durchschnittsspaziergängern nicht so sehr bemerkt, weil er nicht so bunt und so laut ist wie der Buntspecht.
Bei uns im Wald gibt es mindestens ein Paar. Ich habe sie zusammen gesehen, als sie im Frühjahr balzten. Natürlich hatte ich nur meine „Digi-Cam für Notfälle“ dabei, darum ist das einzige Foto erbärmlich. Das abgebildete Objekt könnte auch eine Astvariante an jeder beliebigen Kiefer dieser Welt sein. Ich habe den Schwarzspecht schon oft gesehen. Er ist gar nicht so scheu und fliegt und klopft meistens in weniger als 2 m Höhe. Aber er verschwindet leider auch immer schnell, wenn ich meine gute Kamera zücke. Das war wie verhext! In meinem Garten ist er nie aufgetaucht.
Nachdem ich monatelang vergeblich Ausschau nach dem Schwarzspecht hielt, hatte ich die Hoffnung fast aufgegeben. Früher war ja auch jedes Jahr der Grünspecht zu hören und zu sehen gewesen, und 2017 hatte ich nur ein paar Mal seine Rufe gehört (immer ganz weit weg). Aber unverhofft kommt oft, wie man so schön sagt. Im Juni tauchte tatsächlich ein Exemplar in meinem Garten auf und landete auf einer Eiche. Aber bis ich die Kamera zur Hand hatte, war er schon wieder verschwunden. Dann kam ein Tag, an dem es von Mitternacht an bis in den Nachmittag ununterbrochen regnete. Als der Regen endlich aufhörte und die Sonne heraus kam, veranstalteten die Vögel in meinem Garten ein Jubelkonzert. Das war wirklich beeindruckend. Darum setzte ich mich auf meine Terrasse und lauschte und schoss ein paar Fotos von der Singdrossel. Dann kam der Specht! Er war offensichtlich ziemlich nass geworden, denn er suchte sich einen Sonnenplatz auf einem abgestorbenen Ast in 5 m Höhe, um sein Gefieder zu putzen. Zwischendurch behämmerte er auch mal Ast, aber die meiste Zeit pflegte er seine Federn und war dabei ziemlich akrobatisch. Ich habe 280 Fotos geschossen, von denen die meisten sogar recht scharf waren, allerdings betrug die Entfernung etwa 70 m. Aber ich bin sehr glücklich, denn solche Fotos hat sicher nicht jeder.
Danach blieb der Schwarzspecht der selten gesehene Gast, so wie ich es kannte. Aber am Fließ ließ mich ein Exemplar ein paar Bilder machen, denn er war seht beschäftigt. Und die Stücke, die er aus dem alten Baum hämmerte, hatten eine stattliche Größe. Irgendwie sieht dieser Vogel etwas unproportioniert aus, was an dem langen, dünnen Hals liegen mag. Vielleicht liegt es aber auch an der Akrobatik.
Ich bin noch nicht mal fertig mit der Überarbeitung und Präsentation meiner Vogelseiten, da bescheren mir die Vögel, deren Seiten fertig sind, neue Motive. Der Schwarzspecht ist ein scheuer Geselle, der im Frühjahr zwar auch tolle Rufe ausstößt, aber meistens ein zarter, fliegender schwarzer Schatten hinter den Baumstämmen bleibt. Ich wurde im April auf ihn aufmerksam, weil sich sein Klopfen doch deutlich von dem des Buntspechtes unterschied (liebes Vogelbuch: verzeih mir meine ignoranten Zweifel). So entdeckte ich ihn und konnte Fotos machen, aber die waren unterirdisch mies. Als ich mich näherte, wurde er zornig, schrie laut und suchte das Weite. Ein anderer Schwarzspecht fühlte sich wohl auch gestört und schrie ebenso laut und flog weg. Schade! Aber dann kam die Wende, denn ein dritter Specht tauchte auf. Es gab einen harmlosen, aber lautstarken Luftkampf. An dessen Ende setzten sich zwei Spechte in die untere Region einer Kiefer, der dritte verschwand.
In einem Wald über ca. 300 m eine freie „Schussbahn“ zu haben, ist blanker Zufall. Aber ich hatte Glück, mein Hund war ausgepowert und suchte sich einen Sitzplatz für die nächsten 15 Minuten, und ich machte Fotos von einem balzenden Schwarzspechtpaar. Dabei näherte ich mich irgendwann langsam, denn die beiden waren wirklich sehr beschäftigt dabei, „Hasch mich“ um den Baum herum zu spielen. Bis auf etwa 150 m kam ich ran. Als ich (satt mit Fotos) meine Kamera auf Video umstellen wollte, verschwanden die Beiden im Nichts, aber nicht wegen mir. Sie waren wohl fertig mit der Balz und suchten sich einen ungestörten Platz für das Finale.
So kann ich jetzt aus eigener Beobachtung etwas zur Balz von Schwarzspechten berichten. Nicht mal einen Meter über dem Waldboden „tanzen“ die Spechte um den Baum. Dabei gibt es durchaus Pausen, und die Tiere sehen sich die meiste Zeit gar nicht. Geräusche halten sich wohl in Grenzen, denn ich habe nichts Auffälliges gehört, aber auf den ersten, unschärferen Bildern waren die Schnäbel geöffnet. Wenn sie sich sehen, werfen sie den Hals in den Nacken. Das geht sogar über die Waagerechte hinaus nach unten (die Beweise dafür waren mir aber zu verwaschen, um sie hier auch noch zu zeigen). Der rote Schopf ist bei beiden Partnern groß und sehr knallig, die weißen Augen leuchten. Sie halten sich mit V-förmig gespreizten Füßen an der Rinde fest und kommen sich nie zu nahe. Dabei wechseln beide die Höhe, mal ist der einer höher am Baum, mal der andere. Wenn es zum „Kopf nach hinten schmeißen“ geht, sind beide aber meistens fast auf der gleichen Höhe (obwohl ich bezweifele, dass sie dabei irgendetwas gut sehen können). Tolles Spektakel!
Ich habe natürlich dann noch im Internet recherchiert, ob man Männchen und Weibchen unterscheiden kann. Das Weibchen soll etwas kleiner sein. Die rote Kappe soll nur den Hinterkopf bedecken, während sie beim Männchen vom Schnabelansatz bis über den Nacken hinaus reicht. Wer viel Muße hat, darf meine Bilder gerne mal nach diesen Kriterien absuchen. Und der Fachmann lächelt sicher über solche Identifizierungsversuche. Aber mir ist das auch egal, denn beide Vögel waren gleichermaßen aktiv (wie beim Haubentaucher), und ich bin super glücklich, dabei Zeuge gewesen zu sein.
Wenn ich mir überlege, wie lange ich auf meiner Homepage nur ein unscharfes Beweisfoto von diesem Vogel hatte, dann muss ich einfach mal feststellen, dass es wohl ein gutes Omen war. Schon der „Regen-Specht“ war sehr ungewöhnlich, und die Balz hat mich sehr fasziniert. Inzwischen habe ich auch heraus gefunden, dass der Schwarzspecht ruft wie ein Greifvogel. Es ist ein hohes, lang gezogenes Fiepen. Früher dachte ich, dass ein Greifvogeljungtier aus dem Horst nach den Eltern ruft. Aber nein, es ist der Schwarzspecht. Ende Mai flog im Wald wenig scheu ein Vogel nah über meinen Kopf und landete in der lichten Kiefernschonung, keine 3 Meter von mir entfernt. Er hielt artig still für Fotos, auch wenn er damit beschäftigt war, die Bäume langsam hoch zu klettern. Dabei schrie er immer wieder. Dieser Vogel macht so unglaubliche Verrenkungen und sieht auf jedem Bild anders aus. Mal gedrungen wie ein Kokabura mit Riesenkopf, mal schlank und gestreckt, mal in Eichhörnchen-Pose. Diese Akrobatik macht die schwarze Farbe mehr als wett.
Nur wenige Tage später hörte ich im Wald sehr merkwürdige, laute Geräusche (Klopfen und Krachen). Als sich in der Richtung, aus der sie kamen, etwas bewegte, knipste ich wild, aber es war nur eine Amsel. Das merkte ich, als sie wegflog, die Geräusche aber weiter gingen. Irgendwann entdeckte ich den „Täter“. Ein Schwarzspecht lugte aus einer Baumhöhle (und die lag auch noch fast in der Sonne). Der Vogel war nicht wesentlich kleiner als die üblichen Schwarzspechte, darum tippte ich zunächst auf ein brütendes Weibchen. Aber bei der Auswertung der Bilder am PC fiel mir sofort auf, dass dieser Vogel kein weißes Auge mit schwarzer Pupille hat, sondern ein völlig schwarzes. Danke mal wieder ans Internet (in diesem Fall: Wikipedia, denn mein Vogelbuch äußerte sich nicht zu Jungtieren). Es war wirklich Nachwuchs. Ich fragte mich zwar, ob in dieser Höhle mehrere Kinder lebten, denn der Ausgang bot wenig Platz. Aber vielleicht hat diese Familie auch nur einen Zögling. Ein Alt-Vogel war übrigens auch in der Nähe und mal wieder am Schreien. Ich zeige aber nur den Jungvogel. Und verschweige, wo das Nest ist.