Seidenschwanz
Vorkommen:
in unserer Region ein Zugvogel, der nicht lange Quartier macht, gesehen in meinem Garten und am Pfefferfließ, je nur einmal im Vorfrühling
Merkmale:
etwa so groß wie ein Star, ziemlich pummlig, blasse rötlichbraune Färbung, schwarze, schmale Gesichtsmaske über den Augen und schwarzes Kinn, zarter weißer Unteraugenrand, Häubchen am Hinterkopf, das sich aufrichten lässt, Schwanz eher kurz, die Schwanzfederenden sind knallgelb, Gesang ziemlich leise (irgendwie „seidig“, vielleicht daher der Name)
Begegnung:
Als ich vor vielen Jahren in mein Haus gezogen bin, hatte ich kleine Kinder und war nur in geringer Teilzeit berufstätig. Darum hatte ich auch viel Zeit, aus dem Fenster zu sehen und entdeckte dabei langsam Flora und Fauna in meiner neuen Heimat. Eines Tages bemerkte ich einen Schwarm größerer Vögel direkt auf dem verwucherten Nachbargrundstück. Ich kannte den Seidenschwanz aus Büchern, er ist nicht leicht mit anderen Vögeln zu verwechseln. Ich glaube, dass es im März war, denn die Bäume waren noch kahl. Und da ich bereits damals wusste, dass der Seidenschwanz ein Zugvogel ist, freute ich mich besonders, dass er bei uns Rast machte. Ich hielt all die Jahre immer wieder Ausschau nach ihm, denn er ist wirklich sehr hübsch. Aber trotz intensiver Bemühungen (besonders, seit ich meine Kamera habe) konnte ich ihn nie wieder sichten.
An einem sonnigen kalten Tag im Februar fuhr ich ans Fließ und hoffte auf schöne Motive. Schon auf dem Rückweg verharrte ich wie immer an der Stelle, an dem ich den Eisvogel bisher am häufigsten gesehen habe. Doch auch an diesem Tag blieb er unsichtbar. Dafür hörte ich einen Vogelgesang, der mir unbekannt war. Er war eher leise und sanft und stand im deutlichen Kontrast zu dem fröhliche, lautstarken Gezwitscher der Meisen, die langsam in Balzstimmung kamen. Ich konnte eine kleine Gruppe Vögel, etwa 4-5 Exemplare, in einer Erle ausmachen. Für den Erlenzeisig waren sie zu groß, außerdem piepsten die Vögel anders, wie ich einige Tage vorher erleben durfte. Von Größe und Farbe tippte ich auf den Kernbeißer, aber der Kernbeißer taucht in meinem Garten eher solo auf. Außerdem wäre es mir aufgefallen, wenn er so zärtlich geträllert hätte. Trotzdem rechnete ich nicht mit einem „Sensationsfund“.
Zu Hause am PC wurden meine kühnsten Hoffnungen war. Ich hatte ganz unzweifelhaft ein paar Seidenschwänze gesichtet. Einige Bilder waren auch ganz passabel, wenn man die Entfernung berücksichtigt und den Umstand, dass die Vögel irgendwie immer durch ein paar Zweige verdeckt waren. Wie jedesmal, wenn ich einen neuen Vogel ablichte, ärgere ich mich, dass ich das Motiv nicht länger verfolgt und mehr Bilder gemacht habe. Aber ich glaube eigentlich nicht, dass weitere Bilder besser geworden wären. Irgendwann scheuchte eine wütende Misteldrossel die kleine Gruppe auf, und ich hörte sie nur noch in der Ferne. Na ja, war ja nicht mein letzter Ausflug am Fließ, und ich weiß ja jetzt, wo ich auspassen muss. Allerdings werden sie, wenn man meinem schlauen Vogelbuch glauben darf, immer schnell weiter ziehen. Dann muss ich eben in den Folgejahren wachsam sein.