Nutria

Als ich im Sommer 2016 etwas Perztierartiges am Fließ entdeckte, war ich begeistert. Leider wusste ich nicht, um was für ein Tier es sich handelte und begann intensiv zu recherchieren. Ich stieße auf 3 in Frage kommende Arten. Zunächst einmal gibt es auch in unserer Region Biber, aber am Fließ konnten mich die gelegentlichen Nagespuren an jungen Bäumen noch nicht komplett überzeugen. Ich hatte schon Biber im Zoo gesehen und viel größer in Erinnerung. Darum schloss ich ihn aus, auch weil ich bei späteren Begegnungen den dünnen Schwanz meines „Neulings“ gut erkennen konnte. Blieben Nutria (auch Biberratte genannt) und Bisam (auch Bisamratte genannt). Weil auf meinen ersten Bildern noch nicht die typischen Kennzeichen zu sehen waren, ging ich nach der Wahrscheinlichkeit und entschied mich für die Bisamratte. Damit lag ich zwar richtig, aber im Laufe der Zeit kam mir auch die Nutria vor die Linse, und ich bemerkte den Unterschied nicht. Allerdings hatte ich mich manchmal gewundert, warum manche Tiere so groß und andere so klein waren. Nur ein Mal war ich mir sicher, dass es sich um ein Jungtier der Bisamratte handelte. Mein erstes Nutriafoto ist aus dem Dezember 2016. Übrigens wusste ich nicht, ob es „der“, „die“ oder „das“ Nutria heißt. Wikipedia sagt, es heißt „die Nutria“, aber „das“ wird auch verwendet. Ich finde, dass sich „das“ oder „der“ besser anhört, aber ich beuge mich den Fachleuten.

Ich hätte vielleicht nie an meiner Zuordnung gezweifelt, wenn ich nicht an einem Tag im April 2018 ein wirklich großes Pelztier entdeckt hätte. Es kam von einem schmalen Landstreifen zwischen Fließ und See und ließ sich ins Wasser gleiten. Ich knipste schnell, so lange ich es sehen konnte, denn inzwischen war der Biber am Fließ nachgewiesen (es gab sogar eine Schautafel), und ich wartete sehnlichst auf sein Erscheinen. Dass viel Schilf im Weg war, störte mich nicht, denn ich war sicher, dass meine Kamera mich nicht enttäuschen würde. Tat sie auch nicht, aber der breite Biberschwanz war leider auf keinem Bild zu sehen. Also bemühte ich nochmal das Internet, musste aber feststellen, dass auch der Rest der Erscheinung nicht zu den Bibern passte. Gut, auch eine Nutria hätte mich erfreut als neuer Geselle am Fließ (trotz der mittelmäßigen Fotos). Aber beim Studium der Charakteristika wurde ich darauf hingewiesen, dass Nutrias orange Zähne haben. Und die hatte ich im Winter so wunderschön abgelichtet bei einem Paar, das sich putzte.

Also sah ich alle meine Bisambilder durch und musste feststellen, dass ich die Nutria schon oft vor der Linse hatte. Plötzlich fand ich die Unterscheidung sehr leicht. Am Auffälligsten ist die Kopfform. Beim der Nutria ist sie „stumpf“ und wirkt kantig, die Bisamratte hat eine spitze Kopfform, die an eine große Maus erinnert. Die Bisamnase ist klein und schwarz, die Nutrianase hat ziemlich große Nasenlöcher. Die Ohren der Nutria sind unbehaart wie beim Meerschweinchen (mit dem ist sie auch verwandt), die Bisamohren sind oft kaum zu sehen, weil sie sich (fellbedeckt) dem restlichen Fell anpassen. Ganz deutlich sieht man auch die weißen Schnurrhaare der Nutria, während die Schnurrhaare des Bisam schwarz und unauffällig sind. Die Sache mit dem Schwanz und den Schwimmfüßen ist für Fotografen wie mich zur Unterscheidung eher unbedeutend, aber wenn man ein schwimmenden Pelz sieht, der so groß wie eine Stockente ist, hat man ziemlich wahrscheinlich eine Bisamratte entdeckt. Ist er größer als eine Ente, handelt es sich wahrscheinlich um eine Nutria.

Irgendwie habe ich von der Nutria schönere Fotos, was daran liegen mag, dass ich sie nicht ausschließlich im Wasser angetroffen habe. Eine herrliche Bilderserie habe im Februar gemacht, als sogar das Fließ am Rand gefroren war. Dort saß ein einzelnes Tier und knabberte genüsslich an einem kleinen Schilfblatt. Danach trank es noch ein paar Schlucke (ein Tropfen hängt auf dem Bild noch am Kinn).

Aber auch meine Serie aus dem Februar hatte ich noch nicht komplett gesichtet, weil mich die Vielzahl der Bilder irgendwie immer dazu verleitete, doch erst mal etwas anderes Wichtiges aufzuarbeiten. Aber irgendwann sah ich sie durch und wurde das Gefühl nicht los, dass die beiden fröhliche Pelzträger im eisigen Februar-Flüsschen am balzen waren. Es sind aber so viele Bilder, dass ich sie noch reduzieren muss. Und ein bisschen zoomen schadet auch nicht. Wenn es soweit ist, präsentiere ich sie bei den Starfotos.