Misteldrossel

Vorkommen:      am Pfefferfließ und an der großen Wiese, Januar, Februar, Oktober und November

Merkmale:   

größer als die Amsel, aber deutlich schlanker (nicht auf allen Bildern), überwiegend hellbraun, Bauch weiß mit kontrastreichen dunkelbraunen Punkten, Unterflügeldecken weiß

Nahrungsverhalten:     

Mistelfrüchte, aber bestimmt auch noch andere Leckerbissen, denn ich habe die Vögel auch schon auf der großen Wiese sitzen sehen

Begegnungen:

In meinem bereits häufig zitierten Vogelbuch aus dem letzten Jahrhundert gibt es wirklich schöne, scharfe Vogelbilder. Bis heute weiß ich nicht, wie die damaligen Fotografen ihre Bilder hinbekommen haben, denn sie mussten 1. das Wissen haben, den Vogel zu erkennen, 2. das Glück, ihn zu entdecken und nahe genug heran zu kommen ohne störende Zweige im Weg und 3. das Können, mit ihrer Kamera gut belichtete und scharfe Bilder zu erschaffen. Das war sicherlich eine Vollzeitbeschäftigung, und ich möchte nicht wissen, wie oft der Fotograf enttäuscht war, wenn er seine Fotos entwickelt hatte (ja, damals machte man das noch). Heute macht die Kamera alles vollautomatisch, wenn man will. Und der Knipser sieht sofort, ob die Bilder gut sind. Für gute Vogelbilder braucht man also nur noch Glück und manchmal Geduld.

 

Allerdings sind einige der Fotos im Vogelbuch etwas irreführend (auch das habe ich schon erwähnt), so dass ich, wenn es hart auf hart kommt, das Internet bemühen muss. In dem Buch sieht die Misteldrossel der Singdrossel zum verwechseln ähnlich. Aber in „natura“ sind die beiden Vögel ganz gut zu unterscheiden. Als ich im November (tolle Zeit, die Bäume sind blattlos, man sieht wieder alle Piepser) am Fließ unterwegs war, viel mir ein Vogel auf, der sich im Flug von den Arten unterschied, die ich normalerweise dort beobachten konnte. Er war fast taubengroß, aber heller, und flog auch nicht wie eine Taube. Ich tippte auf einen Falken, die sehe ich am Fließ regelmäßig. Später sah ich auf dem Rückweg einen Vogel der gleichen Größe in einem kahlen Baum. Sicherheitshalber machte ich ein paar Bilder. Inzwischen erkenne ich die meisten größeren Vögel an ihrer Form, aber diese Silhouette war mir nicht vertraut.

 

Zu Hause vergrößerte ich die Bilder und freute mich. Ich hatte wieder eine neue Art entdeckt. Die Merkmale stimmten mit der Beschreibung in meinem Buch überein (weiße Flügelunterseite, das Anlegen der Flügel nach jedem Flügelschlag), und die Zeichnung am Bauch und Hals war auch anders als bei der Singdrossel, die ich bei uns an der großen Wiese ja im Frühjahr mehrfach ablichten konnte. Und außerdem hingen in dem kahlen Baum große Mistel-Büsche. Das machte die Identifizierung dann narrensicher.

 

Auf Fotos sind Sing- und Misteldrossel schwer zu unterscheiden, aber der Größenunterschied ist sehr auffällig. Auch finde ich, dass die Misteldrossel nicht so pummelig ist. Das Zugvogelverhalten kann ich nicht belegen, denn ich glaube nicht, dass es sich für einen Vogel lohnt, für einen Monat (den Dezember) das Revier zu verlassen. Meine frühesten Bilder von diesem Vogel habe ich im Januar gemacht, die letzten im November. Allerdings bleiben inzwischen ja auch Graugänse und sogar Stare im Winter hier. Im Frühling und Sommer habe ich noch keine Misteldrosseln geknipst. Vielleicht ziehen sie ja zum Brüten noch weiter nach Norden.

Im März 2018 lockte mich die Misteldrossel mit ihrem Gesang, aber ich konnte sie nicht entdecken. Bis ich auf dem Aussichtsturm am Fließ in Seelenruhe warten konnte, dass der Künstler sich auch mal zeigte. Und wo habe ich sie erwischt? In den Misteln!

Auf dem Rückweg saß sie dann in einer Erle ohne Misteln. Dem Gesichtsausdruck nach war sie enttäuscht, dass ich schon wieder ging. Zu gerne hätte sie mich noch ein bisschen vorgeführt!