Rotkehlchen

Vorkommen:

Ganzjährig, überall und schon immer, meist alleine anzutreffen, zur Brutzeit auch mal paarweise

Merkmale:

Größe variiert, in meinem Garten ist er größer als die Kohlmeise, im Wald habe ich schon Rotkehlchen in Zeisiggröße gesehen, überwiegend grau (Kopf und Rücken dunkler als der Bauch), orangerote Gesichtsmaske um Augen und Schnabel und großflächig bis zur Brust, schwarze Knopfaugen, kurzer, schwarzer Schnabel, Jungvögel tarnfarben meliert, anfangs eher gelblich Töne im Brustbereich, später deutet sich die orange Farbe an

Nahrungsverhalten:

Hält sich in der Nähe vom Futterhaus auf, besucht es aber selten, pickt eher nach dem, was die kleinen Vögel aus dem Häuschen auf den Boden schmeißen

Begegnungen:

Dieser hübsche, kugelige Vogel gehört zu den bekanntesten in Deutschland. Er kommt eigentlich überall vor, wenn auch nicht in großen Gruppen. Da er nahrungstechnisch sowohl Körner als auch Insekten verzehrt, kommt er gut durch den europäischen Winter. Ich erkenne ihn nicht am Gesang, denn der ist variabel und reicht von kurzen, unspezifischen Piepsern bis zu kleinen Liedern. Aber er singt laut und kündigt sich an, das heißt, er zwitschert gerne im Flug.

In dem Teil von Berlin, in dem ich aufgewachsen bin, gab es ihn nur in den Kleingartenkolonien. Aber ich habe als Kind „The secret garden“ gelesen, das von der gleichen Autorin ist, die „Der kleine Lord“ geschrieben hat. In diesem Buch spielt ein (echtes) Rotkehlchen auf einem englischen Herrengut eine wichtige Rolle. Es wird als klug und neugierig beschrieben. Ob die deutschen Rotkehlchen auch klug und neugierig sind, weiß ich nicht. Die wenigen Exemplare in meinem Garten (ich habe noch nie mehr als zwei auf einmal gesehen) sind eher scheu. Sie kommen nicht an den Knödel, obwohl sie gerne auf dem Boden darunter herumpicken, auch die Sonnenblumenköpfe verschmähten sie. Aber mein Saat-Herz mit den größeren Körnern haben sie gerne angenommen. Sie vertragen sich ganz gut mit den Meisen, aber wenn sich ein Mensch nähert, suchen sie das Weite, egal, wie verlockend die Nahrungsquelle ist. An einem Tag muss wohl ein besonderer Leckerbissen auf dem Komposthaufen gelegen haben. Mein Kompostgatter ist ziemlich hoch, damit der Hund nichts mopsen kann. Darum habe ich nicht gesehen, für welche Delikatesse das Rotkehlchen immer wieder abtauchte. Aber wenn ich mit der Kamera näher kam, war es sofort weg. Ärgerlich!

Rotkehlchen zu beobachten macht Spaß, denn sie sitzen nicht nur in den Zweigen oder fliegen durch die Gegend. Sie hopsen gerne auf dem Boden herum. Dabei drehen sie den Kopf in alle Richtungen, so dass es aussieht, als ob sie verspielt sind und Faxen machen. Sie sind sehr lebhaft und flink. Sie brüten niemals in unseren Nistkästen (wahrscheinlich sind sie zu dick für die kleinen Öffnungen). Aber ich vermute, dass sie bei uns irgendwo im Gebüsch auf dem verlassenen Nachbargrundstück brüten. Da sind sie nämlich am liebsten, wenn sie nicht grade im Winter die Futterquellen aufsuchen, welche die Vogelfreunde für sie bereit stellen.

Im Juni 2017 hatte ich besonderes Glück mit dem Rotkehlchen. Auf einer Fotoserie habe ich einen Vogel erwischt, der nur ein Bein hatte. Keine Ahnung, wie das zweite Bein abhanden gekommen ist, aber der Vogel war weder in der Akrobatik noch bei seinen Gesangseinlagen beeinträchtigt.

Dann sind mir in dem Monat auch Jungvögel vor die Linse geflattert. Inzwischen habe ich schon bei mehreren Vogelarten beobachtet, dass die Jungtiere weniger scheu sind und mich darum mit meiner Kamera auch ziemlich nah heran kommen lassen. Genau genommen gehe ich gar nicht näher ran, sondern entdecke sie in meiner Nähe, weil sie nicht panisch die Flucht ergreifen. In meinem Garten habe ich das erste Exemplar entdeckt, das noch etwas gelblich schimmerte. Im Wald traf ich dann einen Jungvogel, bei dem sich die orange Farbe im Brustbereich bereits andeutet.

 

 

Meine besten Fotos stammen nicht aus der Region sondern aus Wiesenburg. Direkt am Schloss turnte ein wenig scheuer Geselle im Gebüsch. Auch mein Header-Foto ist aus dieser Sammlung.

Ich weiß nicht, ob ich es schon mal erwähnt habe, aber es gibt wohl Sommer- und Winterrotkehlchen in Deutschland. Rotkehlchen sollen Zugvögel sein, und die Exemplare, die man im Sommer antrifft, sind nicht die gleichen, die im Winter die Futterstellen besuchen. Dieses Wissen habe ich von einer Zufallsbekanntschaft Pfefferfließ. Der Herr war mit Sicherheit ein Vogelkenner und bei seiner Exkursion gut ausgestattet, darum vermute ich, dass er mir kein Märchen aufgetischt hat. Beweise dafür habe ich allerdings keine. In meinem Garten habe ich das ganze Jahr Gelegenheit, mich an den niedlichen Vögeln zu erfreuen. Am Pfefferfließ sehe ich sie allerdings wirklich nur im Winter. Diese Bilder sind vom November 2018, und weil sie fast meine Besten aus der Region sind, stelle ich sie vor.