Bekassine

Vorkommen:

Bisher 1 x gesichtet im Juli 2016 am Pfefferfließ und das zweite Mal Juli 2018

Merkmale:

Kleiner als Enten, schmale Flügel mit brauner Oberseite, eher heller Bauch, langer, grader, dünner Schnabel, hektischer Flug dicht über dem Wasser. Etwa Amselgröße, sehr langer, dünner, grauer, grader Schnabel, in dessen Verlängerung brauner Streifen bis zum Auge, auch noch zwei braue Nebenscheitel-Streifen, dazwischen hellbraun (so wie der Rest des Kopfes), länglicher brauner Wangenfleck, Hals, Brust und Flanken braunweiß gefleckt, Bauch bis zum Bürzel weiß, grünliche Beine, Rücken braun, kontrastreich weiß abgesetzt mit weißen Längsstreifen, Schwanz kurz und hellbraun fleckig

Begegnung:

Der, die, das Bekassine. Ganz ehrlich: ich habe von diesem Vogel bis Juli 2016 niemals etwas gehört. Ich weiß nicht einmal, ob es „die“ oder „der“ oder „das“ Bekassine heißt, obwohl die Endung eher weiblich klingt. Aber bei Wasservögeln kann man nicht sicher sein. Es heißt „die“ Möwe und „die Ente“, aber „das“ Bläßhuhn, „der“ Haubentaucher und „der“ Kormoran.

An einem sehr heißen Sommersonntag machte ich noch einen Ausflug an meinen Lieblingsplatz in der Region: das Pfefferfließ. Den Hund hatte ich mal zu Hause gelassen, zum einen, weil mir ein erfahrener Fotograf gesteckt hat, dass Hunde, auch wenn sie lieb an der Leine gehen, für Tierfotografien kontraproduktiv sind, und zum anderen, weil es für das arme Tier einfach zu heiß war, um an der Leine neben mir her zu trotten. Am Fließ war dann auch nicht viel los. Auf dem Aussichtsturm stand ein Pärchen mit professioneller Fotoausrüstung, das meinen höflichen Gruß eher brummig beantwortet (mit meinem Mini-Teleobjektiv werde ich nicht als gleichrangig eingeschätzt und als Störenfried behandelt). Natürlich hielt mich das nicht davon ab, alles Fliegende zu knipsen. Die meisten meiner Fotoobjekte erkannte ich sofort, aber plötzlich wurde ich auf eine Gruppe eher kleiner Vögel aufmerksam, die hektisch ziemlich flach über dem Wasser hin und her flatterten. Ich drückte schnell ab, und das war gut, denn sie waren genau so schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht waren. Zu Hause am PC konnte ich auch schon ohne Vergrößerung erkennen, dass sie keinem Vogel glichen, den ich bisher vor die Linse bekommen hatte. Sie hatten nämlich einen überdurchschnittlich langen, dünnen, geraden Schnabel, wie ich ihn bisher noch bei keinem Vogel gesehen hatte.

Leider war mir mein Vogelbuch keine große Hilfe, denn da werden nur wenige Flugbilder präsentiert. Und die Beschreibungen über die Gebiete, in denen die Vögel vorkommen, sind zum Teil restlos veraltet (da gibt es noch Hinweise auf die DDR, die CSSR, die Tschechoslowakei und Jugoslawien). Also musste das Internet herhalten, und dieses Mal war mir die Vogelbestimmung von NABU eine echte Hilfe, auch wenn ich die Farben der Vögel im Licht der Abendsonne nur teilweise erkennen konnte. Alles deutete auf „Bekassine“ hin, also googelte ich Flugbilder und wurde fündig. Meine Zufalls-Motive waren Bekassinen. Natürlich weiß ich gar nichts über die eleganten Luftakrobaten, außer, dass es sie am Pfefferfließ gibt. Jedenfalls manchmal. Aber ich freue mich über jeden neuen Vogel!

Auf 2 Tage genau 2 Jahre ist es her, dass ich diesen Vogel am Fließ nachweisen konnte. Ich hielt ihn für eine „Eintagsfliege“, einen Zufallsgast auf der Durchreise. Die Bilder waren nur anhand des langen Schnabels aussagekräftig.

Dass er mir an einem sonnigen Tag an gleicher Stelle wieder begegnete und mich seine Nahrungssuche begleiten ließ, war eines der absoluten Highlights in meiner Knipser-Laufbahn.

 

Er stakste zusammen mit anderen Watvögeln durch den morastigen Boden des Sees, der durch die lange Trockenheit fast kein Wasser mehr führte. Auf dem folgenden Bild ist er zusammen mit einer Schafstelze (links) und einem Bruchwasserläufer (rechts) zu sehen.

Durch das optimale Licht kann ich jetzt auch Aussagen zu seinem Äußeren machen („Merkmale“ am Beginn der Seite wurden schon ergänzt).

 

Bei der Nahrungssuche ist der lange Schnabel natürlich ein großer Vorteil, so dass die Bekassine nicht nur auf verlandete Seeböden angewiesen ist. Sie stochert auch im flachen Wasser, geht dabei bis zum Bauch ins Nasse und versenkt den Kopf so tief, dass nur noch die Augen über Wasser bleiben.

 

Dieser Vogel ist wirklich etwas besonderes, darum hat er seinen ungewöhnlichen Namen mehr als verdient.