Sonnenblumenfeld

Sonnenblumen werden von Landwirten inzwischen häufig angepflanzt. Dass dieser Umstand Grund ist, in meiner Rubrik „Exkursionen“ erwähnt zu werden, möchte ich damit erklären, dass der Besuch eines Sonnenblumenfeldes für Vogelfreunde immer einen Ausflug wert ist. Aber bitte warten, bis die Blumen ihre Samen ausgebildet haben oder die Felder schon abgeerntnet sind.

Ich habe schon an anderer Stelle davon berichtet, dass es 2015 erstmalig ein Sonnenblumenfeld in der Nähe gab, und wie viel Freude ich daran hatte. Das Feld lockte nicht nur viele Vögel an sondern auch die zweibeinige Spezies, die gerne einige Stängel abschnitten für die Vase zu Hause. Das verurteile ich nicht, obwohl es genau genommen Diebstahl ist. Aber die Erntemenge hat es sicher nicht wesentlich geschmälert. Was mich viel mehr überraschte, war, wie lange der Bauer wartete, um den Ertrag einzubringen. An den verblühten Blumen fraßen sich alle Vögel, die auch nur ansatzweise Sonnenblumenkerne auf dem Speiseplan hatten, fett und rund für den Winter.

Ich weiß nicht, wie man Sonnenblumen erntet, aber eines Tages war das Feld platt. Und wieder waren Vertreter der zweibeinigen Spezies vermehrt vertreten und sammelten Säckeweise die Blumenköpfe, welche die Erntemaschine nicht erfasst hatte. Das waren wirklich nicht wenige. Natürlich freute ich mich für die Vögel, die auch nach der Ernte noch reichlich Nahrung fanden. Aber ich fragte mich, was die Menschen mit den Sonnenblumenköpfen vorhatten. Waren sie vielleicht einfach nur tierlieb und verköstigten damit im Winter ihre Gartenvögel?

Jedenfalls nahm ich auch einen „Kopf“ mit, den ich einige hundert Meter entfernt vom Feld fand. Er war wohl einem Sammler aus dem Sack gefallen. Ich befestigte ihn an einem Rankegitter vom Blumenkasten meiner Terrasse. Meine Gartenvögel waren begeistert. Es muss sich schnell rum gezwitschert haben, welchen Leckerbissen es bei mir gab, denn die Vögel kamen im Sekundentakt. Besonders die Weidenmeise und die Blaumeise pickten Unmengen an Sonnenblumenkernen aus dem getrockneten Blumenrest, aber auch die Kohlmeise sah ab und zu vorbei. Am akrobatischsten war der Kleiber, und auch am gierigsten. Ich habe Fotos, auf denen er gleich zwei Kerne im Schnabel hat (siehe meine Kleiber-Seite).

Natürlich wusste ich, dass die Nahrungsquelle bald erschöpft sein würde, also holte ich zeitnah noch einige übrig gebliebene Köpfe vom inzwischen abgeerntneten Feld. Zu meiner Überraschung gab es kaum noch welche am Feldrand, aber ich wollte nicht über das ganze Feld latschen. Außerdem sollten die Vögel vor Ort ja auch noch was behalten. So bunkerte ich nur 6 alte Sonnenblumen in meinem Schuppen und holte sie nacheinander raus, sobald es frostig wurde.

Im Winter zeigte sich dann, wer die Kerne wirklich liebte, denn in den Futterhäuschen und an den Meisenknödeln gab es ja den ganzen Winter hindurch reichlich Nahrung für unsere gefiederten Freunde. Es war wieder die Weidenmeise, die sich am meisten freute. Die Kohl- und Blaumeisen kamen eher selten. Doch auch der Kleiber tauchte wieder auf. Die Schwanzmeisen verzichteten!

Wenn ich eines Tages alt und grau bin und mir kein kleines Haus an einem See leisten kann, um tagein, tagaus die Haubentaucher zu beobachten, dann besorge ich mir in jedem Fall abgeblühte Sonnenblumen für die tristen Herbst- und Wintertage. Es ist einfach faszinierend, die eleganten, geschickten und akrobatischen Bemühungen der Vögel zu beobachten, wenn sie die Kerne herauspicken. Die Vogelfotos, die ich an meinem Haus gemacht habe, übertreffen alles, was mir in freier Wildbahn begegnet ist. Und sie sind natürlich viel schärfer, denn die Objekte sind näher dran. Einfach den Fokus auf die Sonnenblume und im Sportmodus in Millisekunden Fotoserien schießen. Kinderspiel!

2017 gab es im Nachbarort ein Sonnenblumenfeld, das auch sehr spät geerntet wurde. Dort traf ich gemischte Finkenschwärme, alle denkbaren Krähen und Stare. Für gute Fotos muss nur das Wetter stimmen, die Motive sind täglich anzutreffen.