Eichhörnchen

Eichhörnchen gehören zu den drolligsten Kreaturen auf unserem Planeten. Ich kenne niemanden, der diese Tiere nicht knuffig findet. In Stadtparks, in denen sie regelmäßig gefüttert werden, sind sie ziemlich zutraulich.

Bei uns im Wald sind sie scheu, aber nicht ängstlich. Dafür hätten sie auch keinen Grund, denn sie haben fast unbegrenzte Fluchtmöglichkeiten. Und wir haben immer noch die kleinen roten Tiere. Ich habe gehört, dass in einigen Regionen Deutschlands die größeren, grauen aus Amerika bereits die einheimischen Hörnchen verdrängt haben. Das tut mir leid.

Als wir in den Wald gezogen sind, war meine Tochter noch sehr klein, und ich habe erst wenig, und dann nach der Geburt meines Sohnes ein paar Jahre gar nicht gearbeitet. Also hatte ich viel Zeit, die ich im Haus und im Garten verbringen konnte. Es gab drei verschiedene Eichhörnchen, die regelmäßig auftauchten. Eines hatte keine Büschel an den Ohren, eines einen ungewöhnlich buschigen Schwanz und das Dritte war normal. Sie turnten gerne in auf der Reisighecke am Küchenfenster herum, weil ich dort ein Körbchen mit Nüssen deponiert hatte. Dank dieser Maßnahme kamen sie oft und verbuddelten reichlich Walnüsse für schlechte Zeiten. Darum haben wir jetzt viele junge Walnussbäume im Wald (in meinem Garten habe ich nur einen stehen lassen). Eichhörnchen vergessen nämlich manchmal, wo sie die Vorräte vergraben haben. Und so helfen sie den Nussbäumen bei der Vermehrung.

Nur in einem einzigen Jahr konnte ich ein Eichhörnchen mit seinen Jungen beobachten, aber dafür war das Spektakel sensationell. Mama Eichhorn wollte ihren Jungen beibringen, an einer Kiefer hoch zu klettern, die etwa einen Meter von unserem Terrassendach entfernt stand, um in geeigneter Höhe den Sprung vom Baum auf das Dach zu wagen. Sie machte es vor. Eichhorn-Kind Nummer 1 war mutig oder gut dressiert, jedenfalls folgte es der Mutter die Kiefer hoch, sprang und landete sicher. Eichhorn-Kind Nummer 2 war eher zögerlich. Es kam zwar gut am Baum hoch, sprang aber nicht aufs Dach. Die geduldige Mama machte ihrem Zögling noch ein paar Mal vor, wie es gehen sollte, aber Junior folgte nicht. Stattdessen versuchte er, anderweitig aufs Dach zu gelangen. Das Dach war mit Holzbalken gestützt und verstrebt, darum war es eigentlich viel einfacher, gleich an den Balken hochzuklettern. Dummerweise stand das Dach natürlich weit über, so dass Junior zwar auf den Verstrebungen hin und her huschen konnte, aber es gab keinen Weg aufs Kunststoffdach. Ich lachte Tränen, denn der Erziehungsversuch ging sowas von in die Hose! Mama hatte irgendwann „die Faxen dicke“ und machte sich übers Dach davon. Junior folgte ihr, hopste aber auf dem Erdboden ums Haus herum und stieß auf der Rückseite wieder auf seine Familie. Meine Fotos waren leider suboptimal, aber damals legte ich mehr Wert auf das Sehen und Erleben. Das Fotografieren war zweitrangig.

Inzwischen habe ich einen Hund, der Eichhörnchen auch klasse findet. Ich glaube, er würde gerne mit ihnen spielen (denn er spielt auch gerne mit den Katzen und Meerschweinchen), aber sie sind „gemein“ zu ihm, denn sie ergreifen die Flucht, klettern Bäume hoch und beschimpfen ihn dann von oben. Mein Kleiner fiepst dann immer ganz unglücklich und umkreist den Baum, solange das Eichhörnchen noch in Sichtweite ist. Ich profitiere davon, weil er für mich die kleinen Turner aufspürt, und ich dann tolle Fotos machen kann.

Am schönsten ist es natürlich, wenn die kleinen Puschelschwänze im Frühjahr flirten. Dabei jagen sie sich mit lauten Quietsch-Geräuschen die Baumstämme hoch und runter. Weil das Laub noch nicht ausgetrieben hat, ist das Fotografieren zwar erleichtert, aber weil die Verliebten so unglaublich flink und hektisch sind, sind scharfe Bilder Glücksache.

Im Mai 2016 beobachtete ich auf dem verwilderten Nachbargrundstück ein Eichhörnchen, das sich seltsam benahm. Es kletterte an einem Busch mit dünnen Zweiglein herum, und dafür brauchte es seine ganze Akrobatik, denn die Zweiglein wippten unter seinem Gewicht hoch und runter. Es war unglaublich hektisch, und einige Male dachte ich, es würde abstürzen. Aber da hatte ich das Tierchen unterschätzt. Beim Auswerten der Bilder konnte ich erkennen, warum es da so hartnäckig und ausdauernd beschäftigt war. Es hatte Rinde von den Zweiglein abgezogen und als Knäuel in seinem Mäulchen zusammen gerollt. Ich vermutete, dass es damit sein Nest (den Kobel) auspolstert, oder seine Jungen füttert. Denn ich habe noch nie ein ausgewachsenes Hörnchen gesehen, dass sich von Rinde ernährt. So eine Situation habe ich danach nie wieder zu Gesicht bekommen.

 

 

 

Im Juni knipste ich ein Tierchen, das mir den Gefallen tat, mal in der Sonne still zu halten. Auf dem Foto meine ich eine vergrößerte Zitze zu erkennen. Offensichtlich hatte ich hier ein Muttertier. Auffällig auch, dass es keine Puschel an den Ohren hatte (nur einen winzigen Fetzen). Ich weiß aber nicht, ob das geschlechtsspezifisch ist. Auf anderen Bildern habe ich schon Eichhörnchen ganz ohne Puschel erwischt.