Fluglärm

Berlin muss seit Jahren Hohn und Spott ertragen, weil es der Stadt nicht gelingt, den Flughafen Schönefeld in einen modernen Großflughafen zu verwandeln, der den Namen BER tragen soll. BER ist inzwischen ein Pseudonym für „Inkompetenz und Geldverschwendung“. Ich persönlich bin für diese Zeitverzögerung ziemlich dankbar und bete für jeden zusätzlichen Tag, um den sich die Eröffnung nach in die Zukunft verschiebt. Denn der Fluglärm geht mir jetzt schon auf die Nerven.

Eigentlich liegt unsere Gemeinde zig Kilometer vom Flughafen entfernt. Darum können wir den ganzen Tag Flugzeuge am Himmel sehen (oder die Kondensstreifen), aber selten hören. Doch leider klagen immer mehr Gemeinden, die näher am Flughafen liegen, über Lärmbelästigung, so dass die Flugkorridore geändert werden. Das hat zur Folge, dass über unserer Region immer häufiger tief fliegende Brummer auftauchen. Sie sind nicht so laut, dass man beim telefonieren gestört wird. Und die Wände und Fenster vibrieren auch nicht, aber es ist beängstigend, wenn die Blechvögel so nah über den Köpfen dahin gleiten.

Insgesamt frage ich mich jedoch, wie sehr die heimische Vogelwelt darunter leidet. Einige Vögel, wie Milane, Falken und andere Raubvögel, oder auch Schwalben, Kraniche und Störche, fliegen bisweilen ziemlich hoch. Und inzwischen weiß ich durch Beobachtung, dass wir viele dieser „Hochflieger“ bei uns haben. Werden sie durch den zunehmenden Flugverkehr vertrieben? Und wie soll es erst werden, wenn der BER fertig ist? Bedeutet es, dass wir täglich im Minutentakt Krachmacher im Landeanflug verkraften müssen?

Natürlich braucht eine Bundeshauptstadt einen großen Flughafen, und dass Tegel und Tempelhof, die mitten in der Stadt liegen, keine Alternative bieten, ist jedem vernünftig denkenden Bürger klar. Natürlich weiß ich auch, dass es in allen Regionen rund um Berlin eine artenreiche Flora und Fauna gibt, die es sich zu schützen lohnt. Also ist nicht die Frage, ob so Großprojekt realisiert wird, sondern nur: wo. Die Standortfrage ist schon lange gefallen, unsere Gemeinde hat einen der kleineren „schwarzen Peter“ abgegriffen, aber es hat sich auch niemand wirklich gewehrt. Im Gegenteil. Ein junger Vater hat im Gemeindeblatt einen frenetischen Appell „pro BER“ verfasst und betont,  welche Chancen und Vorteile der Flughafen für die Region bringen würde. Mir ist bald schlecht geworden!

Vielleicht geht die Bevölkerung auf die Barrikaden, wenn der Lärm deutlich zunimmt. Der Bürger unternimmt ja gerne erst dann etwas, wenn sich die eigene, ganz persönliche Situation verschlechtert. Und ob die Vögel heute schon leiden, das weiß man ja nicht. Es ist ja auch keine Bürgerpflicht, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich hoffe einfach, dass an der BER-Baustelle auch weiterhin zuverlässig Pleiten und Pannen stattfinden, welche den Eröffnungstermin verschieben. Bislang bin ich mit dieser Strategie ganz gut gefahren.