Parken auf Naturgebiet
Kraftfahrzeuge aller Art gehören auf die Straße. Damit sie keinen Schaden anrichten, aber auch keinen Schaden nehmen, wurden Straßen gebaut. Gute Straßen! Straßen, auf denen man schnell fahren kann. Es ist ein Dilemma, dass diese Entwicklung so rapide ging und sich die wilden Tiere evolulotionstechnisch nicht darauf einstellen konnten. Aber vielleicht kommt das noch, und Reh, Fuchs und Kröte machen um den Asphalt einen großen Bogen. Bis es soweit ist, sollten Fahrzeugführer Rücksicht nehmen. Ich denke, das funktioniert in der Regel auch ganz gut.
Aber so ein Kraftfahrzeug fährt ja nicht nur. Im Gegenteil, die meiste Zeit seines „Lebens“ parkt es irgendwo. Und bei diesem Thema sind die Fahrzeugbesitzer nicht ganz so rücksichtsvoll, möglicherweise, weil ihnen manche Aspekte noch gar nicht in den Sinn gekommen sind. Regelwidriges Parken in Städten ist ein bekanntes Ärgernis und wird von Ordnungshütern verfolgt und geahndet. Regelwidriges Parken in der Natur leider nicht! Dabei entsteht in der asphaltierten Großstadt der Natur kein Schaden, wenn jemand auf einem Bürgersteig oder in „zweiter Reihe“ seinen fahrbaren Untersatz abstellt. Es stört nur den Verkehr oder die Fußgänger. In der freien Wildbahn kann ein Fahrzeug aber zu einem echter Umwelt-Sünder werden.
Zunächst einmal ist Wald- und Wiesenboden weich und empfindlich. Wird die Erde durch Druck von Autos (die wiegen mehr als man denkt!) belastet, verhärtet sie. Und in harter Erde kann kein Pflänzchen Wurzeln schlagen. Es werden also nicht einfach ein paar Halme plattgefahren, sondern der Boden wird dauerhaft geschädigt. Wer sich jetzt kaputt lacht, kann gerne bei seinem nächsten Ausflug auf unbefestigtem Weg mal darauf achten: in der Mitte des Weges, zwischen den Fahrspuren, wächst das Kraut ganz mühelos. Werden die Fahrspuren allerdings durch häufige Benutzung immer weiter vertieft, wird die Mitte des Weges zu einer Gefahr für den Unterboden. Das kostbare Fahrzeug könnte Schaden nehmen, also fährt der findige motorisierte Naturbanause zukünftig mit einer Reifenseite auf der Mitte und entweder links oder rechts neben dem Fahrweg wieder durch das Gestrüpp. Auf Kosten der Natur werden die Wege damit immer breiter, aber definitiv nicht besser. Bei diesem Foto (es war ein Team, das an der nicht öffentlichen Badestelle einen Film drehte) kann man das Phänomen ganz gut erkennen. Dort, wo die Autos (sind ja nicht die Ersten) parkten und somit vom Weg abgebogen sind, ist der „Mittelstreifen“ schon ziemlich ausgedünnt.
Die Cineasten waren dann leider auch an der großen Wiese aktiv, garantiert ohne Erlaubnis. Fahrzeuge (und das ist nur ein kleiner Ausschnitt) wurden ohne Hemmung in die Natur manövriert und abgestellt (siehe nächsten Absatz). Meine Wenigkeit (mit Hund zum täglichen Gassigang) wurde auffordert, einen anderen Weg zu wählen, den hier würde grade „gedreht“. Leute, wir sind hier nicht in Hollywood! Und selbst da gibt es Umweltauflagen!
Das Prinzip der Bodenverdichtung gilt aber besonders für das Parken auf Wiesen oder am Waldrand. Was zunächst nur eine „kleine“ Zerstörung war, wird schnell zu einer flächendeckenden. Denn der erste Parker ist nie der letzte! Wo einer parkt, kommen weitere dazu. Ich habe schon Wochenenden erlebt, an denen mehr als 10 Autos Seite an Seite auf der wilden Wiese am See abgestellt wurden. Dazu mal ein Beispielfoto aus dem Mai 2018, als der Sommer schon richtig in die Vollen gegriffen hat.
Überhaupt ist die „nicht öffentliche“ Badestelle ein beliebtes Ziel für rechtswidriges Parken, nicht nur auf der Wiesenseite. Ursprünglich war der Uferbereich mit sorgfältig verlegten Baumstämmen abgesperrt (Durchmesser etwa 30 cm). Aber solche Hindernisse sind kein Problem für Menschen, die Sonderrechte beanspruchen. Die Baumstämme wurden an einer Seite angehoben und verlegt, so dass man direkt am Ufer (im Schatten) parken konnte. Irgendwann waren die Barriere-Stämme alt und mürbe und wurden für illegale Lagerfeuer verwendet. Der Platz hinter den dicken Stämmen, die keiner beiseite kriegt, die aber auch langsam der Witterung (und dem Vandalismus) zum Opfer fallen, wird regelmäßig als Parkplatz missbraucht, am liebsten von „Gästen“, die über Nacht bleiben. Oder gleich mehrere Tage. Das folgende Foto von einem Sonntagmorgen zeigt nur einen Camper von vielen (man beachte den herausgestellten Campingstuhl).
Nur mal am Rande: Wohnmobile dürfen in Deutschland nicht einfach in der freien Natur geparkt werden, nicht einmal auf einem öffentlichen Parkplatz! Eine Internetseite, die ganz bestimmt die Interessen der Wohnmobilreisen berücksichtigt, schreibt dazu:
Das Wildcampen im Wohnmobil ist in Deutschland grundsätzlich nicht erlaubt. Allerdings gibt es eine Sonderregelung, die das Wiederherstellen der Fahrtüchtigkeit als Grund anerkennt, um eine Nacht im Wohnmobil zu verbringen. Dabei darf man dann auch am Straßenrand Halt machen, wenn man niemanden behindert. Allerdings heißt es lediglich das Fahrzeug abstellen und darin nächtigen. Das Ausfahren der Markise oder das Rausstellen von Campingstühlen ist nicht gestattet. Zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit geht man von einem Zeitrahmen von bis zu 10 Stunden aus. Alles darüber ist dann schon wieder Wildcamping.
Folgende Wohnmobilfreunde haben diese Vorschriften auch offensichtlich ignoriert!
Eine lustige Reisegesellschaft aus Berlin, die einen nicht vorhandenen Weg genutzt hat, um ihr Fahrzeug an der großen Wiese zu parken! Es wird fröhlich geraucht, die Matratze ist ausgepackt, der Grill ist schon aufgebaut!
Diese Kandidaten aus Dresden haben hier übernachtet, mitten auf der Wiese am idyllischen See. Da werden nach dem Frühstück mal eben die Teller gespült und getrocknet! Wohin wird das Spülwasser entsorgt?
Dieser gestresste Reisende hatte den Försterweg an der großen Wiese für sich entdeckt. Bei dem Foto wollte ich schon fast an die Sonderregel zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit denken, aber wer muss denn im August um halb Vier in der prallen Sonne seine Fahrtüchtigkeit wiederherstellen, und wenn doch: warum?
Dieses Bild hat mich besonders schockiert, denn es handelt sich dabei um einen Lkw-Container, der im Oktober einfach in der Wildnis abgeworfen wurde. Er blieb nur einen Tag dort, aber wozu? Ich habe wirklich viel Fantasie, aber auch nach tagelangem Grübeln fiel mir dafür einfach kein Grund ein. Er hat einfach nur die Wiese „belastet“ und wahrscheinlich neben den Pflanzen auch ein paar Insekten vernichtet. Da kann mir niemand erzählen, dass es nicht eine andere Lösung gegeben hätte.
Und damit wären wir bei dem zweiten Grund, weshalb ich das „Parken“ auf wilden Wiesen so anprangere. Kraftfahrzeuge und andere Metallprodukte aus dem Kraftfahrzeugbereich (wie z.B. der Lkw-Auflieger) bestehen aus künstlich hergestellten Materialien, die in der Natur nichts verloren haben. Und sie lassen Rückstände zurück. Autos verlieren Öl, Benzin und Schmierstoffe. Auch dieser Container hat sicher ein paar Lackblättchen verloren. Er war, dem Rost nach zu urteilen, nicht mehr der Jüngste! Okay, vielleicht bin ich da jetzt zu penibel, aber eigentlich wissen wir doch alle, dass auch kleine Mengen von Schadstoffen einen Boden dauerhaft ruinieren können. Und bitte nicht vergessen: Es ist niemals nur der Tropfen Öl aus Eurem Auto! Die unzähligen anderen (siehe oben) waren auch schon so großzügig!
Abschließend gibt es noch einen Punkt, der mir seit diesem Sommer mehr als je auf der Seele brennt, und das ist ein Wortspiel! Denn es hat wegen der Dürre in der Nähe meiner Region gebrannt! Wälder sind wegen Ignoranz und Brandstiftung den Flammen zum Opfer gefallen. Menschen und Siedlungen waren in Gefahr. Auch ein Auto, das falsch geparkt wurde, kann zum Auslöser eines Flächenbrandes werden. Ich zitiere dazu das Bundesamt für Bevölkerungsschutz aus dem August 2018:
…. Parken Sie auch nicht Ihr Fahrzeug über entzündlichem Untergrund! Der Katalysator eines Kraftfahrzeuges erhitzt sich stark und kann einen Brand auslösen! Benutzen Sie daher nur ausgewiesen Parkflächen! ....
Wir haben wohl in diesem Jahr Glück gehabt, dass die widerrechtlich „beparkten“ Flächen bereits so platt gefahren und sandig waren, dass die Hitze der Fahrzeuge keinen Brand mehr entfachen konnten. Ich möchte jetzt jeden bitten, mal etwas differenzierter darüber nachzudenken. Wer sich damit überfordert fühlt, möge doch mal folgende Frage beantworten: „Wie würdest Du es finden, wenn jemand Dein Grundstück zuparkt, mit tropfendem Öl verseucht, obwohl Du einen Tiefwasserbrunnen für Deinen Frühstückskaffee benutzt, Deine Pflanzen plattwalzt, Deine Haustiere verjagt oder tötet, und in Kauf nimmt, dass Deine Hecke brennt und Dein Haus abfackelt?“ Das verstehe ich unter „differenziert nachdenken“. Das Argument: „Ich habe aber kein Haus und Grundstück!“ zählt nicht! Es war ja eine imaginäre Frage und kann somit von jedem beantwortet werden! Strengt Eure Vorstellungskraft an!
Die Natur, die Ihr Erholungsuchenden vorfindet, mag scheinbar keinem Menschen gehören, aber ganz sicher gehört sie nicht Euch, und in jedem Fall gehört sie den wilden Tieren und Pflanzen. Ihr habt kein Recht (nicht vor dem deutschen Gesetz und ganz sicher nicht vor dem Schöpfer), diese Natur aus Ignoranz, Dummheit oder Unwissenheit zu vernichten. Der Mensch muss nicht alles tun, nur weil er es kann! Amen!