Vögel in der Mauser

Nicht wenige Leute verbinden das Wort „Mauser“ mit einer Schusswaffe. Doch ich denke, dass der Begriff „Mauser“ für den Federkleidwechsel der Vögel schon länger besteht als das historische Gewehr. Und dass Vögel in die Mauser kommen, ist für sie lebensnotwendig. Das Verb „mausern“ ist sogar sprichwörtlich für eine „gute Entwicklung“ bzw. „gelungene Umwandlung“. Ich kann nicht sagen, wann ich das erste Mal mit dem Phänomen der Mauser bei Vögeln bekannt geworden bin. Es muss Jahrzehnte zurück liegen. Vielleicht habe ich das sogar in der Schule im Biologieunterricht gelernt. Jedenfalls weiß ich schon ewig, dass Vögel ihr Federkleid erneuern. Sie verlieren ihre Federn, teilweise rupfen sie sich diese sogar selbst aus, und es wachsen neue. Das ist eine sehr nützliche Errungenschaft der Evolution, denn Federn sind ziemlich empfindlich. Und es wäre für die Vögel fatal, wenn sie wegen des Verlustes oder der Verletzung einiger Federn ihre Fähigkeit zu fliegen einbüßen würden. Darum erneuern sie jährlich ihr „Outfit“, und leider sehen sie dabei erbärmlich aus. Gäbe es nicht ein paar unverwechselbare Merkmale, würde man sie nicht wieder erkennen. Aber manchmal gibt es nicht einmal diese. Darum habe ich einige Mauser-Fotos, auf denen man nur sicher abnickt, dass es sich um einen Vogel handelt.

 

 

Es ist klar, dass sich die Mauser nicht in der Balz- und Brutzeit abspielen sollte. Ich bin kein Ornithologe, aber unter logischen Gesichtspunkten würde ich folgendes annehmen: Vögel, die sich mehrfach im Jahr vermehren, sollten die Mauser in den Herbst verschieben, wenn alle Küken „aus dem Haus sind“. Ich weiß allerdings nicht, ob Vögel, die ihr Ruhekleid in ein Balzkleid verwandeln, zweimal jährlich in den sauren Apfel beißen müssen. Aber weil ich keine Ahnung habe, möchte ich auch keine Spekulationen anstellen. Und im Internet ist zu dem Thema auf die Schnelle nichts Brauchbares zu finden, was den Horizont erhellt. Darum stelle ich auf meiner Homepage auch nur Beobachtungen vor, die ich durch Fotos belegen kann.

Bisher habe ich nur Mauser-Bilder aus den Monaten August und September, wobei ich mir aber ziemlich sicher bin, dass meine diesjährigen Fotos aus dem September dem Umstand geschuldet sind, dass der Sommer so lang und heiß war. Wahrscheinlich ist der August die gewöhnliche Zeit für die Mauser der kleinen Vögel in meiner Region. Die Mauser soll in der Regel in ein paar Tagen abgeschlossen sein, darum ist es kein Wunder, dass ich bisher so wenige Vögel dabei gesehen habe. Im nächsten Jahr werde ich mal etwas gezielter darauf achten. Besonders in den Schwärmen (Finken, Meisen und auch Schwalben) finden sich am ehesten Kandidaten, welche die alljährliche Schönheitskur durchlaufen.

In der Vergangenheit bin ich oft darüber gestolpert, dass kleine Vögel nicht die spezifischen Attribute aufwiesen. Inzwischen vermute ich, dass bei diesen Piepmätzen die Mauser im Endstadium vorliegt. So habe ich z.B. einen Vogel entdeckt, der wie eine blasse Ausgabe des Gartenrotschwanzes aussah. Das Bild ist schon länger auf der Gartenrotschwanz-Seite, und wird hier nicht präsentiert. Ansonsten gestalte ich diese Seite wie die der Schmetterlinge: hübsch einer nach dem anderen. Wenn es neue Arten gibt, kommen sie hinten dran.

Buchfink

Beim Buchfinken ist mir das Mauser-Phänomen als erstes aufgefallen. Der folgende Kandidat ist etwas unscharf, aber der Finkenschnabel ist unverkennbar. Die Flügelfedern sind bei ihm in dem Stadium nicht betroffen, so dass ich die Art zuordnen konnte.

Bei dem Nächsten fiel die Identifikation schon schwerer. Aber er zeigte sich später etwas deutlicher. Die weiße Flügelbinde und die grünlichen Federn an der Flügelseite halfen bei der Zuordnung. Die Mauser ist definitiv keine Krankheit, denn das würde den Appetit mindern.

Und  die Flugfähigkeit ist auch nicht eingeschränkt, wie das nächste Bild beweist.

Distelfink

Ich habe bisher niemals einen Distelfinken ohne roten Kopf gesehen. Aber die folgenden Bilder zeigen definitiv einen Stieglitz, denn die gelbe Flügelzeichnung ist in meiner Region einmalig. Es stellt sich mir die Frage, ob sich Finken bevorzugt am Kopf mausern, oder ob sie bei der Flügelmauser lieber im Verborgenen bleiben.

Grünfink

Vom Grünfinken habe ich mehrere Exemplare in der Mauser entdeckt. Sie futterten im Sonnenblumenfeld und waren immer ziemlich weit weg. Darum gab es für mich nur wenige scharfe Bilder. Auf dem ersten Foto ist nur eine zarte Grünfärbung an Kopf und Brust erkennbar. Lediglich die Flügel geben Aufschluss über die Art.

Der zweite Kandidat war etwas näher dran. Sein Körper ist noch farbecht, aber der Kopf ist ein bisschen räudig. Allerdings ist ein schwarzer Fleck sichtbar. Ob das wohl ein „freigelegtes“ Ohr ist?

Goldammer

Diese Goldammer sieht nicht erbärmlich aus, aber sie wirkt zerzaust. Auch die Zeichnung ist nicht so ausgeprägt. Das Foto ist aus dem August, also könnte die Mauser eine Erklärung sein.

Den nächsten Vogel hielt ich zunächst für ein Jungtier. Erst später fielen mir die kahlen Stellen am Schnabelansatz auf. Entweder war auch hier der Federkleidwechsel im Gange, oder das arme Tier war wirklich krank. Ein Jungvogel ist es wahrscheinlich nicht.

Rauchschwalbe

Diese Fotos sind ein „Zufallsfund“ in meiner Abteilung: „Schwarm mit Jungtieren“. Ein einziges Exemplar hockte im Baum und flatterte unbeholfen, während die anderen Vögel lustig von Ast zu Ast flogen und den Nachwuchs mit Futter versorgen (der auch mit im Baum saß). Weil die Schwanzenden so lang sind, ist es mit Sicherheit ein erwachsenes Tier. Und auch hier hoffe ich, dass es nicht marode ist (auch das kann ja vorkommen). Aber dass sich Schwalben vor dem Flug in den Süden „regenerieren“ müssen, liegt ja eigentlich auf der Hand.

Schilfvogel

Bei dieser Fotoserie habe ich auch zunächst auf einen Jungvogel getippt. Erst, als ich mich mit dem Thema Mauser näher beschäftigte und entsprechend meine Fotobestände durchsuchte, fiel er mir auf. Er zeigt die typische Zerzausung am Kopf bei ansonsten intaktem Gefieder. Ich denke, es ist ein Teichrohrsänger, der häufigste Schilfgast am Fließ. Und auch er ist ein Zugvogel, also sollte er sich vor dem Abflug mausern.

Blaumeise

Diese Fotos sind aus August 2018, also aus einer Zeit, in der die Jungvögel nicht mehr von den Eltern zu unterscheiden sind. Wegen der strubbeligen Haare am Kopf tippe ich darum auch auf einen Vogel in der Mauser. Aufgenommen am Feld auf einem Telefondraht, der aber schon lange "tot" ist.

Kohlmeise

Diese Bilder sind aus dem September 2018, und auf den ersten Blick möchte man meinen: die Kohlmeise sieht doch aus wie immer. Na, ganz so ist es nicht, denn Meisen sind immer „glattgebügelt“, wenn sie nicht grade im Sturm sitzen (und das vermeiden sie!). Vielleicht habe ich auch einen Jungvogel aus der zweiten Brut erwischt. Ich musste mich entscheiden, und weil September war, habe ich mich bei dem struppigen Federkleid auf einen Erwachsenen in der Mauser festgelegt.

Nebelkrähe

Auch diese Bilder sind vom September 2018. Auffällig ist die geduckte Haltung der Krähe, die man bei den stolzen Rabenvögeln sonst wirklich nicht sieht. Er flatterte auch etwas unbeholfen im Geäst, war aber definitiv noch flugfähig.

Rotmilan

Als ich im September an den Elbauen war, hatte ich viele tolle Fotos mit nach Hause gebracht. Nicht alle Bilder konnte ich sofort sortieren, aber bei den Bildern der Rotmilane ist mir damals schon etwas aufgefallen. Einer hatte eine ungewöhnliche, dreidimensionale Schwanzform! Auf dem folgenden Bild (mit einem Bussard, links) war es besonders deutlich zu sehen.

Erst als ich mich mit dem Phänomen der Mauser näher beschäftigte, bekam ich eine Erklärung. Dieser Vogel erneuerte grade sein Steuerruder! Offensichtlich wuchsen die äußeren Schwanzfedern zu diesem Zeitpunkt nach. Dass die Bilder so schön scharf geworden sind, freut mich natürlich besonders.

Turmfalke

Das gleiche „Dilemma“ traf auch einen Turmfalken im September an der Wiese am See. Damals wunderte ich mich, dass der Vogel so oft „zum Ausruhen“ auf Bäumen an der Wiese landete und dort lange verweilte. Nicht einmal mein Näherkommen samt Hund schreckten ihn auf.

Normalerweise schwebt er gefühlt locker eine halbe Stunde herum und rüttelt an den verschiedensten Stellen. Auf den Fotos war dann gut zu sehen, dass sein Schwanz keine gleichmäßige Federlänge mehr aufwies.

Bei den „Rüttel-Bildern“ war es dann nicht mehr zu übersehen, besonders weil ich ihn in einem zauberhaften Gegenlicht erwischt habe. Aber ich denke, er wird trotzdem Beute gemacht haben, denn ich habe ihn auch im Sturzflug abgelichtet.