Graugans

Vorkommen:

Eigentlich ein Zugvogel, der den Winter im Süden verbringt und im hohen Norden brütet (vergleiche S. Lagerlöff: „Nils Holgerson“), in Zeiten des Klimawandels vereinzelt ganzjährig in meiner Region anzutreffen, braucht Wasser, bevorzugt große Seen, bevölkert aber gerne auch Felder mit Frühsaaten, brütet am Pfefferfließ

Merkmale:

Gänsegröße (nicht verwunderlich), überwiegend grau, aber mit verschiedenen Abstufungen und weißen Federrändern, weißer Bauch mit wenigen schwarzen Flecken, vermehrte Querzeichnung an den Bauchseiten, oranger Schnabel und orange Füße, recht kurzer, runder, weißer Schwanz mit schwarzer „Binde“, grauer Rücken bis zum Bürzel, Jungvögel gelblich grau

Fortpflanzung:

Balz im März, Küken im Mai 2017 gesehen, 2018 auch

Begegnungen:

Wer kennt nicht die wunderbare Geschichte des Jungen Nils, der mit den Wildgänsen im Sommer nach Norden zog, weil er wegen seiner Unartigkeit von einem Wichtelmann geschrumpft worden war, und so auf den fliegenden Gänsen „reiten“ konnte? Die Gans ist nicht nur der Inbegriff für ein schmackhaftes Weihnachtsmal sondern auch ein klassischer Vertreter der Zugvögel. Selbst die hartgesottensten Städter haben schon mal was von wanderenden Gänse gehört, die in der typischen V-Formation fliegen (allerdings sind größere Gruppen auch schon mal undiszipliniert in wuseligen Anordnungen unterwegs). Diese Formation ist der Aerodynamik geschuldet, die heutzutage nicht nur beim Radsport eine wichtige Rolle spielt (Stichwort: Windschatten). Im Frühjahr und im Herbst ziehen die Vögel in Scharen über Deutschland hinweg. Bei uns machen sie gerne „Station“.

Früher war das Rufen der Gänse, das man kilometerweit hören konnte, auch wenn man den Schwarm noch nicht sah, ein sicheres Zeichen dafür, dass der Frühling oder der Winter kommt. In den Zeiten des Klimawandels ist das leider nicht mehr so. Ich höre Gänse fast das ganze Jahr rufen, auch wenn es sich im Winter nur um kleine Gruppen oder Einzeltiere handelt. Manche sparen sich inzwischen den kraftraubenden Zug und bleiben das ganze Jahr hier, einschließlich des Brütens. Das freut den Fuchs, der ja bekanntlich immer „die Gans gestohlen“ hat. Das Rufen der Gänse in der Nacht verbunden mit dem heiseren Bellen des Fuchses hat in der Regel zur Folge, dass man am nächsten Tag irgendwo einen beachtlichen Haufen grauer Federn findet. Tja, der Fuchs muss auch leben!

 

Wenn die durchziehenden Gänse bei uns rasten, sieht man sie weniger auf dem Wasser als auf den Feldern, die im Frühjahr schon die ersten Sprösslinge haben. Auch im Herbst besuchen sie Felder, die frisch abgeerntnet sind. In Zauchwitz habe ich eine ziemlich große Gruppe im November angetroffen.

Ein gigantischer Schwarm flatterte im Dezember 2017 am Pfefferfließ herum. Und im Dezember 2016 hatte ich eine kleine Gruppe am Fließ, als der See zugefroren war. Zum Beweis steht eine Gans standhaft in der Bildmitte auf dem Eis. Soviel zu Thema „Zugvogel“!

Inzwischen habe ich bestimmt schon 100 tolle Flugbilder von Graugänsen. Ein paar davon muss ich einfach hier präsentieren.

 

 

Wenn es an die Balzzeit geht, treten die Gänse nicht mehr in Schwärmen auf, sondern nur noch paarweise. Rivalen im bevorzugten Brutrevier werden wütend und energisch vertrieben.

Es werden aber auch Gänse von Schwänen verjagt, wenn diese sich im Schwanrevier niederlassen wollen (siehe Bilder auf der Schwanseite dieser Homepage). Die Balz an sich ist ziemlich ulkig. Beide Geschlechter liegen flach im Wasser und machen lange Hälse über der Wasseroberfläche und dabei ziemlich belämmerte Gesichter.

 

 

Danach erfolgte Gefiederpflege, und dann werden auch schon mal die Flügel ausgebreitet. Das sieht man eigentlich bei allen Entenvögeln, und zu denen gehören auch die Gänse.

 

Hier kommt jetzt noch der Nachweis, dass Graugänse in meiner Region brüten. Das ist ein Foto von mehreren, aufgenommen Ende Mai 2017.

Und hier noch ein Starfoto: Spiegelbilder im Seddiner See

Im Frühjahr 2018 wurde ich von den Wasservögeln in Sachen Nachwuchs nicht grade verwöhnt. Nicht eine einzige Entenfamilie war am Fließ zu sehen. Auch die Schwäne, die ihre Nester gut sichtbar von den Aussichtpunkten bezogen hatten, zeigten sich nicht mit ihren Jungen. Die Haubentaucher sind sowieso selten geworden. Aber die Graugänse haben meine Region zum Brüten für sich entdeckt. Mitte Mai schwammen Gänse auf dem Fließ, was ungewöhnlich war, denn sie bevorzugen die Seen in dieser Gegend. Darum hielt ich zunächst auch den kleinen Wasservogel auf dem Bild für einen Zwergtaucher.

Schnell erkannte ich jedoch, dass das Paar ein Küken dabei hatte. Ich blieb auf Abstand, denn ich wollte keinen Stress machen. Und mein Teleobjektiv kann auch ein bisschen was. Doch schon bald kam eine zweite Gans aus der Uferregion, und sie hatte zwei Sprösslinge dabei.

Und eine dritte Familie war auch noch da, die sogar 3 Küken im Schlepptau hatte.

Doch die Gans mit den Zwillingen bescherte mir die schönsten Bilder.

Die drei Familien sahen mich als Grund an, davon zu schwimmen, aber sie waren nicht panisch. Ich folgte ihnen auch sehr langsam, damit sie ihren Vorsprung behielten. Was mich begeisterte, war, dass sie sich zusammen taten und als Pulk schwammen, auch wenn das Einzelkindküken sich lieber für das Ufergestrüpp interessierte, als auf seine Sicherheit zu achten (auf den Fotos ganz links). Die Geschwisterküken waren da doch disziplinierter. Offensichtlich haben Graugänse sehr ausgeprägte soziale Strukturen.

Anfang Juni traf ich zwei von den Familien wieder. Sie hatten sich in einem Seitenarm des Fließ´ in einem nicht so dichten Schilfgürtel zur Ruhe an Land begeben. Leider liegt der lange Besuchersteg nur wenige Meter entfernt von dem Rastplatz, und die Gänse sahen mich eher, als ich sie. Wahrscheinlich hätte ich sie übersehen, wenn sie sich still verhalten hätten.

So flüchtete die Gans mit den zwei Küken Richtung Wasser, während die Gans mit dem Einzelkind den Rückzug ins Schilf antrat. Dabei spreizte sie den auffälligen Schwanz, um von ihrem Jungtier abzulenken. Erst, als es im Schilf verschwunden war, folgte sie nach.

Die Gans mit den Zwillingen hatte in der Zeit das rettende Wasser längst erreicht und suchte zügig das Weite. Es tat mir leid, die jungen Familien gestört zu haben, aber auch dieses Mal waren die Vögel nicht wirklich in Panik (nur in Eile).

An meinem See brüten die Graugänse jetzt auch. Im letzten Juni-Drittel fotografierte ich eine 4-köpfige Familie etwa in See-Mitte (Bildqualität eher mäßig), aber die Jungvögel unterscheiden sich doch schon deutlich von den flauschigen Fell-Kugeln aus dem Mai.

Wie beim Schwan zeige ich auch von der Graugans nur noch ganz besondere Bilder, wenn sie mir denn gelingen. Auch Fotos von der Gans „auf der Flucht“ habe ich schon vorgestellt, aber diese beiden neuen Bilder mag ich sehr, nicht nur wegen der Ausleuchtung und der Schärfe. Man muss dazu wissen, dass im August 2018 der See nur wenige Zentimeter tief war, so dass die Gänse nicht darin schwammen, sondern standen. Darum spritzt beim „Anlauf“ auch ganz viel Moder mit auf. Und auf dem zweiten Bild gibt es auch noch eine schöne Spiegelung im Wasser.

Die Graugans gehört zu den allgegenwärtigen Vögeln, darum mache ich mir nicht mehr oft die Mühe, sie zu fotografieren. Aber wie bei Schwan und Stockente ist sie immer mal wieder für sehr ungewöhnliche Aufnahmen zu haben. Die erste Serie ist von den Elbauen, wo sich die Tiere im September zu größeren Gruppen zusammen gefunden haben. Ich glaube nicht, dass Graugänse wirklich auf der Speisekarte des Seeadlers stehen, aber wenn dieser am Himmel auftaucht, bricht Panik aus. Wahrscheinlich reicht ein ganz bestimmter Ruf, um den ganzen Schwam in Bewegung zu bringen. Das ist ein Schauspiel erster Güte und auch akustisch ein richtiges Spektakel.

Diese Serie ist vom Fließ (schon aus dem Juni), und auch hier war nicht etwa meine Wenigkeit und mein klickender Fotoapparat der Auslöser für die Flucht. Nachdem ich meine Gänse-Fotos geschossen hatte, machte ich auch noch ein paar schöne Bilder vom Seeadler.

 

 

Inzwischen haben wir Oktober. Auf den Seen am Fließ sind wenig Gänse, denn es gibt kaum Wasser. Sie versammeln sich am Blankensee und auf den Wiesen in den Nieplitzauen (zu denen auch das Pfefferfließ gehört). Diese Bilder möchte ich zeigen, weil sie mich ermahnen, besser zu zielen. Schwarze Wolke am Horizont? Nein! Nur ein paar Hundert Gänse!

Inzwischen ist es Ende November 2018, und die Gänse sind weg. Am Fließ gab es die ersten zarten Eis-Flächen auf den stehenden Gewässern. Noch vor 2 Wochen waren die Gänse in Massen allgegenwärtig. Weil endlich etwas Regen gefallen war, hatte sich im ausgetrockneten See etwas gebildet, das einer Pfütze näher kam als einem Gewässer. Aber es wurde sofort von den Gänsen angenommen. Dies´ ist nur ein Ausschnitt (mit einem naiven Graureiher in der Mitte: Sorry, Freund, die Fische sind noch nicht wieder gekommen).

Alle hübsch in Reih´ und Glied!