Belziger Landschaftswiesen
Ich war schon im vergangenen Jahr auf der Suche nach den Großtrappen, die es in Brandenburg in 3 Reservaten geben soll. Im Luch suchte ich sie vergeblich (vergleiche meinen Text: Westhavelland). Mein neues Ziel war deutlich näher gelegen, und ich hatte eine dünne Broschüre, auf der sogar der Weg zum Aussichtspunkt gut eingezeichnet war. Es sollte auch Parkmöglichkeiten geben.
Die Belziger Landschaftswiesen liegen zwischen Brück und Bad Belzig. Der Beobachtungsturm liegt im Osten. Der Broschüre über die Region kann man nicht entnehmen, wo man am besten parkt, aber ich war mir sicher, in dem kleinen Ort Freienthal, den man über die L85 erreicht, mein Auto deponieren zu können. Später fand ich heraus, dass man fast ganz bis an den Turm heran fahren kann, wenn auch nur auf einem Sandweg, der je nach Regendauer in den vorherigen Tagen (tiefer Matsch) oder der Benutzung durch langwirtschaftliches Gefährt (tiefe Trecker-Spuren) für normale Pkw nur eingeschränkt benutzbar ist. Etwa 150 m vor dem Turm steht ein verfallenes Gebäude mit einem Anschlag, dass man hier sein Auto bitte abstellen und zu Fuß weiter gehen soll. Auch wenn weder der Sandweg dahin noch das „Park-Gelände“ für Straßenflitzer geeignet sind, kann ich das gut verstehen. Denn man läuft von Freienthal geschätzt 1,5- 2 km zum Turm. Ich habe es getan und nicht bereut, denn sonst hätte ich meine Highlight-Fotos nicht geschossen.
Es war ein kalter, trockener Märztag. Ich hatte Urlaub und fuhr in der Mittagszeit zum Reservat. Zum Beobachten von Großtrappen war das leider die schlechteste Tageszeit überhaupt, denn sie balzen morgens und abends. Aber man hätte sie trotzdem sehen können, wenn sie sich in der Nähe des Aussichtsturmes aufgehalten hätten. Auf meinem langen Fußmarsch zum Turm hörte ich die Lerchen, die über den Feldern sangen. Ein paar konnte ich auch sehen, aber mein Fotoapparat wollte die Objekte nicht scharf stellen. Außerdem sah ich reichlich Greifvögel kreisen, zumeist paarweise. Ich erkannte auch ohne Zoom Bussarde und Rotmilane.
Nachdem ich den ersten schmalen Waldgürtel durchschritten hatte fielen mir auf den Wiesen Vogelschwärme auf. Es waren Stare und eine gewaltige Anzahl Wacholderdrosseln. In der Menge waren es natürlich interessante Fotoobjekte, aber am nettesten fand ich Wacholderdrosseln, die in einer Pfütze badeten. Das wurden wirklich tolle Bilder. Bei Auswerten entdeckte ich dann auch einen kleineren Vogel an der „Badestelle“, den ich irgendwann als Rotdrossel identifizierte. Diese Art gibt es in meiner Region nicht, also hatte ich einen echten „Neuling“. Auch die Rohrammer trieb sich schon wieder in unseren Breiten herum, zusammen mit Buchfinken.
Der Turm war dann ein Erlebnis für sich. Ich öffnete die Tür und stand im Dunkeln! Alle Beobachtungsklappen waren geschlossen, und der Lichtschalter ging leider nicht. Also tastete ich mich in absoluter Finsternis die Treppe empor. Im Obergeschoss konnte ich mich grade so orientieren, weil ein paar winzige Lichtstreifen durch die Holzlatten schienen, so dass ich sturzfrei zu den Luken kam und sie öffnen konnte (mit Mühe, ziemlich schwer die Dinger, und zum Einhaken braucht man schon eine gewissen Körpergröße, um ran zu kommen). Ich verbrachte vielleicht eine halbe Stunde mutterseelenallein auf dem Turm und fotografierte Rehe und einen Fuchs in der Ferne. Großtrappen waren nicht im Gebiet zu sehen, aber weil ich wusste, dass es riesig war, hatte ich ein bisschen damit gerechnet.
Ich verriegelte wieder alle Luken sachgemäß und taste mich vorsichtig die Treppe runter. Kaum war ich im Freien, als ein Rotmilan dicht über mir kreiste. Da bekam ich ein paar schöne Bilder.
Auf dem Rückweg hatte ich dann wirklich Knipser-Glück. Und ich hätte wohl nicht auf alles drauf gehalten, was flattert, wenn ich schon durch eine Begegnung mit den Großtrappen „satt“ gewesen wäre. Flugbilder vom Bussard habe ich reichlich, aber wenn diese Vögel irgendwo landen, bekomme ich immer noch tolle neue Aufnahmen. Ich knipste darum einen Vogel, der sich beim Landen offenbar besonderes ungeschickt anstellte, denn er flatterte noch einige Minuten bevor er wieder abhob und sich einen anderen Landeplatz 2 Meter weiter aussuchte. Zu Hause am PC zoomte ich die Bilder und konnte das Bussardweibchen sehen, auf denen mein Vogel „vorübergehend“ gelandet war. Das war schon das 2. Mal, dass ich diese Vögel bei der Begattung knipsen konnte. Und die Bilder von diesem Tag waren besser, denn das „ertappte“ Paar sah in meine Kamera. Sie saßen danach noch einige Zeit etwas entfernt von einander, aber ich habe das Paar auf einigen Bildern.
Dann hatte ich auf den letzten 500 m bis zu meinem Auto noch Glück, dass eine Heidelerche im Sandboden nach Nahrung suchte. Ich war weit genug weg, um sie nicht zu beängstigen, und nah genug dran, um mit meinem Teleobjektiv scharfe Bilder zu machen (allerdings nicht viele, denn der Vogel ist sehr hektisch und außerdem farblich perfekt an die Umgebung angepasst).
Fazit: ein Ausflug in die Belziger Landschaftswiesen lohnt sich für Vogelfreunde auch, wenn die berühmten Großtrappen unsichtbar bleiben. Und da sie nur 30 Minuten Fahrzeit von meinem Zuhause entfernt liegen, werde ich sie sicher noch häufiger besuchen.