Blankensee

„Blankensee“ ist nicht nur der Name eines Dorfes (ein Ortsteil von Trebbin) und des dazugehörigen Sees, er beschreibt für mich ein riesiges Naturschutzgebiet. Blankensee gehört zum Naturpark Nuthe-Nieplitz und liegt somit in meiner Region. Der See an sich ist eigentlich nur an einer Stelle richtig gut einsehbar. Dafür wurde in einen kleinen Teil des Schilfgürtels ein breiter Holzsteg mit Geländer gebaut, auf dem es sogar Sitzplätze gibt. Für mich ist dieser Steg ein Werk von intelligenten Naturschützern, die einen wunderbaren Fleck dieser Erde allen Menschen zugänglich machen wollen, ohne die Tierwelt zu stören. Denn der See ist sehr groß, und den Wasservögeln steht es frei, in die Nähe des Stegs zu kommen oder auch nicht. Er liegt auf der Ostseite des Blankensees  (wie das Dorf), so dass man wunderbare Sonnenuntergänge erleben kann, wenn das Wetter dafür geeignet ist.

Der Ort Blankensee ist ziemlich klein, aber es gibt ein Schloss und einen Schlossgarten. Wer jetzt an den Buckingham Palace denkt, wird enttäuscht sein, denn es ist ein eher kleines Schloss, und auch der Schlossgarten lässt sich bequem in einer Stunde erkunden. Es ist eher „ländlich“, aber durchaus reizvoll. Im Ort herrscht Parkverbot, doch es gibt einen Parkplatz. Der ist zwar nicht gigantisch, aber der Andrang hält sich auch in Grenzen. Von dort kann man bequem zu Fuß zum Schloss laufen. Auf dem Weg dahin gibt es sogar eine saubere, öffentliche Toilette, für die man etwas bezahlen kann, aber nicht muss. Durchquert man den Ort nach Süden kommt man über eine kleine Brücke zum nahen Hinterland des Sees. Dort wurden auch schon Eisvögel gesehen. Läuft man weiter, gelangt man zum oben genannten Steg. Zum Steg gibt es aber auch noch einen anderen Zugang (dazu später). Vom Parkplatz aus kann man aber auch nach Norden laufen. Dann kommt man an einem kleinen See vorbei, der bezeichnenderweise „Seechen“ heißt. Er ist ziemlich zugewachsen, aber an einigen Stellen zugänglich. Dort habe ich mein erstes Schellentenküken gesehen. Nördlich vom Seechen gibt es eine kleine Ruine mitten im Wald (ist ausgeschildert). Wenn man noch weiter nach Norden pilgert, erreicht man einen Aussichtsturm. Dort war ich noch nicht, weil ich ihn bei meinem Besuch damals leider nicht gefunden und stattdessen die Ruine entdeckt habe. Wenn ich ihn mal besuche, liefere ich eine genaue Wegbeschreibung nach.

Wenn ich zum Blankensee fahre, nähere ich mich von Westen über den Ort Stücken. Wer dort nach einem Abzweigschild nach Blankensee sucht, sucht vergeblich. Da muss man schon ortskundig sein (oder der Ausschilderung zum Restaurant folgen und dann weiter fahren). Ich glaube, das ist Absicht, damit der alte Ortskern mit dem Kopfsteinpflaster nicht zur Durchgangsstraße wird. Die Verbindungsstraße ist dann auch eher einspurig, was bei dem geringen Verkehrsaufkommen aber kein wirkliches Problem darstellt. Einfacher ist die Fahrt nach Blankensee über die L793. Wer von Süden kommt, biegt in Schönhagen von der Bundesstraße 246 ab (ist ausgeschildert). Von Norden erreicht man über Schiass (dort gibt es ein tolles Storchennest, mal auf meiner Storchenseite nachschlagen) den Ort. Über die L793 erreicht man auch den anderen, größeren Parkplatz, von dem man zum oben erwähnten Steg laufen kann. Er liegt am südlichen Teil des Ortes, und wer schnell fährt, kann ihn übersehen, aber er ist von beiden Seiten ausgewiesen. Von da läuft man einige 100 Meter nach links bis zum Wasser (schon von Weitem sichtbar) und ist dann direkt am Steg.

Dem Blankensee verdanke ich einige meiner allerbesten Fotos, nicht nur vom Sonnenuntergang. Schwäne, Haubentaucher, Bachstelzen, Stockenten im Winter und der Graureiher beim Fischfang haben mir einfach wunderbare Bilder geschenkt. Auch im Luftraum hatte ich Glück, denn der ist immer von Enten, Greifvögeln, Kormoranen und vielen anderen Vögeln bevölkert. Im Schilf am Steg gibt es zwar oft Trubel, aber da hatte ich erst einmal einen Treffer mit dem Drosselrohrsänger. Auf diesem See konnte ich Erstkontakte mit der Tafelente und dem Zwergsäger nachweisen. Graugänse sind hier fast ganzjährig anzutreffen.

Naturliebhaber kommen am Blankensee voll auf ihre Kosten! Vogelfotografen haben es wie immer etwas schwerer, aber ich bin eigentlich nie ohne ein paar tolle Bilder nach Hause gefahren. Und für Starfotos braucht man halt Glück. Die Möglichkeiten dazu sind am Blankensee schon ziemlich groß.

An einem (nicht ganz so heißen) Junitag hatte ich unverhofft unter der Woche frei und beschloss, mal meine Blankensee-Exkursion zu vervollständigen. Nördlich des Ortes gibt es den bereits erwähnten kleinen See mit dem putzigen Namen „Seechen“. Er ist von einem Wald- und Gebüschgürtel eingefasst. Dahinter liegen die „Ungeheuerwiesen“ und ein weiterer größerer See, der Grössinsee. An dem sollte es auch einen Aussichtpunkt geben. Den wollte ich jetzt mal finden.

Zunächst parkt man auf dem eingangs beschriebenen Parkplatz im Ort, läuft nach Westen in Richtung Schloss und biegt dann in die nächste Straße nach rechts ab. Ob die Straße „Seechen“ heißt oder das nostalgische Schild die Richtung zum See anzeigen soll, weiß ich nicht. Aber es gibt ein Schild, und das ist deshalb bemerkenswert, weil es für die Aussichttürme (es sind nämlich zwei) keine gibt. Am Ende es Ortes versperrt eine Schranke den Weg für Fahrzeuge. Der Weg ist breit, und man kann schon nach weinigen Metern durch das Dickicht das Seewasser blitzen sehen. Eigentlich kann man nur an einer Stelle (etwa 100 m nach der Schranke, auf der linken Wegseite ist die Vegetation deutlich plattgetreten) an den See heran. Das ist auch gewollt, denn am Ufer steht eine Bank. Aber der Blick auf den See ist durch den Schilfgürtel und überhängende Äste sehr eingeschränkt. Etwas besser ist es etwa 40 m weiter, wo ein Weg auch noch mal zum Wasser führt (kann man leicht übersehen). Da steht man zumindest etwas erhöht und kann über das Schilf auf den See blicken. Aber wenn nicht zufällig ein Wasservogel genau dort langschwimmt, sieht man gar nichts. Fazit: das „Seechen“ ist für Vogelbeobachtungen eher suboptimal. Libellen und Frösche gibt es aber reichlich.

Geht man weiter, biegt irgendwann ein Weg nach links in den Wald. Er führt an der nördlichen Seite des „Seechens“ entlang und führt zur oben bereits erwähnten „Ruine“. Die ist wirklich ganz interessant und vor allem begehbar, auch wenn sie ziemlich klein ist. Und der Weg zur „Ruine“ ist mit einem kleinen grünen Schild gekennzeichnet. Aber das war es dann auch mit den Wegweiser- Schildern. Geht man geradeaus weiter, gabelt sich der Weg nach wenigen Metern gleich dreifach (ich nenne diese Stelle jetzt mal „Ausgangspunkt“). Ein (kaputtes) Schild belehrt den Wanderer nochmal in Sachen „Naturschutzgebiet“, aber wohin es zu den Aussichtstürmen geht kann man nur raten. Beide sind nämlich von diesem Punkt aus nicht sichtbar, obwohl sich die „Ungeheuerwiesen“ fast bis an den Horizont erstrecken. Hier helfe ich jetzt mal aus!

Wer den Blick über den Grössinsee genießen will, geht den Weg nach rechts. Es ist kein wirklicher Weg, eher eine durch ein Kraftfahrzeug gefahrene Schneise über die Wiese. Auch wenn man in der Ferne zwei Hochstände erkennen kann: keiner davon ist der Aussichtturm! Der Weg ist wirklich weit, doch irgendwann erreicht man Schilf. Den See kann man immer noch nicht erahnen. Schließlich macht der Weg einen kleinen Schlenker nach rechts, und dann sieht man auch den Aussichtpunkt. Die Bezeichnung „Turm“ wäre geprahlt. Naturfreunde mit Höhenangst müssen sich nicht fürchten. Eine etwa 1,50 x 1,50 m2 große Plattform mit Umrandung und Sitzbank ist bequem über 6 Leiterstufen erreichbar. Mehr als 4 Leute passen da nicht drauf, und dann wird es auch schon eng. Aber man kann über den Schilfgürtel einen großen Teil des Sees überblicken. Tipp: im Juni sind ausschließlich wenige Möwen zu sehen. Das ist wohl mehr ein Ausflugsziel für die Zugvogelzeit.

Wenn man den Weg zurück geht, sieht man auch den zweiten Aussichtsturm. Er ist deutlich größer und höher und für längere Beobachtungen vorgesehen. Man erreicht ihn sowohl über den mittleren als auch über den linken Weg am Ausgangspunkt (ist ein Rundweg!). Beide Wege sind durch eine schmale, aber hohe Bepflanzung von den Ungeheuerwiesen getrennt, was das unbemerkte Anschleichen vereinfacht. Im Juni ist das aber überflüssig, denn auf den Wiesen singen zwar die Lerchen und Braunkehlchen, aber außer ein paar vereinzelten Kranichen gibt es tagsüber nichts zu sehen. Lustiger weise heißt der Turm „Seechen-Turm“, aber den See kann man leider darauf nicht überblicken (ist auch nicht vorgesehen, die Südseite des Turmes ist „vernagelt“). Auch für diesen Aussichtpunkt sind die Jahreszeiten, in denen die Zugvögel hier Rast machen, sicher erfolgversprechender.

Zusammengefasst gibt es hier viel Natur zu genießen, wie es sich für ein Naturschutzgebiet gehört. Es mag an diesem Sommer liegen, dass nur wenige Schmetterlinge (Ochsenauge und Rapsweißling), Libellen (nur den Blaupfeil abgelichtet) und Vögel (Milane, Turmfalken, Möwen, Drosseln, Goldammer) auftreten. Im nördlichen Wald habe ich allerdings zwei Kleinspechte gesichtet und abgelichtet (ich recherchiere noch, aber glaube es waren Vater und Küken). Ein Kranichpaar war auf den Wiesen, die Lerchen waren aber überall zu hören. Insgesamt habe ich mir vielleicht für Starfotos den falschen Zeitpunkt ausgesucht. Die Einsamkeit in der ziemlich unberührten Natur habe ich aber in vollen Zügen genossen. Für Sensationsfotografen nur eingeschränkt zu empfehlen, für Naturliebhaber aber unbegrenzt!