Graureiher

Vorkommen:

Überall, wo es Wasser und kleine Fische gibt, mag Schilfgürtel und Bäume, nicht so gesellig wie der Silberreiher, aber in gemischten Gruppen anzutreffen, im Berliner Tiergarten und Zoo (als Wildvogel), am Seddiner See, am Pfefferfließ und am Blankensee

Merkmale:

Storchengroßer Vogel mit schwarz-grau-weißer Zeichnung, überwiegend hellgrau, schwarzer breiter Überaugenstreif, schwarz-weiß getüpfelte Halsunterseite, schwarze Anteile in den Flügeln (Federende und Flügelende), gelbe Augen mit schwarzer Iris und schwarzem Augenring, oranger Schnabel mit grauer Oberseite, am Hinterkopf lange Schmuckfedern, die aber nicht immer zu sehen sind, Beine grau mit oranger Färbung körpernah, legt in der Regel beim Fliegen den Hals z-förmig zusammen, aber Beine nach hinten ausgestreckt

Nahrungsverhalten:

Sitzt unbeweglich am Uferrand und jagt kleiner Fischer durch Schnabelattacken, kann aber auch im Flug fischen

Begegnungen:

Meinen ersten Graureiher habe ich in England erlebt, als er elegant neben unserem Auto herflog. Da war ich 14 Jahre alt. Seitdem habe ich viele Graureiher gesehen. Sie sind leicht zu erkennen, denn sie sind groß und haben einen Knick im Hals, wenn sie fliegen. Wenn man zufällig einen Reiher sieht, der auf einem Baum landet, und ihn längere zeit aus sicherer Entfernung beobachtet, wird man feststellen, dass er stundenlang fast bewegungslos auf einem Baum sitzen kann. Keine Ahnung, an wie vielen Graureihern ich an unserem See schon vorbei gegangen bin, ohne sie zu bemerken.

2015 habe ich jedenfalls bei zwei Besuchen in Berlin mehr Graureiher gesehen, als im ganzen Jahr bei uns am See oder in der Region. Den ersten sah ich an einem Wehr im Tiergarten, wo er (völlig unbeeindruckt von kreischenden Kindern und fotografierenden Touristen) auf Fische lauerte, die im Wehr nicht weiter kamen. Es wimmelte von Aalen, aber der Vogel schien nur für die Fotografen zu „posen“. Die weitaus größere Zahl befand sich im Berliner Zoo. Die Reiher sind nicht Bestandteil des Zoo-Sortiments – sie sind freiwillig da. Und weil sie bei der Fütterung der Robben und Pelikane immer genug frischen Fisch abbekommen, ohne sich anstrengen zu müssen, bleiben sie auch. Die Bäume sind voll von Graureihern. Wahrscheinlich brüten sie da auch. Ein typisches Beispiel für „Kulturfolger“.

 

Bei uns gibt es einige Graureiher, aber man sieht sie nicht sehr oft. Der See hat genügend Schilfzonen, in denen sich die Stelzenvögel aufhalten können und geschützt sind, und natürlich einen ausreichenden Baumbestand rund um den See. Trotzdem habe ich anfangs meine wenigen Fotos etwa 3 km vom See entfernt gemacht. Dort hat das Institut für Gewässerökologie einen Versuchsstandort. Fisch gibt es da eigentlich nicht, aber im Spätsommer konnte ich einen Vogel beobachten, wie er auf einem Baum dort landete. Ein Zufallsfoto und ziemlich schlecht, aber originell und so ziemlich mein erstes Bild aus der Region.

Die Tiere sind scheu, dachte ich, und ich hatte nicht genug Zeit, um sie lange zu beobachten. Und ich glaubte, es sei auch nicht so spannend. Sie waten halt durchs seichte Wasser und fangen Fische. Aus! Was für ein Irrtum!

Ab Sommer 2016 flog mir (besonders am Pfefferfließ) der Graureiher immer wieder vor die Linse. Lange Zeit gelangen mir keine scharfen Flugbilder, und ich schob es darauf, dass dieser Vogel besonders am Bauch eine unruhige Zeichnung hat. Irgendwie muss man seine Unfähigkeit ja begründen. Dafür stolzierte im August ein Vogel ziemlich unbedarft den Weg am Fließ entlang, der für Fußgänger vorgesehen ist. Die Entfernung war nicht so groß, darum gelangen mir ein paar nette Schnappschüsse. Erst viel später fiel mir auf, dass dieser Vogel nicht so gefärbt war wie üblich. Ihm fehlte z.B. der Überaugenstreif. Ich hatte hier einen Jungvogel, was natürlich auch erklärte, warum er nicht so scheu war.

 

Von da ab gab es eigentlich jeden Monat reicht Motive und auch immer wieder gelungene, scharfe Fotos. Mein Bild im Abendlicht, bei dem ein Graureiher über einem Kormoran fliegt, habe ich auch auf der Kormoranseite vorgestellt. Es ist aber auch einfach ein Starfoto. Es gehört zu einer ganzen Serie. Auf einem Foto der Serie sieht es aus, als ob der Reiher auf dem Kormoran landet, aber es ist leider unscharf.

Endlich wurden auch mal ein paar Flugfotos gestochen scharf. Allerdings war mein „Flugobjekt“ jetzt auch oft nicht mehr so weit weg.

Im November war dann schon richtig kalt, und auf einem abgestorbenen Baum kauerte ein Graureiher. Er ließ sich von mir nicht stören (gut, ich war auch auf der anderen Seite vom Fließ, aber bei wärmeren Temperaturen wäre er sicher geflohen). So gelangen mir einfach super Fotos. Ich zeige hier eins, auf dem der Knabe nur auf einem Bein steht. Wahrscheinlich zieht er das andere zum Aufwärmen ins Bauchgefieder ein.

Im Dezember waren die Graureiher dann richtig „auf Krawall gebürstet“. Leider war das Tageslicht schon etwas minderwertig, sonst hätte ich den Kampf der beiden Graureiher vielleicht besser abgelichtet. Aber bei so einem Ereignis kann man nicht erst minutenlang die Kamera optimal einstellen, da muss man schnell abdrücken, sonst gibt es nichts mehr zu knipsen. Die beiden Reiher behackten sich ordentlich, einer tauchte sogar im Fließ unter. Ich hoffe nicht, dass es sich dabei um ein Balzritual handelte! Das wäre wirklich „hard core“.

Aber „Bruder Grau“ stänkert im Winter auch gerne mit „Bruder Silber“. Ist ja nicht so, dass es am Fließ nicht reichlich gute Fanggründe und „Stellplätze“  für Reiher gibt. Nein, da muss ein Graureiher den einzigen anderen Reiher weit und breit von seinem Platz verjagen. Das habe ich allerdings in den Monaten danach noch häufig gesehen. Und es ist immer der Graureiher, der stänkert.

Dann wurde im Februar 2017 der Winter so frostig, dass die Seen am Fließ zufroren. Dabei gelangen mir wunderbare Bilder vom Graureiher auf dem Eis.

 

 

Normalerweise besticht der Graureiher durch Eleganz. Im Winter hockt er leider auch mal am Ufer und ist so zusammen gekuschelt, dass er mehr wie ein buckeliger Professor rüberkommt. Ein sehr schönes Bild habe ich von einem Graureiherpaar im April 2017 am Fließ gemacht. Man will kaum glauben, dass es sich hierbei um die gleiche Vogelart handelt.

Der Graureiher gehört nun schon lange zu den Vögeln, von denen ich einen gigantischen Foto-Fundus aufgebaut habe. Viele Bilder wiederholen sich, nicht immer sind sie besser als die älteren. Allerdings gibt es immer noch echte Highlights, und die gehören auf meine Homepage. Im Mai 2017 war ich mit meiner Mutter und Karli am Blankensee auf dem Beobachtungssteg im Schilf. Wir waren völlig begeistert und gefangen genommen von den vielen Schwänen, von denen eine Familie mit 7 kleinen, flauschigen Küken dem Steg immer näher kam, als sich ein Graureiher näherte. Ich hielt einfach mal drauf und knipste eine Fotostrecke, wie er einen Fisch sozusagen „aus der Luft“ fing. Das waren Meister-Fotos, auf die ich sehr stolz bin.

 

 

Jetzt kommen noch ein paar Fotos, die den Graureiher in ungewöhnlichen Posen zeigen. Das letzte Bild zeigt ihn im Flug mit langem Hals (normalerweise geknickt), weil er sich grade über mich ärgert und deshalb schreit.

 

Der Graureiher ist immer für tolle Fotos zu haben. Ich reiche ein Bild aus dem Januar nach, auf dem ich (Seltenheit!) wirklich mal zwei Vögel ablichten konnte. Vielleicht beginnt bei diesen Reihern die Balzzeit schon früh.

Im Mai war es heiß und sehr trocken, darum sind die Wasserstände am Fließ mächtig gesunken. Anfang Juni habe ich an einem windstillen Abend darum zauberhafte „Spiegelfotos“ gemacht. Die müssen natürlich auf meine Seite.

Auf einem habe ich einen Jungvogel identifiziert. Merkmale: kürzerer Schwanz und der fehlende Überaugenstreif.

Je mehr Bilder man von einer Vogelart macht, desto mehr Erkenntnisse kann man ziehen. Bei meinen „allgegenwärtigen“ Kandidaten bilde ich mir oft ein, schon das Meiste gesehen zu haben. Oft fehlen noch Fotos von Nestern und kleinen Jungvögeln. Aber beim Graureiher bin ich jetzt auf ein Merkmal gestoßen, dass ich bisher nicht kannte. Und ich habe dafür auch keine Erklärung gefunden, obwohl das Internet fast auf jede Frage eine Antwort parat hat. Der Graureiher stellt manchmal seine Kopf- und Nackenhaare auf!

Dieser Vogel wird von einem anderen Exemplar verjagt, welches aber selbst nicht grade ein Meisterwerk der Schöpfung ist. Es hat (ist auf dem Bild nicht so gut zu erkennen) gar keine Kopffärbung und wirkt auch sonst ziemlich struppig (Mauser???). Jedenfalls war er dominant.

An diesem Tag Ende November 2018 tummelten sich ziemlich viele Reiher am Fließ. Es ging lebhaft, aber nicht besonders aggressiv zu. Wenn sich die „Bande“ neben dem Ufer niederließ, herrschte meistens Frieden. Bei einigen Graureihern standen die Haare hoch, ganz ohne Stress. Sie hatten regelrechte Häubchen! Die anderen nicht!

Natürlich habe ich Überlegungen zu dem Thema angestellt, aber irgendwie verfüge ich einfach über zu wenig ornithologisches Hintergrundwissen. Darum will ich meine Annahmen auch nicht weiter ausführen. Dieses Verhalten des Graureihers ist ungewöhnlich und darum erwähnenswert. Auf dem nächsten Bild hat mein Hauptmotiv (links) eine richtige kleine Sichel auf dem Kopf, während der Artgenosse rechts aussieht wie immer.