Bergfink
Vorkommen:
an zwei dicht hintereinander liegenden Tagen im Oktober 2017 in Schlunkendorf gesichtet, danach auch im Herbst 2018 am Sonnenblumenfeld
Merkmale:
etwas größer als Distelfinken, typischer kurzer Finkenschnabel, Kopf hell- bis dunkelgrau, teilweise schwarzer Gesichtsmaske, teilweise helle, gelbliche "Brille", grauer Nacken und Rücken, Hals (teilweise) und Brust blass- bis kräftig orange, bis zu den Schultern ziehend, auch noch am Flügelansatz, Bauch und Bürzel weiß, Flügeloberseite schwarz mit weißer Binde, Unterflügel weiß. Die Farbverläufe und –intensitäten variieren deutlich innerhalb eines Schwarms
Nahrungsverhalten:
im Schwarm mit anderen Finkenarten (Buchfink, Grünfink, Distelfink und Zeisig) auf abgeerntnetem Sonnenblumenfeld gesehen
Begegnung:
Diesen Vogel hatte ich von der Liste der möglichen Bewohner meiner Region gestrichen, denn die Beschreibung ließ mich an einen Vogel des Südens der Republik denken. Das war schlampig recherchiert, denn er lebt hauptsächlich im Norden und verbringt den Winter bei uns. Und er ist ein Fink, und Finken sind gesellig.
An einem sonnigen Oktobertag war ich auf dem Weg zum Fließ, als mir in einem Nachbardorf ein abgeerntetes Sonnenblumenfeld auffiel. Vor 2 Jahren hatten wir so ein Feld am Dorfrand, und es war für die Vögel der Region ein Schlaraffenland. Ich hatte damals noch kein gutes Teleobjektiv, darum waren meine Fotos nicht so spektakulär. Aber dass Buchfinken Gefallen an den Sonnenblumenkernen fanden, konnte ich damals schon beweisen.
Ich hielt also an, weil ein großer Schwarm kleiner Vögel darüber kreiste, oft landete und wieder aufflog. Sie leuchteten gelb in der Sonne, und ich hoffte auf ein paar schöne Flugbilder. Leider waren sie ziemlich weit weg, darum sind mir auch von den Distelfinken (denn die waren in der Überzahl) nur wenige brauchbare Schnappschüsse gelungen. Aber beim Zoomen entdeckte ich einen Vogel, der farblich nicht in meine bisherige Sammlung passte. Ich durchforstete die anderen Fotos, und konnte noch mindestens ein weiteres Exemplar entdecken. Die Identifizierung war leicht, denn ich kenne mein Vogelbuch fast auswendig. Und ich habe mich besonders gefreut, weil am Fließ an diesem Tag nicht so viel zu knipsen war. Ein neuer Vogel ist immer etwas ganz besonderes, auch wenn die Fotos noch nicht so brillant sind.
Einige Tage später fuhr ich erneut hin, und nach kurzem Warten war der Finkenschwarm wieder im Anflug. Die Lichtverhältnisse waren mäßig, und die kleinen Vögel wieder viel zu weit weg. Die Fotos sind daher nicht wesentlich besser, aber ich habe ein paar Flugbilder dabei.
mit Distelfinken
Und ein blasses Exemplar dieser Art ließ sich dann mit den anderen Finken in einem kahlen Obstbaum nieder (erstes Foto: Bergfink sitzt links, dazu zwei Grünfinken). Starfotos sind etwas anderes, aber am Anfang geht es wie immer zuerst um den sicheren Nachweis.
Manchmal, wenn ich frühere Bilder durchsuche, finde ich Vogel-Fotos mit dem Vermerk: „unbekannt“. Dort habe ich jetzt einen Kandidaten identifizieren können. Der erste Bergfink kam mir also schon im Januar 2017 vor die Linse. Leider weiß ich nicht mehr, wo. Könnte aber sogar mein Garten sein.
Ich hatte mir 2018 vom Sonnenblumenfeld etwas mehr versprochen. Es gab zwar große Finkengruppen, aber sie waren scheu und irgendwie immer zu weit weg. Als das Feld längst abgeerntnet und neu bestellt war, waren sie aber immer noch da und flohen panisch in die Eichenschonung, wenn ich mich näherte. Bis in den November waren die Bäume dich belaubt, so dass mir erst spät mal ein paar Einzelaufnahmen gelangen. Und da hatte ich dann den Bergfinken dabei und endlich mal ein paar Bilder, um den Header auszuwechseln. Bei dieser Finkenart sind die Männchen bunter
Männchen
Weibchen
Männchen links und Weibchen rechts
Es gibt drei Möglichkeiten, warum ich den Bergfinken erst so spät entdeckt habe. Entweder ist der Schwarm erst in diesem Jahr aus dem nachbarort umgesiedelt, weil es hier einfach schöner ist und es sich herum gepiepst hat, dass das Nahrungsangebot reichhaltiger ist. Oder die Vögel haben sich in den letzten zwei Jahren drastisch vermehrt. Oder (die wahrscheinlichste Lösung) ich war einfach blind!
In diesem Herbst habe ich ihn immer wieder am Feld und an der großen Wiese gesehen, und der Schwarm war nicht grade klein. Da alle Finken bei uns irgendwie ziemlich scheu sind, ist die Anzahl schwer zu schätzen, aber 40 sind es mindestens. Seit Dezember sitzen sie gerne in der Eichenschonung an der großen Wiese. Im Sonnenlicht werden die Fotos besonders schön.
Sie sind allerdings nicht mehr ganz so kontrastreich gefärbt wie im Spätsommer, zeigen aber immer noch die typischen Merkmale, besonders die Orangefärbung der Brust. Auffällig sind auch die grünlichen Federn an den Flügelseiten.
Der kleine, knorrige Baum an der großen Wiese, der beim Neuntöter und vielen anderen Vögeln so beliebt ist, ist wohl keine Mehlbeere, wie mein Mann immer behauptet hat, sondern ein Weißdorn. In diesem Jahr hatte er besonders viele Blüten und später rote Beeren, doch die sind jetzt im Dezember schon fast „abgeerntnet“. Im Moment haben die Bergfinken ihn belegt, und weil die Beeren wohl eine Köstlichkeit sind, lassen sie sich von mir nicht stören.
Es hat mich ein bisschen Herzschmerz gekostet, 20 Bilder aus der Auswahl zu nehmen, auf denen Bergfinken Beeren pflücken, aber meine schönsten muss ich einfach zeigen. Außerdem muss ich noch anmerken, dass die Färbungen im Kopfbereich sehr variabel sind. Doch sie gehören alle zum gleichen Schwarm. Vielleicht sind ein paar Juvenile dabei. Leider habe ich trotz Recherche noch nichts dazu gefunden.