Pirol

Vorkommen:   

in „meinem“ Wald schon immer, nachgewiesen seit 2017 nur von Mai bis August

Merkmale:        

knallgelber, krähengroßer Vogel, mit rotem Schnabel, schwarzem Strich vom Schnabel zum Auge und schwarzen Flügeln, das Weibchen hat eine blassgelbe Brust mit bräunlicher Längsmaserung. Der Vogel lebt hoch oben in den Baumwipfeln, ruft im Frühjahr ganz typisch und sehr laut und sonor „verrückte Frau“. Nach der Paarungszeit sind die Rufe anderes, aber die Stimme bleibt unverkennbar

Begegnungen:

Zum Kuckuck mit dem Pirol! Er veralberte mich genauso wie der kriminelle Kult-Vogel. Er war immer zu hören, aber nie zu sehen. Dabei war ich jahrelang sicher, dass es bei uns keinen Pirol gab, und das lag an einem großen Missverständnis. Den typischen Pirol-Ruf („pfüt-pfüitpfüit“, meine Mutter sagt, er ruft „verrückte Frau“) habe ich nämlich früher ganz häufig in den Bäumen rund um unseren Garten gehört. Ich musste damals, als die Kinder klein waren, viel weniger arbeiten und verbrachte darum im Mai (die Zeit der Pirol-Rufe) viele Stunden außerhalb des Häuschens. Natürlich wollte ich wissen, welcher Vogel so ungewöhnlich und unverkennbar pfiff, und eines Tages flog direkt nach einem nahen Ruf ein Vogel durch meinen Garten in das verwilderte Grundstück hinterm Haus. Mit dem Fernrohr konnte ich einen Grünspecht ausmachen, und so folgerte ich, der Grünspecht würde so rufen. Aber das war ein Irrtum, denn inzwischen kenne ich den Ruf des Grünspechtes, weil ich ihn schon fotografiert habe, während er am Baum sitzend seine Liebste anlockt.

Seit dem war ich auf der Suche nach dem Pirol. Sein Ruf ist laut und weit zu hören, und auf meinen täglichen Hunde-Gassi-Spaziergängen folgte ich seinem Ruf. Aber er sitzt so hoch in den Bäumen, dass ich ihn nicht sehen kann. Im Mai kommt als zusätzliche Erschwernis die zunehmende Belaubung der Laubbäume dazu, so dass man in 15 m Höhe gar nichts mehr orten kann. Trotzdem habe ich ihn im 2016 gesehen, als ich mit meiner Tochter einen großen Radausflug machte. Er ist größer als eine Amsel, hat einen leuchtend gelben Körper und schwarze Flügel. Und er ist unglaublich scheu.

An einem schönen Maimorgen flog mir ein Exemplar über den Weg und landete untypischerweise im unteren Drittel einer Pappel. Ich konnte mein Glück kaum fassen und zog meinen Fotoapparat sicher schneller als Billy the Kid seinen Colt, aber der Pirol war noch schneller und sofort in der dahinter liegenden Eichenschonung verschwunden. Ich hörte ihn rufen und wartete geduldig, ob er sich vielleicht nochmal auf einem der oberen Äste zeigen würde, die verdächtig wackelten, obwohl es windstill war. Aber ich wartete vergeblich und hörte seinen Ruf irgendwann in weiter Entfernung. Nun, ich hatte „Blut geleckt“ und verfolgte diesen ungewöhnlichen, scheuen Waldbewohner in den nächsten Tagen besonders.

Am 01. Juni war es dann soweit. Ich hörte den Pirol im Wald hinter der großen Wiese rufen, und die Rufe kamen immer näher. Also wartete ich in der Hoffnung, dass der Pirol über die Wiese fliegen würde. Tatsächlich kam nach kurzer Zeit ein Paar im Abstand von etwa 20 m voneinander und flog auch noch gradewegs auf mich zu. Das machte das Fotografieren nicht eben einfacher (der Autofokus kommt da schnell an seine Grenzen). Mein Apparat löste 3 x aus, zwei Bilder habe ich, die auch noch ganz okay sind. Ich hatte ein Pirolweibchen erwischt, dass voraus geflogen war. Ich freute mich besonders, dass der Pirol mein Vogel 111 geworden war. Aber so richtig zufrieden war ich noch nicht.

Immer wieder folgte ich den typischen Rufen und holte mir fast eine Nackensteife vom anhaltenden Beobachten und Ausspähen der Baumwipfel. Doch irgendwann hatte ich Glück. Die Rufe kamen aus einem Waldstück, das hinter einer schmalen Straße lag, direkt am Feld. So konnte ich mich nähern, ohne die Vögel aufzuschrecken. Und sie saßen wunderbar sichtbar auch noch in der Sonne. Leider waren sie unglaublich weit weg, so dass die Bildqualität Wünsch offen lässt. Aber scharf oder nicht – endlich hatte ich „richtige“ Bilder vom Pirol.

Wieder Mai, und wieder veralbert mich der Pirol mit seinen lauten, allgegenwärtigen Rufen. Denn er bleibt unsichtbar! Obwohl, nicht ganz. Ich sehe ihn schon, wenn er seinen Standort wechselt, aber er ist dabei so hoch in den Bäumen und gut geschützt, dass Fotos blanker Zufall sind. Weil mir aber wirklich mal wieder eins gelungen ist, stelle ich es vor. Es ist nicht ganz scharf, aber es zeigt, warum ich den Pirol so schlecht sehen kann. Im Schatten ist sein Gefieder eher grünlich.

Der Pirol wird ja auch Pfingstvogel genannt, weil er in der Regel zu dieser Zeit zuverlässig zu hören ist. So ab Ende Juni hört man ihn dann aber nicht mehr, wahrscheinlich ist er mit Brüten beschäftigt. Nach meinem schlauen Vogelbuch brütet er nur ein Mal im Jahr, darum verstehe ich, dass man ihn ab Ende Juli wieder hören kann, denn es ist das Männchen, welches diesen unverwechselbaren Ruf ausstößt. Und meine besten Bilder habe ich im August 2017 gemacht. Hätte er nicht gerufen, hätte ich ihn nicht entdeckt. Balzen diese Vögel vielleicht doch 2 x im Jahr? Oder suchen die männlichen Jungvögel nach einer Braut fürs Leben?

Ende Juli 2018 wurde ich an meinem freien Tag morgens von einem Pirolruf geweckt. Da ich wußte, dass dieses keine Garantie für eine wirkliche Begegnung war, ließ ich mir Zeit für die Morgenroutine und ging dann entspannt mit dem Hund. Kurz bevor wir wieder zu Hause waren, hörte ich den Pirol ganz in der Nähe. Dieses Mal wurde meine Geduld belohnt, denn er flog mir vor die Linse. Deutlich wurde die Schwanzfärbung sichtbar (in der Mitte Oberseite schwarz, Unterseite gelb, an den Außenkannten auch gelb).

Gewöhnlich sucht er schnell das Weite, wenn ich meine Kamera zücke, aber dieses Mal schien er sehr beschäftigt zu sein. Er rief ausdauernd und warf dabei auch den Kopf weit in den Nacken (so wie ich es vom Schwarzspecht kenne). So konnte ich wirklich ein paar sehr schöne Fotos machen.

Dabei fiel mir auf, dass der Pirol am Hals rote Streifen bekommt, die beim Rufen wie Adern hervortreten. Das sieht ein bisschen gruselig aus, finde ich. Wenn der Ruf aufhört, sind sie auch wieder verschwunden.

Das letzte Bild zeigt nochmal deutlich, dass der Rücken gelb ist, die Flügel jedoch schwarz. Es fasziniert mich immer wieder, dass in unseren Breitengraden ein Vogel derart knallig gefärbt ist. Und dass er es trotzdem schafft, unsichtbar zu bleiben, wenn er nicht ruft.

Es ist August, und ich schlafe bei offenem Fenster. Der Pirol hat mich schon manches Mal geweckt, denn er hält sich gar nicht so selten in den Bäumen auf, die auf meinem Grundstück stehen oder in der näheren Umgebung, und singt sehr laut. Aber ich habe ihn noch nie von meinem Garten aus entdeckt. Bis jetzt! Und er war nicht allein. 5 oder 6 Vögel habe ich fliegen sehen, bevor sich einer bequemte, in der sonnenbeschienen Birke sichtbar Platz zu nehmen. Definitiv kein erwachsenes Männchen! Auffällig ist der graue Schnabel. Sollte es sich um einen Jungvogel handeln?