Erlenzeisig

Vorkommen:   

ganzjährig am Seddiner See, am Pfefferfließ und in meinem Garten, in gemischten Finkenschwärmen und/ oder in Gesellschaft von Birkenzeisigen, mir bekannt seit Januar 2016

Merkmale:        

kleiner Finkenvogel, überwiegend gelbe Brust (geteilt), Bauch weiß, seitlich mit schwarzen Längsstreifen, Männchen mit schwarzer Kopfplatte und meistens schwarzem Kinnfleck, Weibchen mit weißen und bräunlichen Längsstreifen auf der Brust, schwarze Flügel mit gelber Binde (schmaler und nicht so intensiv leuchtend wie beim Distelfink), im Flug gespreizt gelber Schwanz mit schwarzen Enden, im sitzen gekreuzter Schwanz, Männchen im Schlichtkleid nicht so knallig gelb

Nahrungsverhalten:     

turnt munter in Erlen oder anderen Bäumen auf der Suche nach Samen, auch auf dem Boden, auch im abgemähten Sonnenblumenfeld, regelmäßiger Gast am Futterhaus

Begegnungen:

Der Name des Vogels ist mir aus meiner Kindheit bekannt. In einem Kinder-Quiz gab es die Scherzfrage, welcher Vogel „hinten ganz eisig“ sei.  Aber ich hatte noch nie einen gesehen. Glaubt man den Fotos in meinem schlauen Vogelbuch, ist er gelbbraun ohne besondere Merkmale und somit ganz vielen anderen Vögeln zum Verwechseln ähnlich.

 

Im Winter hatte ich dann einen geflügelten Gast im Garten, den ich partout nicht zuordnen konnte. Er war knallgelb und hatte eine schwarze Platte auf dem Kopf. In meinem Vogelbuch fand ich keinen einzigen Piepmatz, der ihm ähnlich sah. Also bemühte ich Google, doch auch auf den einschlägigen Seiten von NABU etc., auf denen man Vögel anhand weniger Merkmale bestimmen kann, fand ich kein Exemplar, auf das die Beschreibung zutraf. Schon mutmaßte ich, ich hätte eine neue Vogelart entdeckt (vielleicht aus dem Osten oder Süden eingewandert), aber als nochmal nach Bildern googelte, fand ich meinen unbekannten gefiederten Freund. Es war ein Erlenzeisig. Darauf wäre ich nie gekommen, denn die nächsten Erlen stehen am See, und der liegt ca. 400 m entfernt.

Die Fotos, die ich von dem Erlenzeisig in meinem Garten machte, waren leider alle nicht besonders scharf, weil ich durchs Fenster fotografierte. Er kam in den Garten zusammen mit einer Kohlmeise und einer Blaumeise. Zusammen tranken sie aus dem Teich, später gesellte sich noch eine Weidenmeise dazu.

Anfangs und von vorne war der Vogel auffallend gelb, doch von der Seite war braungelb und auch grau. Wahrscheinlich hatte er sich am Anfang wegen der Kälte extrem aufgeplustert, während er beim trinken seine normal Form annahm. Irgendwann setzte er sich auch in die Nähe des „Saat-Knödels“, den ich aufgehängt hatte. Ob er sich nicht ran traute, weil die Blaumeise dran war oder weil Knödel nicht so sein Ding sind, weiß ich nicht. Jedenfalls habe ich ihn nicht beim Speisen erwischt!

Die nächste Begegnung war dann deshalb so spektakulär, weil in dem Schwarm Erlenzeisige am See noch andere Vögel auftauchten, die rötliche Flecken auf dem Kopf hatten. Neben besseren Bildern vom Erlenzeisig kam ich so in den Genuss, den Birkenzeisig kennen zu lernen. Von da ab traf ich beide Arten eigentlich fast immer zusammen an, oft in Erlen, aber auch Birken sind bei beiden Sorten beliebt. Von hinten sehen sich Birken- und Erlenzeisig sehr ähnlich, die Zeichnung ist fast identisch, die Größe und Silhouette auch. Aber der Erlenzeisig ist gelb, der Birkenzeisig hellgrau.

 

 

 

In den Erlen sind die Zeisige hektische kleine Akrobaten, die kopfüber oder mit dem Rücken nach unten in den Zweigen hängen, um an die begehrte Beute zu kommen. Man kann 1000 Fotos machen, ohne zwei identische zu haben. Flugbilder sind besonders schwierig.

Ein Foto ist mit gelungen, auf dem man Erlen- und Birkenzeisig wirklich gut vergleichen kann. Wenn die Farbunterschiede nicht wären, könnte man sie für Zwillinge halten.

Seit ich meine Vorliebe für Comics wieder entdeckt habe, muss ich manchmal bei einigen Fotos Sprechblasen einfügen. Weil nicht alle für den Spruch des Monats reichen und keine komplette Fotostrecke und Geschichte ergeben, stelle ich sie einfach auf den Seiten der Spezies vor. Allerdings finde ich dieses Foto auch fotografisch ziemlich gelungen (man betrachte mal die Symmetrie der Äste).

Wir hatten 2018 einen langen Winter, der nach dem Osterwochenende schlagartig vorbei war. Ab April wurde es sommerlich! Diese Bilder vom Erlenzeisig sind aus den letzten Wintertagen Anfang April. Ein ganzer Schwarm hatte sich in unseren Garten verirrt und plusterte sich gegen die Kälte auf. Die Männchen kamen aber farblich schon langsam in Balzlaune.

 

 

 

 

Freund Zeisig ist zuverlässiger Gast im Winter an den Futterstellen. Auch er mag die Sonnenblumensamen. Sie sind wohl besonders sättigend. Im Gegenlicht zwei Schnappschüsse aus dem Februar 2019.